Rom. Familiendrama in den Dolomiten: Eine Deutsche verursacht einen Autounfall – drei Menschen sterben. Die Ermittlungen werfen Fragen auf.

Seit Donnerstag sitzt eine deutsche Autofahrerin, die in der idyllischen Dolomiten-Bergortschaft Santo Stefano di Cadore in Norditalien mit ihrem Audi in eine Familie gerast ist und dabei drei Menschen getötet haben soll, in einem Frauengefängnis in Venedig in Untersuchungshaft. Der Frau, die kein Italienisch spricht, wird mehrfache Tötung im Straßenverkehr vorgeworfen. Ihr drohen laut italienischem Recht bis zu zwölf Jahre Haft.

Italien: Schwerer Unfall – Warum ein zweijähriger Junge sterben musste

Bei dem Unfall, den die Bayerin am Donnerstagnachmittag verursacht haben soll, sind in der Ortschaft nahe der Grenze zu Österreich ein zwei Jahre alter Junge, sein 48-jährigen Vater und seine Großmutter gestorben. Die Mutter des Kindes wurde verwundet und in ein Krankenhaus eingeliefert.

Der Bruder des kleinen Opfers wurde nicht verletzt, da er in einiger Entfernung von der Familie Fahrrad fuhr. Der Großvater, der offenbar mit etwas Abstand voraus ging, erlitt einen Schock. "Es ist eine Tragödie, meine Schwiegertochter sagt, sie will nicht mehr leben. Unsere Familie ist zerstört", berichtete der Mann unter Tränen.

Experten der Polizei überprüfen nun, ob die Fahrerin möglicherweise durch ihr Handy abgelenkt war und deshalb die Kontrolle über das Auto verlor. Sie wurde negativ auf Alkohol und Drogen getestet. Zunächst gab es unterschiedliche Meldungen darüber, ob der Wagen die Menschen auf dem Bürgersteig oder auf einem Zebrastreifen erfasste. Berichten zufolge wurden sie teils meterweit durch die Luft geschleudert. Die Schäden am Unglückswagen zeigen, wie heftig der Aufprall gewesen ist.

Keine Reue nach tödlichem Unfall: Polizei verhört Autofahrerin

Die Autofahrerin aus dem bayerischen Deggendorf war erst vor einigen Wochen in Bozen angezeigt worden. Dabei ging es um einen heftigen Streit mit einem Verkäufer, in den die Frau vor rund eineinhalb Monaten im Bozner Einkaufszentrum "Twenty" verwickelt gewesen sein soll. Da der Streit zu eskalieren drohte, wurde die Polizei verständigt, um die Gemüter zu beruhigen. Dabei fiel den Sicherheitskräften auf, dass die 31-Jährige in ihrem Rucksack ein Werkzeug – es soll sich um einen großen Hammer gehandelt haben – mit sich trug. Daher die Anzeige gegen die Frau, die keine Vorstrafen hat.

Nach Angaben der Carabinieri soll sie bei der Vernehmung nach dem Unfall mit drei Toten keinerlei Anzeichen von Reue gezeigt haben. Der schwarze Audi, mit dem die Frau unterwegs war, wurde durchsucht. Im Fahrzeug sollen schmutzige Kleidung, Essensreste und leere Wasserflaschen gefunden worden sein.

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Italien: Tödlicher Unfall erschüttert Patriarch

Der schwere Unfall sorgte in ganz Italien für Aufsehen. Francesco Miraglia, Patriarch der Kirche von Venedig, von wo die Opfer stammten, zeigte sich erschüttert. Er bete für den kleinen Mattia, für seinen Vater Marco und die Großmutter, so der Geistliche.

Der italienische Verkehrsminister Matteo Salvini erklärte, er sei "zutiefst schockiert und voller Trauer" wegen des tödlichen Unfalls. "Tragödien wie diese erinnern uns auf brutale Weise daran, wie wichtig es ist, verantwortungsbewusst zu fahren. Mehr Sicherheit auf unseren Straßen ist ein Ziel meines Ministeriums", sagte der rechte Politiker. Der italienische Ministerrat hat erst vergangene Woche eine strengere Straßenverkehrsordnung verabschiedet, nachdem sich mehrere tödliche Unfälle ereignet hatten.

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