Berlin (dpa/tmn). Sie hätten es gerne ruhiger zu Hause? Dann ist es womöglich Zeit für mehr Kissen, Teppiche und Vorhänge - oder für ein Bücherregal.

Endlich Feierabend, endlich Ruhe? Von wegen! Laute Schritte aus der Wohnung über einem, Hundegebell, Türenknallen oder sogar der Ton vom Fernseher der Mieter nebenan: Vor allem Bewohnerinnen und Bewohner von Mehrfamilienhäusern können oft ein Lied von unliebsamen Geräuschen der Nachbarn singen. Und dazu kommt manchmal noch der Hall in den eigenen Räumen. Was also tun?

Wer sich durch Lärm in seiner Wohnung gestört fühlt, sollte zunächst den Quellen der störenden Geräusche auf den Grund gehen. Das hilft einzuschätzen, was man selbst dagegen unternehmen kann.

Dafür gut zu wissen: Bei den Geräuschen wird grundsätzlich zwischen Luftschall und Körperschall unterschieden. Luftschall breitet sich in Form von Schallwellen über die Luft aus und wird von den Ohren wahrgenommen.

Körperschall breitet sich dagegen in festen Körpern wie Stahl, Beton oder Holz aus. Typische Beispiele sind der Trittschall oder die Wand, die bei lauter Musik förmlich vibriert. Zu hören ist Körperschall selbst zwar nicht. Er geht aber an der Oberfläche dieser festen Körper in Luftschall über, wo er dann hörbar wird.

Glatte Flächen wie Fliesen, Betonwände, Glas, Laminat- oder Terrazzoboden verstärken die Geräusche in der Wohnung, denn die Schallwellen werden von diesen Materialien nicht aufgenommen, sondern reflektiert.

Polstermöbel schlucken Lärm

„Vielen Bewohnern fällt zunächst gar nicht auf, dass es in ihrer Wohnung hallt“, sagt Florian Becker, Geschäftsführer des Bauherren-Schutzbundes in Berlin. „Aber besonders in modernen Wohnungen mit vielen glatten Oberflächen und großen Fensterfronten zeigt sich ein Halleffekt, der irgendwann unangenehm wird.“ Die Geräusche in der Wohnung, Gespräche, Musik, das Brummen des Geschirrspülers summierten sich, man habe das Gefühl, dass es immer lauter werde.

Doch Bewohner können einiges tun, um die Raumakustik in ihrer Wohnung zu verbessern. „Vor allem Textilien wie Vorhänge oder Gardinen vor dem Fenster, Kissen, dicke Teppiche oder Polstermöbel schlucken Lärm“, sagt Ines Wrusch, Innenarchitektin in Hamburg.

An glatten Wänden und Decken leisten ihr zufolge sogenannte Absorber gute Dienste. Sie sind auch als Akustikelemente bekannt und haben offenporige Oberflächen, die den Schall schlucken. Es gibt sie in verschiedenen Ausführungen, zum Beispiel von der Decke abgehängt als Deckensegel oder als Wandelement mit Stoff bezogen, auch mit einem individuellen Bild bedruckt. Und: „Sie müssen nicht auf die gesamte Fläche aufgebracht werden, auch einzelne abgedeckte Bereiche zeigen Wirkung“, sagt Wrusch.

Hat der Lärm allerdings bauliche Gründe, sind die Einflussmöglichkeiten für Mieterinnen und Mieter begrenzt. Gegenseitige Rücksichtnahme und dicke Teppiche können zwar helfen, wenn es um laute Schritte in der Wohnung über einem oder im Treppenhaus geht - nicht selten ein Streitpunkt unter Bewohnern. Grundsätzlich lösen sie das Problem aber nicht.

„Trittschall ist oft eine Folge von unzulänglichem baulichen Lärmschutz“, sagt Ines Wrusch. Gerade in Altbauten ist er häufig ein Problem. Die hohen Anforderungen der aktuellen Lärmschutzvorschriften traten erst nach ihrer Bauzeit in Kraft. Haben Vermieter und Mieter nichts anderes vereinbart, muss die Mietwohnung grundsätzlich nur den technischen Normen entsprechen, die bei Errichtung des Gebäudes gültig waren. Sobald das Haus umfassend saniert und modernisiert wird, müssten die aktuellen technischen Normen aber erfüllt werden, so Ines Wrusch.

Bücherregale gegen Lärm

Doch selbst in neuen oder frisch renovierten Häusern mit aktuellen Lärmschutzvorschriften sind die Bewohner nicht automatisch vor Lärm gefeit. Unliebsame Geräusche entstünden Becker zufolge auch durch Baumängel, etwa wenn Estrich oder Fußbodenbeläge falsch verlegt wurden und die Wände berühren. „Dann breitet sich der Schall über die angrenzenden Wände aus und die Nachbarn haben ein Lärmproblem.“

Selbst moderate Geräusche dringen durch die angrenzende Wand, wenn diese nicht genügend schallgedämmt ist oder Baufehler vorliegen. Ein Tipp von Ines Wrusch, den Mieterinnen und Mieter leicht umsetzen können: Bei Geräuschen aus der Nachbarwohnung ein gut gefülltes raumhohes Bücherregal vor die Wand stellen. Etwas aufwendiger: eine Vorwand aus Gipskarton entkoppelt davor montieren. „Die nimmt einen Teil der Schallwellen aus der Wand auf“, so Wrusch. Mieterinnen und Mieter besprechen diese Maßnahme aber am besten vorab mit dem Vermieter.

Gelangt der Lärm durch die Decke von der oberen Wohnung, kann eine sogenannte Abhangdecke Linderung verschaffen. „Sie wird frei schwebend auf Federbügeln unter der eigenen Zimmerdecke befestigt“, erklärt Florian Becker.

Übrigens: Wer seinen Nachbarn mehr Ruhe gönnen möchte, sollte seine Musikanlage, Lautsprecherboxen und das Fernsehgerät nicht direkt auf den Boden oder an eine angrenzende Wand stellen. Eine lärmmindernde Option: die Boxen auf halbierten Tennisbällen platzieren.