Erfurt. Finanzfachleute beantworten Leserfragen zum Thema finanzielle Vorsorge für Kinder und Enkel.

Ob Sparschwein oder Sparfonds – den Nachwuchs freut es, wenn zur Volljährigkeit eine kleine Finanzspritze fällig wird. Eltern, Verwandte oder Bekannte helfen gern dabei. Oft sind sie jedoch unsicher, was die richtige Sparanlage betrifft. Eine Kinderversicherung? Einen Kinderfonds? Wer ist überhaupt berechtigt? Und kann der Sprössling mit dem Geld machen, was er will? Zu diesen und vielen anderen Fragen gaben unsere Finanzfachleute Wolfgang Raab vom deutschen Fondsverband BVI und Peter Klipp von der Stiftung Warentest Auskunft beim Telefonforum. Hier eine Zusammenfassung:

Ich hatte für meine beiden Enkel jeweils ein Sparbuch eingerichtet, aber das bringt ja gar nichts mehr. Ich suche eine sichere Alternative. Was empfehlen Sie?

Sie können das Ersparte als Festgeld über fünf Jahre anlegen. Hier greift die gesetzliche Einlagensicherung, die 100.000 Euro pro Person und Bank absichert. Aber auch hier sind die Zinsen überschaubar.

Günstiger ist es, das Geld in einen Fondssparplan zu legen. Hier können Sie entweder die gesamte, bisher angesparte Summe auf einmal anlegen oder Sie vereinbaren eine monatliche Einzahlung. Ab 25 Euro ist das bei vielen Anbietern möglich. Über die lange Zeit, die Sie noch für Ihre Enkel sparen können, wird die Rendite deutlich besser ausfallen als bei den derzeitigen Zinsen. Eine Sicherung für Fonds gibt es ebenfalls: Es handelt sich bei den Einlagen um Sondervermögen, das bei Insolvenz nicht an die Gläubiger fallen kann.

Ich spare für meine Enkelin auf deren Namen. Die Mutter wird demnächst Invalidenrente bekommen. Wird die Invalidenrente um das Ersparte gekürzt?

Nein, das Geld gehört dem Kind. Es wird nicht auf die Invalidenrente der Mutter angerechnet.

Kann ich als Großmutter ein Konto auf den Namen meiner Enkelin einrichten?

Die Einrichtung eines so genannten Minderjährigen-Kontos ist möglich, aber nur mit Zustimmung der Eltern. Diese müssen auch bei der Kontoeröffnung dabei sein und die Identität des Kindes nachweisen, beispielsweise über die Geburtsurkunde. Beachten Sie, dass das Geld dann auch dem Kind gehört. Weder Sie noch die Eltern können darüber verfügen. Die Eltern können das Konto lediglich verwalten. Ist Ihre Enkelin volljährig, kann sie mit dem Geld machen, was sie möchte.

Ich möchte einen Fondssparplan für meinen Enkel einrichten. Er ist jetzt zwei Jahre alt und der Sparplan kann bis 18 laufen. Was eignet sich dafür am besten?

Über den langen Zeitraum kommt ein breit streuender Aktienfondssparplan in Betracht. Kursschwankungen lassen sich aussitzen und die Rendite dürfte deutlich über dem derzeitigen Zinsniveau liegen. Wenn Sie sich informieren wollen, schauen Sie auf die Seiten des deutschen Fondsverbandes BVI www.bvi.de/statistik sowie der Stiftung Warentest www.test.de/fonds im Internet. Eine breite Streuung finden Sie beispielsweise im MSCI World mit über 1.600 Aktien.

Der Aktienfondssparplan für unsere Tochter soll zu Ihrem 18. Geburtstag ausgezahlt werden. Wie umgehen wir dann ein Aktientief oder einen anderen ungünstigen Zeitpunkt?Zum einen können Sie ein oder zwei Jahre vorher das Geld in eine Sicherheitsvariante wie Tagesgeld oder Festgeld umschichten. Sie können aber auch noch einmal über den Auszahlungszeitpunkt nachdenken.

Vielleicht lassen Sie das Ersparte einfach liegen und Ihre Tochter entnimmt das Geld, wenn sie es braucht.

Da Sparbücher nichts mehr bringen, überlege ich, einen Bausparvertrag für meinen Enkel einzurichten, weil die Genossenschaften zusätzlich zur gesetzlichen Einlagensicherung noch über ein eigenes Sicherungssystem verfügen. Was halten Sie davon?

Ein Bausparvertrag ist geeignet, wenn Ihr Enkel später bauen möchte. Denn damit sichern Sie ihm die derzeitig günstigen Zinsen für später. Als Sparanlage empfehlen wir eher einen Fondssparplan, in den Sie ganz nach Ihrer persönlichen Situation einzahlen können. Die Einlagen sind als Sondervermögen in voller Höhe geschützt. Wenn Sie eher risikoarm anlegen möchten, können Sie in einen Mischfonds oder in einen offenen Immobilienfonds einzahlen. Beide sind schwankungsärmer als ein Aktienfonds. Bei Letzterem müssen Sie eine zweijährige Mindesthaltefrist und eine einjährige Kündigungsfrist beachten – was allerdings beim langjährigen Sparen keine große Rolle spielen dürfte.

Was meinen Sie zu einer Ausbildungsversicherung? Ist das empfehlenswert?

Mehr Flexibilität und eine größere Chance auf Rendite bietet ein Fondssparplan. Sie haben hier alle Möglichkeiten, die Sparsumme einzuzahlen: entweder mit einem festen monatlichen Betrag oder mit sporadischen Einmalbeträgen. Auch die monatliche Summe können Sie variieren – aufstocken oder reduzieren, ganz nach Ihrer persönlichen Situation. Kursschwankungen werden über die Jahre ausgeglichen, die Rendite dürfte deutlich oberhalb der derzeitigen Zinsen liegen. Ob Sie sich für einen Aktienfonds oder für einen Mischfonds entscheiden, liegt ganz bei Ihnen. Sie müssen damit gut schlafen können.

Gibt es eine Möglichkeit, Einfluss darauf zu nehmen, was unser Enkel mit dem Ersparten macht, wenn er 18 ist?

Wenn Sie das Geld auf seinen Namen angelegt haben, ist es seins und sobald er 18 ist, kann er entscheiden, was er damit machen will. Sie können jedoch einen Auszahlplan vereinbaren, so dass der Enkel nur eine bestimmt Summe im Monat erhält. Eine andere Möglichkeit ist, das Geld bei sich zu behalten, es also auf Ihren Namen laufen zu lassen. Dann können Sie entscheiden, ob und wann Sie ihm welche Summe überlassen.

Ist es besser, monatlich eine feste Summe oder einmalig eine größere Summe in einen Sparplan einzuzahlen?

Da ein Sparplan sehr flexibel ist, können Sie beides tun. Sie können monatlich einen konstanten Betrag einzahlen, diesen aber auch aussetzen und später einen größeren Betrag einzahlen. Wenn Sie lediglich einen Einmalbetrag einzahlen möchten, kann es passieren, dass Sie einen ungünstigen Zeitpunkt erwischen. Wenn Sie sich nicht sicher sind, können Sie die Summe staffeln und die Teilbeträge über einen längeren Zeitraum zu unterschiedlichen Zeiten anlegen.

Ich möchte meinem Urenkel eine Summe Geldes schenken. Bis zu welcher Grenze ist die Schenkung steuerfrei?

Die Grenze liegt für Ur-Großeltern bei 100.000 Euro, die alle zehn Jahre steuerfrei verschenkt werden können.

Können die Ersparnisse des Kindes auf Bafög angerechnet werden?

Liegen mehr als 7.500 Euro auf dem Sparkonto Ihres Kindes, kann das Bafög reduziert werden. Im Internet findet man dazu Bafög-Rechner.

Ich möchte sicher gehen, dass das Geld, das ich jetzt spare, auch tatsächlich meinem Enkel zugutekommt. Wie kann ich das absichern?

Sie können dies über eine Schenkung tun oder Sie legen in Ihrem Testament fest, welche Summe Ihr Enkel einmal erben soll.

Ist es aus steuerlicher Sicht günstiger, die Sparanlage für unseren Sohn auf seinen Namen oder auf uns als Eltern schreiben zu lassen?

Die Sparanlage auf Ihren Sohn laufen zu lassen, hat den Vorteil, dass Sie für ihn einen eigenen Freistellungsauftrag beim Finanzamt einreichen können. Der Steuerfreibetrag liegt derzeit bei 801 Euro. Beachten Sie, dass das Geld Ihrem Sohn gehört. Sie können dann nicht wieder an das Geld heran.

Ich habe 100.000 Euro für meine Enkel gespart, jetzt hat meine Bank Negativzinsen angekündigt. Was kann ich tun?

Sie können die Bank wechseln oder das Geld in eine andere Sparvariante legen, beispielsweise einen Fonds. Ob Sie sich für einen Aktien- oder einen Mischfonds entscheiden, hängt von Ihrer Risikobereitschaft ab und davon, wie lange der Fonds noch laufen soll.

Welche Unterlagen sind erforderlich, wenn ich ein Depot auf den Namen meines Kindes anlegen möchte?

Fragen Sie am besten bei Ihrer Bank nach. Bei den meisten Banken sind es die Geburtsurkunde sowie die Steueridentifikationsnummer (ID) des Kindes. Eventuell muss das Sorgerecht nachgewiesen werden. Soll das Depot bei einer Direktbank eröffnet werden, läuft dies meist über das so genannte Post-Ident-Verfahren.

Was kostet die Depotführung?

Kinderdepots sind meist kostenlos. Es ist aber möglich, dass das Geldinstitut ein bestimmtes Depotvolumen oder die Geldanlage in Form eines Fondssparplans verlangt.

Mein Bekannter hat das Geld für seinen Enkel in Zertifikate angelegt. Aber das ist doch riskant, oder? Ich tendiere dazu, für meinen Enkel in einen ETF zu sparen.

Zertifikate sind für Laien oft nicht zu durchschauen und daher als Sparanlage problematisch. Mit einem ETF sind Sie besser beraten. Ein ETF, ein Exchange Traded Funds, ist ein börsengehandelter Fonds, der einen Index nachbildet, beispielsweise den deutschen Aktienindex DAX oder den weltweiten Aktienindex MSCI World. Ein ETF kann nicht wirklich schlechter abschneiden als dieser, aber auch nicht besser. Im Unterschied zu klassischen Fonds gibt es kein aktives Fondsmanagement, was einen ETF kostengünstig macht. Suchen Sie sich einen breit streuenden ETF wie beispielsweise auf den MSCI World.