Lindewerra. Der Wohnmobilstellplatz an der Brücke in Lindewerra ist der 25 000. Platz im europaweit größten Camper-Portal.

Idyllischer kann ein Plätzchen nicht sein: Direkt am Werraufer zwischen sanften Hügeln und roten schmucken Dächern, die Brücke der Einheit zum Anfassen nah. Der kleine Wohnmobilstellplatz in Lindewerra ist dazu noch kostenlos.

Jetzt hat der kleine Platz einen großen Coup gelandet. Er ist der genau 25 000. Wohnmobilstellplatz, der im größten Camperportal Europas eingetragen wurde. Das hat Wim de Wolf, Mitarbeiter der Projektabteilung von „Campercontact“ zum Anlass genommen, sich in sein eigenes Wohnmobil zu setzen und nach Lindewerra zu kommen.

Europaweite Werbung für das kleine Lindewerra

Das tat er aus zwei ganz besonderen Gründen: Einmal um Schild und Plakette persönlich bei Bürgermeister Gerhard Propf abzuliefern und zum anderen, um 1000 Euro in Aussicht zu stellen, wenn die Gemeinde es schafft, noch eine Stromsäule aufzustellen. Die war eigentlich schon über das Leaderprojekt beantragt, leider aber hätten andere Projekte im Landkreis Vorrang gehabt, sagt der Ortschef. Aber die Säule wird jetzt neu beantragt. Ihn freut die Auszeichnung. Denn nun ist der Wohnmobilstellplatz europaweit eingetragen. Und das Portal bietet die Möglichkeit, die Daten in die Navigationsgeräte der Wohnmobile einzupflegen. Nicht zuletzt zeigt sich auch Wim de Wolf begeistert von dem kleinen Fleckchen Eichsfeld direkt an der Werra.

Die Internetseite „Campercontact“ wird vom niederländischen Wohnmobil-Club (NKC) betrieben. „Der Club hat 50 000 Mitglieder“, erzählt de Wolf, der selbst aus Dinxperlo stammt, direkt an der Grenze zu Deutschland gelegen. 50 Menschen, so erzählt er, arbeiten im Clubbüro in Soesterberg, weitere 230 Mitglieder wirken ehrenamtlich.

Die 50 000 Mitglieder bekommen unter anderem im Jahr zwei Bücher mit der Auflistung aller bekannten ACSI-Campingplätze und Wohnmobilstandplätze, neunmal im Jahr die Vereinszeitung „Kampeerauto“, und sie dürfen die App von „Campercontact“ kostenlos nutzen. „Die wird ständig gepflegt“, erzählt de Wolf. „Jeder kann die Website besuchen und sich die ,Points of interest‘, zum Beispiel die aktualisierten Wohnmobilstellplätze, direkt auf das Navigationsgerät im Fahrzeug herunterladen.“ Damit erspare man sich das lästige Gefummel am Handy und sei immer auf dem neuesten Stand. Immerhin erreiche man zwei Millionen Wohnmobile und damit vier Millionen Camper. Um das Portal kümmern sich drei Vollzeitangestellte und 20 Ehrenamtliche. Aber das ginge nicht ohne die Hilfe von „Wohnmobilisten“, die immer wieder auf neue Plätze hinweisen, Fotos und Änderungen hochladen. „Die App wird in sechs Sprachen geliefert“, sagt Wim de Wolf nicht ohne Stolz. Es sei das größte Netzwerk in ganz Europa. In 51 Ländern ist sie präsent – und sogar offline nutzbar. Das Deutsche Institut für Service-Qualität habe die „Campercontact“-App in diesem Jahr zum besten Online-Portal gekürt.

Das freut Gerhard Propf ganz besonders. Er selbst sei es gar nicht gewesen, der den kleinen Platz an der Werrabrücke im Portal angemeldet habe. „Das war mein Stellvertreter.“ Dirk Bindbeutel sei selbst begeisterter Wohnmobilbesitzer. Dass Lindewerra nun ausgerechnet der 25 000. Platz ist, damit hätten beide nicht gerechnet. Als der Anruf aus den Niederlanden kam, wollte Propf erst seinen Ohren nicht trauen. „Ich habe immer wieder zu meinen Leuten gesagt: ,Passt mir auf den 25 000. Platz auf‘“, schmunzelt Wim de Wolf. Inzwischen sind es knapp 27 000 eingetragene Plätze.

Er weilte zum ersten Mal selbst in Lindewerra. Bad Sooden-Allendorf kenne er. Aber direkt hier auf einem Platz zu stehen, der direkt auf der einst innerdeutschen Grenze liegt und auf die Brücke zu schauen, die einst gesprengt war und nun wieder Deutschland verbinde, sei etwas ganz Besonderes. Immerhin lebe er selbst direkt an einer Grenze. „Aber das ist alles nicht vergleichbar mit dem, was hier war.“ Neben dem Schild, das nun direkt an der Werrabrücke steht, und der Urkunde brachte der Niederländer auch eine kleine Powerbank in Form eines kleinen Wohnmobils mit. So habe Propf immer „Strom“, um seinen Platz im Portal immer auf dem neuesten Stand zu halten.

Und Gerhard Propf denkt seinerseits schon darüber nach, wie er den Platz optimieren und vielleicht noch mehr Stellfläche am Werraufer herausholen kann. „Aber jetzt brauchen wir erst einmal die Stromsäule“, sagt er. Pläne für den Aufbau gibt es bereits. Denn sie muss vor Hochwasser sicher aufgestellt und gut schützbar sein.