Erfurt. Nach Angaben des Umweltministeriums gehen weniger Hinweise zum Wolf in Thüringen ein. Außerdem wurde in keinem Fall eines toten Nutztieres ein Übergriff festgestellt. Wie steht es um den Wolfsbestand im Freistaat?

Die Zahl der eingehenden Anrufe beim Hinweis-Telefon für Wolf und Luchs in Thüringen hat nachgelassen. Zwar würden die Anrufe nicht statistisch erfasst, ein Rückgang könne aber grundsätzlich bestätigt werden, sagte ein Sprecher des Umweltministeriums auf Anfrage. Auch wurde in Thüringen im laufenden Jahr laut Umweltministeriums bisher in keinem einzigen Fall eines toten Nutztieres ein Wolfsübergriff festgestellt. Zum Vergleich: 2019 waren es noch mehr als 80, im Vorjahr noch immer mehr als 20. Die gefährdete Tierart Wolf ist seit 2014 wieder in Thüringen heimisch.

Wolfsbestand in Thüringen vermutlich unverändert


Dabei ist der nachweisliche Wolfsbestand im Freistaat fast unverändert: In Thüringen sind derzeit ein Wolfsrudel im Raum Ohrdruf (Landkreis Gotha) sowie zwei territoriale Wolfsfähen im Wartburgkreis nachgewiesen. Die Wolfsfamilie bei Ohrdruf ist bislang Thüringens einziges bekanntes Rudel. Bis sich ein Wolf zu ihr gesellte und sich die beiden paarten, galt die Wölfin in dem Revier sogar lange Zeit als einzige standorttreue Vertreterin ihrer Art.

Der erste bekannte Wolfsnachwuchs in Thüringen seit 150 Jahren schlägt sich mittlerweile jedoch alleine durchs Land. Seit Anfang des Jahres fehlt von der Wölfin laut Ministerium jede Spur. Ihrem Nachwuchs gehe es aber gut. «Die sind alt genug, um selber ihrer Wege zu ziehen», sagte der Sprecher. Dass sie das auch tun, lasse sich durch Kotspuren und Fotos nachweisen. Von der Mutter, deren Spur indes nicht nachverfolgt werden könne, seien die Wolfsjährlinge nicht mehr abhängig.

Tod der Wölfin noch nicht bestätigt

Ob die Wölfin gestorben sei, können man jedoch weder bestätigen noch dementieren. Es bleibe abzuwarten, ob sie wieder auftauche. Bis dahin rechne das seit April 2020 zuständige «Kompetenzzentrum Wolf/Luchs/Biber» weiter mit insgesamt sechs Wolfsnachweisen. Neben dem Monitoring - also der Überwachung der Population - und der Forschung ist das Kompetenzzentrum auch für die Rissbegutachtung vermeintlicher Wolf- und Luchsrisse zuständig.

Den Rückgang an Wolfsrissen führte das Ministerium auch auf einen guten Herdenschutz durch den Einsatz geeigneter Zäune und Herdenschutzhunde zurück. «Die Bereitschaft zu beidem ist sehr gestiegen», hieß es.

Wer Hinweise zu Wölfen hat, etwa ein Tier gesehen, kann diese Info an das Kompetenzzentrum Wolf/Biber/Luchs unter der Telefonnummer 0361 573 941 941 weitergeben.

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