Erfurt. Im künftigen Sportzentrum Erfurt Nord in der Essener Straße wird das Funktionsgebäude derzeit rigoros entkernt

Es gab mal diese legendäre Abendlaufserie, im Sommer 1965. Da wurden auf der 400-Meter-Bahn der Friedrich-Ludwig-Jahn-Kampfbahn – heute Sportzentrum Nord in der Essener Straße – innerhalb von fünf Wochen vier Rekorde zwischen 1000 und 5000 Meter geknackt. Von Jürgen May und Siegfried Herrmann. Erfurt war damals eine Läuferhochburg. Zwei Welt- und zwei Europarekorde plus Deutscher Rekord in nur fünf Wochen – Irrsinn.

Daran wurde am Donnerstag erinnert, als es den ersten Baustellenrundgang an historischer Stätte gab. Im Sportplatzgebäude in der Essener Straße. Neben der legendären 400-Meter-Bahn. Von dem Quader steht in Bälde nur noch das, was man außen sieht. Innen läuft derzeit die Entkernung. Alles muss raus, um für die Generalsanierung und Neukonzipierung Platz zu machen. Auch die Fußböden, die im Laufe der Jahre zum Teil in fünf Lagen übereinander auf 20 Zentimeter Höhe kamen.

Schon bei der ersten Begehung des arg in Mitleidenschaft gezogenen Gebäudes im Februar 2018 hatte Erfurts Sportbetriebschef Jens Batschkus gesagt, dass es hier mit Kosmetik nicht getan sein. Man müsse das ganze Gebäude neu denken. Fußball, Judo, Boxen, Billard, Rugby, Leichtathletik, American Football – hier ist fast alles vertreten. Und alle haben ihre Vorstellungen.

3,3 Millionen Fördermittel vom Bund, losgeeist von den beiden Erfurter Bundestagsmitgliedern Antje Tillmann und Carsten Schneider, helfen dem Bau nun auf die Beine. Im März bzw. April 2020 möchte man das Sportzentrum einweihen.

Schon das Ausräumen war ein Großakt. Die schweren Billardtische wurden mit einem Autokran herunter gehievt. Nur die gut erhaltene Kegelbahn blieb unangetastet, wurde eingemottet und wartet nun auf die Erweckung im nächsten Jahr. Dann gern auch ohne jeden Rekord.