Neumark. Feldhamster-Projekt beobachtet kontinuierliche Vermehrung des stark gefährdeten Nagers

Der Feldhamster fasst langsam, aber sicher wieder Fuß im Weimarer Land. Nur zu sehen bekommt ihn fast niemand. Nicht einmal die Experten, die sich hauptberuflich mit seiner Rettung beschäftigen. Als unlängst die Klasse 6b des Weimarer Goethegymnasiums bei Neumark im Nordkreis nach Hamster-Spuren suchte, zählte sie auf dem untersuchten Feldstreifen sechs Baue, aber alle waren verschlossen.

Begleitet wurden die 21 Mädchen und Jungen von mehreren Fachkundigen, darunter René Sollmann vom Projekt „Feldhamsterland“ des Bundesamtes für Naturschutz, David Urbaniec von der Stiftung Lebensraum Thüringen sowie dem Jagdpächter Egon Meier. Er ist als Berater für das Neumarker Unternehmen van Asten tätig, das 2012 als Ausgleichsmaßnahme für eine Erweiterung seiner Schweinezucht-Anlage einen Schutzstreifen anlegen musste. Der beginnt am Wirtschaftsweg direkt am Firmengelände, ist 40 Meter breit und 670 Meter lang. Aufgeteilt ist er in fünf Streifen, jeweils acht Meter breit, auf denen verschiedene und wechselnde Kulturen wachsen. Luzerne etwa, von der sich der Feldhamster im Sommer ernähren kann, oder Getreide-Sorten, aus denen er den Wintervorrat in seinem Bau anlegen kann. Wichtig ist der Bewuchs auch, weil er dem Hamster Deckung vor seinen ärgsten Feinden, den Raubvögeln, bietet.

„2014 gab es hier, so weit ich mich erinnere, noch keinen einzigen Hamsterbau“, sagt Sollmann. „Dann waren es drei, und seitdem kann man zuschauen, wie die Population größer wird.“ 53 Baue zählte der Experte auf dem Streifen im vergangenen Oktober. Das entspricht immer der Anzahl der Tiere – der Feldhamster ist ein geradezu misanthropischer Einzelgänger, der kein anderes Tier, egal welcher Art, in seiner Nähe duldet – mit Ausnahme der kurzen Paarungszeit und bei Weibchen der Aufzucht der Jungen.

David Urbaniec hatte sogar eine Endoskop-Kamera dabei, die der Landschaftspflegeverband ganz neu angeschafft hat. An der tiefsten Stelle kam er 73 Zentimeter in eine Röhre hinein, bevor das Auge an einen Erdpfropfen stieß. Kein Wunder: Der Hamster verlässt erst in der Dämmerung seinen Bau. Und auch nur dann, wenn er sich mit allen Sinnen absolut sicher ist, allein zu sein.