Thüringen. Lehrer sollten ihr Deputat nur im äußersten Notfall reduzieren. Außerdem würden Lehrerwochenstunden außerhalb des Unterrichts gestrichen, etwa für die Leitung von Arbeitsgemeinschaften und Sportfördergruppen.

Einen „Unterrichtsnotstand“ beklagt der Thüringer Lehrerverband TLV eine Woche vor dem Start des neuen Thüringer Schuljahres. Grund dafür ist eine Mitteilung des Staatlichen Schulamtes Ostthüringen vom vergangenen Freitag. Darin informiert das Amt „alle Schulleiterinnen und Schulleiter im Schulaufsichtsbereich des Staatlichen Schulamtes Ostthüringen“ über die Nutzung der Schulpauschale im neuen Schuljahr.

Es seien zwar „alle Anstrengungen zu unternehmen, um das Lehrpersonal zur Unterrichtsversorgung bereitzustellen“, dieses Ziel, so räumt das Amt aber zugleich ein, sei derzeit nicht in vollem Umfang erreichbar. Um den Unterricht in allen Klassenstufen und allen Fächern abzusichern, sollten Unterrichtsstunden nur im äußersten Notfall reduziert werden. Zudem würden Lehrerwochenstunden außerhalb des Unterrichts reduziert sowie komplett gestrichen, etwa für die Leitung von Arbeitsgemeinschaften und Sportfördergruppen.

Dem Lehrerverband zufolge bleibt damit die Personalsituation an Thüringer Schulen das größte Sorgenthema: „Im Vergleich zu 2014, dem Jahr der vergangenen Landtagswahl, haben wir 6000 Schüler mehr, aber 200 Lehrer weniger“, bilanziert Frank Fritze, stellvertretender Landesvorsitzender des TLV. Zudem gäbe es trotz einer aufwendigen Kampagne weniger Lehramtsanwärter denn je. Das Bewerbermanagement sei, verglichen mit anderen Bundesländern, katastrophal, so Fritze.

Einschränkung des Bildungsangebotes

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft äußerte sich zurückhaltender zu dem Schreiben: „Das Schuljahr wird mit vielen Leerstellen starten, aber von einem Notstand zu sprechen, ist aus unserer Sicht nicht seriös. Der Grund liegt darin, dass aktuell eine größere Anzahl an Einstellungsverfahren laufen und auch Nachbesetzungen, wie üblich in den ersten Schulwochen, stattfinden werden.“

Dennoch spricht auch die GEW von einer „Einschränkung des Bildungsangebotes“, dass für eine umfassende Bildung und Wissensvermittlung nicht wirklich förderlich sei. Zudem würden die Lehrer und Lehrerinnen noch stärker belastet, „denn nicht jede Aufgabe, die nicht mehr durch die Schulpauschale unterstützt wird, entfällt automatisch“, so Michael Kummer, Pressesprecher der GEW. So würden Lehrer mehr leisten müssen, ohne die entsprechende Entlastung zu erfahren. „Das neue Schuljahr startet aber insgesamt nicht besser als das letzte geendet hat“, so GEW-Sprecher Kummer.

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