Erfurt/Gera/Sonneberg. Vom Gebiss über Einbruchswerkzeug bis hin zum voluminösen BH: In Thüringer Fundbüros sind vergangenes Jahr etliche kuriose Fundsachen gelandet. Nicht alles hat zu seinem Besitzer zurückgefunden.

In Thüringer Fundbüros landen immer wieder ungewöhnliche und kuriose Sachen. Und bei manchen ist völlig unklar, wie sie überhaupt verloren gehen konnten. So wurde in Erfurt voriges Jahr ein elektrischer Rollstuhl abgegeben, in Eisenach ein Rasenmäher und ein Kaffeevollautomat. Eine Softair-Waffe, eine Porno-DVD und eine Tasche mit Einbruchswerkzeugen können in Gera von ihren rechtmäßigen Eigentümern auf dem Fundbüro abgeholt werden - sofern sie das wollen.

In Sonneberg zählte laut einer Sprecherin ein ungewöhnlich voluminöser "BH der Größe Doppel D oder größer" zu den kuriosesten Fundsachen des vergangenen Jahres. Dort wurde auch ein Gebiss abgegeben, das von seiner Besitzerin abgeholt, noch vor Ort gereinigt und den Mitarbeitern des Fundbüros sogleich mit strahlendem Lächeln präsentiert wurde. In Jena landeten verlorene Hörgeräte, ein Ehering und ein Adventskranz im Fundbüro.

Ehrliche Finder geben Bargeld oder Geldbörsen ab

Insgesamt ist trotz Inflation und steigender Lebenshaltungskosten in den Fundbüros bisher wenig von einer erhöhten Achtsamkeit auf die eigenen Besitztümer zu bemerken. Nach wie vor finden jedes Jahr Hunderte Fundstücke ihren Weg in die Obhut der Kommunen, wie eine Umfrage ergab. Rückläufige Zahlen werden aus keiner der befragten Städte gemeldet. So wurden allein in Gera voriges Jahr 600 Fundsachen abgegeben, in Weimar mehr als 700. In Altenburg wurden 2022 insgesamt 119 Fundsachen abgegeben - exakt so viele wie im Jahr zuvor.

Erfreulich ist dabei die Ehrlichkeit einiger Finder. So seien in Eisenach Bargeld oder Geldbörsen mit komplettem Inhalt unter den Fundstücken gewesen, erklärte Stadtsprecherin Ulrike Unger. "Es kommt aber natürlich auch sehr oft vor, dass in einer Geldbörse nur noch die Ausweise und Karten und kein Geld mehr stecken." Auch in Altenburg seien in den vergangenen Jahren vereinzelt größere Geldsummen abgegeben worden, sagte ein Sprecher. Der größte Teil der Fundsachen bestehe wie in den Vorjahren aber aus Schlüsseln, Geldbeuteln und persönlichen Gegenstände wie Schals, Mützen oder Regenschirmen, so das Fazit aller Befragten. Steigend seien die Abgabezahlen technischer Geräte wie Headsets oder Smartwatches.

Fundsachen werden regelmäßig versteigert

Wie hoch die Dunkelziffer von Gegenständen ist, die zwar verloren gehen, aber nie abgegeben werden, lässt sich nur erahnen. Aufgrund wiederholter Nachfragen von Eigentümern sei aufgefallen, dass viele Verlustsachen nicht als Fundsachen abgegeben wurden, erklärte Michelle Kayser von der Stadtverwaltung Gera. Genaue Zahlen dazu gebe es nicht. Viele Fundsachen werden aber offensichtlich von ihren eigentlichen Besitzern gar nicht wirklich vermisst: In allen befragten Kommunen werden nur zwischen einem Drittel und einem Viertel der gefunden Gegenstände von ihren Eigentümern abgeholt.

Was nicht abgeholt wird, wird nach Ablauf einer Frist von sechs Monaten entweder versteigert, über lokale Vereine oder kommunale Organisationen verwertet oder entsorgt. Besonders aufwendig ist das bei herrenlosen Handys: Smartphones würden aus datenschutzrechtlichen Gründen in den IT-Abteilungen der Kommunen erst gelöscht, bevor sie in den Elektroschrott wandern, hieß es. In den meisten Städten gibt es regelmäßige Versteigerungen von Fundsachen, bei denen vor allem Fahrräder unter den Hammer kommen. Die Stadt Jena hat ein Online-Fundbüro eingerichtet, das rund um die Uhr eingesehen werden kann.

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