Berlin. Auch Frühlingssonne kann die Haut schädigen. Ein Experte erklärt die Bedeutung des UV-Index und nennt häufige Fehler beim Sonnenschutz.

Kaum hat sich der verregnete April verabschiedet, schon bevölkern immer mehr Menschen bei strahlendem Himmel die Innenstädte oder entspannen sich im Park oder Garten auf der Wiese. Dabei haben sie die Rechnung ohne die Sonne gemacht. Schon kurze Zeiträume ohne Schutz gegen die UV-Strahlen können zu Sonnenbrand und damit über kurz oder lang zu Hautkrebs führen und der eigenen Gesundheit schaden.

Wann ist wie viel Schutz vor der Sonne angebracht?

Wann wie viel Schutz vor den Strahlen der Sonne notwendig ist, kann aus dem UV-Indexwert für jeden Tag geschlossen werden. In einigen Wetter-Apps fürs Mobiltelefon und auf vielen Wetter-Seiten im Internet wird dieser Wert angegeben.

Der Index beschreibt den erwarteten Tagesspitzenwert der UV-Strahlung, die Sonnenbrand verursacht. Die Skala beginnt bei 1 und ist nach oben hin offen. Bei einem Wert von 1 und 2 ist die Strahlenbelastung niedrig. Schutzmaßnahmen sind nicht notwendig.

„Ab einem UV-Index von 3 sollte man sich schützen, zum Beispiel durch Sonnencreme auf der unbedeckten Haut, wenn sie richtig aufgetragen wird, besser aber durch Kleidung“, rät Dirk Schadendorf, Leiter der Klinik für Dermatologie an der Universitätsmedizin Essen.

Ab einem Wert von 8 wird das Risiko für Hautkrebs als sehr hoch bis extrem eingestuft. Dementsprechend höher sollten Schutzmaßnahmen sein. Bei dieser hohen Strahlenbelastung warnen Experten wie Schadendorf davor, sich in der Mittagszeit draußen aufzuhalten. Und wenn man schon rausgeht, solle man unbedingt Schatten aufsuchen.

Wie viel Sonnenbaden pro Tag ist empfehlenswert?

Ob Hautkrebs im Alter tatsächlich auftritt, wenn man sich jeden Tag ungeschützt der Sonne aussetzt, lässt sich nicht pauschal sagen. Doch intensives Sonnenbaden erhöht das Risiko stark, dazu kommen andere Faktoren wie beispielsweise ein heller Hautton, erklärt Schadendorf. Wie bei jedem Umweltgift, sei auch bei der UV-Strahlung die Dosis entscheidend.

Fest steht, die durch zu viel Sonne entstandenen Schäden in der Haut sind nicht reversibel und jeder Sonnenbrand erhöht das persönliche Erkrankungsrisiko. Doch ein bisschen Sonne habe auch ihr Gutes. „Für die ausreichende Aufnahme von Vitamin D reichen wenige Minuten Sonnenbaden am Tag“, sagt der Dermatologe.

Wenige Minuten Sonnenbaden am Tag reichen aus, um genug Vitamin D aufzunehmen.
Wenige Minuten Sonnenbaden am Tag reichen aus, um genug Vitamin D aufzunehmen. © iStock

Warum ist die Sonne auch im Frühling und sogar Winter gefährlich?

Vor allem im Frühling unterschätzen viele Menschen die Kraft der Sonne, obwohl ein konsequenter Schutz notwendig ist, stellt die Wuppertaler Dermatologin Silke Hoffmann fest: „Unsere Haut ist nach dem Winter besonders lichtempfindlich und noch nicht vorgebräunt.“

Als Sprecherin der deutschen dermatologischen Gesellschaft empfiehlt sie Sonnencremes mit hohem UVA- und UVB-Filtern. „Die sollten an den jeweiligen Hauttyp angepasst sein. Zusätzlich schützen lange Textilien, Sonnenhut und Sonnenbrille“, sagt die Expertin.

„Auch im Schatten ist man nicht zu hundert Prozent sicher vor UV-Strahlung“, warnt Schadendorf. Das liege daran, dass UV-Strahlung auch reflektiert werde – zum Beispiel durch Wasserflächen, Strände oder Schnee. „Deswegen kann man sich auch im Skiurlaub die Haut verbrennen“, so der Essener Dermatologe und mahnt auch im Winter zu mehr Vorsicht vor der Kraft der Sonne.

Was sind die häufigsten Anwendungsfehler bei Sonnenschutzmitteln?

Die Auswahl an Sonnencremes und -sprays ist reisig. Grundsätzlich wird zwischen chemischen und physikalischen UV-Filtern unterschieden. „Der physikalische Sonnenschutz hat viele Vorteile, weil sie die UV-Strahlen reflektieren und somit gar nicht erst in die Haut eindringen lassen“, so Schadendorf.

„Sie sind meist auch besser allergieverträglich“, fügt der Dermatologe hinzu. Sie seien auch umweltverträglicher als die Bestandteile der Sonnencremes mit chemischem UV-Filtern. „Wichtig ist es, sich einzucremen, bevor man nach draußen geht“, erklärt Schadendorf.

Welche Sonnencreme ist besser- mineralische oder chemische?

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    Und auch die Menge der Sonnencreme sei entscheidend. „Die meisten Menschen nutzen nur ein Drittel so viel Creme, wie es bräuchte, damit der Lichtschutzfaktor seine volle, auf der Packung angegebene, Wirksamkeit hat“, sagt er.

    Um den gesamten Körper vor Sonne zu schützen, sollte man mit einer Menge von etwa drei Esslöffeln Sonnencreme rechnen. Nachcremen dagegen bringt laut Schadendorf nichts. „Es sei denn, die Sonnencreme hat sich durch sportliche Aktivität, Schweiß oder Wasser von der Haut gelöst“, so der Experte.

    Eine Kopfbedeckung jeglicher Form sei ebenfalls gut – besonders für Menschen mit wenig Haaren. „Wenn man Richtung Karibik oder Mittelmeer reist, besorgt man sich am besten einen Hut, der auch den Nacken und die Ohren bedeckt“, fügt Schadendorf hinzu.

    Warum steigt das Hautkrebsrisiko?

    Weißer und schwarzer Hautkrebs gehören zu den Krebsarten, die innerhalb der vergangenen 50 Jahre am rasantesten zugenommen haben“, berichtet Schadendorf. Laut dem Tumorexperten beträgt die Verzögerungszeit zwischen der Sonnenbestrahlung und dem Ausbruch des weißen Hautkrebs 20 bis 30 Jahre.

    Die rasante Zunahme hat mehrere Gründe: Durch die Klimakrise würden die Sommer immer länger und heißer, erklärt Professorin Hofmann. „Insofern müssen wir unsere Haut besser schützen und zwar ab dem frühen Kindesalter an“, sagt sie. Als größeren Einfluss auf die Zunahme von Hautkrebs sieht Schadendorf das veränderte Freizeitverhalten: „In den sechziger Jahren sind die Menschen viel weniger verreist als heute – vor allem viel weniger in sonnige Länder.“