Gelmeroda. In der Neufert Box eröffnet am Donnerstag der vierte Teil der Ausstellungsreihe „Unser Bauhaus“

Hunderte Fliegen haben sich wie ein Teppich über die Hörner des Schafsschädels gelegt. Blau-grün schimmert der Schwarm, wenn Licht darauf fällt. Kommt ein Windstoß, flattern die Flügel und man könnte meinen, gleich heben sie ab.

Jede Menge Millimeterarbeit steckt in „Lucilia“, einer der Skulpturen, die Linda Schumann ab morgen in der Neufert Box in Gelmeroda ausstellt. Für die Ewigkeit ist ihre Kunst nicht gemacht. Mit der Zeit werden die Fliegen verwesen, doch das entspricht ganz „Vanitas“, dem Leitgedanken der Zwickauer Künstlerin – wie alles auf der Welt ist auch Kunst vergänglich.

Insekten – ihre Muster, ihre Beine, ihre Flügel – sind das zentrale Motiv der Plastiken und Collagen, die Linda Schumann zum vierten Teil der Ausstellungsreihe „Unser Bauhaus“ beiträgt. Die Schau eröffnet am Donnerstag, 16. Mai, um 18 Uhr in der Neufert Box in Gelmeroda. Nachdem zuletzt besonders Produktdesigns im Vordergrund standen, ist auf den zwölf Ebenen der Box vor allem gestaltende Kunst zu sehen.

Projektleiter Hans Peter Großmann und die künstlerische Leiterin Canan Yilmaz haben es sich mit der Veranstaltungsreihe „Unser Bauhaus“ zur Aufgabe gemacht, Bauhauskunst der vergangenen 25 Jahre an verschiedenen Schauplätzen in Weimar zu zeigen. Mit der Unterstützung der Neufert Stiftung und der Sparkasse Mittelthüringen zeigen insgesamt 100 Künstler an 100 Tagen ihre Arbeiten. Dass die Neufert Box Schauplatz einer der Ausstellungen wurde, ist ein glücklicher Zufall, sagt Hans Peter Großmann. Der Plan, den Kubus nach seiner Errichtung 1999 wieder abzubauen, wurde verworfen, und so dient er noch heute als Galerie und Schauplatz für Konzerte, Präsentationen und Festivitäten.

Ein besonderes Stück Thüringer Geschichte trägt Dominique Wollniok zu „Unser Bauhaus“ bei. Die Fotografin zeigt in ihren Arbeiten Überbleibsel der ehemaligen VEB Thüringer Obertrikotagen Apolda, dem größten Maschenwarenhersteller der DDR. Darauf bilden Holzspulen und Strickmuster grafische Bildkompositionen. Die überholten Gebrauchsgegenstände erhalten so eine neue Bedeutung.

Sehenswert sind zudem die Knetskulpturen von Axel Schmidt-Rossi. Die detailreich gearbeiteten Personengruppen zeigen Szenen des menschlichen Miteinanders. Die „gummierten Sozialstudien“, wie sie Schmidt-Rossi nennt, fesseln den Blick des Betrachters. Weiterhin sind Grafiken, Videoarbeiten, Möbel- und Porzellandesigns in der Ausstellung zu sehen. Noch bis Sonntag, 26. Mai, ist die Schau täglich von 14 bis 19 Uhr zu sehen. Ausgenommen sind der 20., 21. und 22. Mai. Zur „Langen Nacht der Museen“ am 18. Mai ist zudem von 11 bis 21 Uhr geöffnet.