Feucht. Ein Lkw-Fahrer ist Dienstagmittag mit 80 km/h auf ein Stauende aufgefahren. Er starb noch vor Ort. Mehrere Schaulustige filmten im Vorbeifahren das Wrack. Ein Polizist rastete aus und griff zu einer besonders drastischen Schocktherapie: Er wollte die Filmenden zur Leiche führen.

Ein schwerer Verkehrsunfall hat sich Dienstagmittag auf der A6 zwischen der Anschlussstelle Roth und dem Autobahnkreuz Nürnberg-Süd ereignet, bei dem ein 47-jähriger Lkw-Fahrer tödlich verletzt wurde. Der Mann war in Fahrtrichtung Amberg unterwegs, als er aus noch ungeklärter Ursache auf einen Sattelzug auffuhr. Er verstarb noch an der Unfallstelle. Der andere Lkw-Fahrer blieb nach bisherigen Erkenntnissen unverletzt.

So weit der nüchterne Polizeibericht. Vor Ort wird das Arbeiten jedoch immer wieder zur emotionalen Zerreißprobe, denn Gaffer werden immer aufdringlicher. Stefan Pfeiffer von der Verkehrspolizei Feucht platzte nun der Kragen, als er mehrere Auto- und Lkw-Fahrer an der Unfallstelle vorbeifahren sah - mit Handy und Tablet in der Hand, um das Geschehen zu filmen. Ein Fernsehteam begleitete Pfeiffer, der die Filmenden nicht nur anschrie, das zu unterlassen, sondern einzelne sogar dazu aufforderte, ihn zum Leichnam zu begleiten, wenn sie so interessiert an Aufnahmen seien: „Wo kommst du her? Steig aus und ich zeige dir was. Willst du den Toten sehen? Für Fotos? Komm mit. Da liegt er, willst du ihn sehen? Willst du nicht? Warum machst du dann Fotos? Wenn du willst, kannst du hingehen und Fotos machen. Das kostet dich 128 Euro, weil du das hier fotografierst. Schämen solltest du dich!“

Die Leute mit ihrem Verhalten konfrontieren

Manche mögen meinen, das sei makaber. Der Polizist rechtfertigt jedoch seine Vorgehensweise: „Man merkt, dass den Leuten dann bewusst wird, wie tragisch das Ereignis ist - für uns durchaus eine Möglichkeit, die Leute mit ihrem Verhalten zu konfrontieren.“

Die dreispurige Autobahn in Fahrtrichtung Amberg war zunächst komplett gesperrt, ein Rettungshubschrauber landete an der Unfallstelle. Derzeit wird der Verkehr einspurig an der Unfallstelle vorbeigeleitet. Unfallaufnahme und Aufräumarbeiten werden noch längere Zeit in Anspruch nehmen, weshalb es weiterhin zu Verkehrsbehinderungen kommt.

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