Berlin. Picknick im Park. Mir nichts, dir nichts kommt ein Bär dazu. Über ein Video, das viral geht, und eine Mama, die wirklich die Beste ist.

Der Tisch ist reichlich gedeckt. Vermutlich duftet es verführerisch. Tacos, Enchiladas, Pommes. So lässt sich ein entspanntes Picknick an, ein unvergesslicher Tag womöglich. Das wird er auch – nur anders als gedacht.

Wir sind – die Speisen deuten es an – in Mexiko: im Öko-Park Chipinque. Er zieht sich am südlichen Stadtrand von Monterrey die Sierra Madre Oriental hoch. Ein Naherholungsgebiet, ideal zum Spazieren, Wandern, Mountainbiking. Und laut Biologen ein Habitat für Schwarzbären. An den Wegen und Straßen warnen Schilder vor "Oso Negro".

No-Go im Umgang mit Bären: nicht schreien, nicht weglaufen

Es war vielleicht eine riskante Idee von Silvia Macías am 15. Geburtstag ihres Sohnes Santiago zum Picknick hierher zu fahren. Bären haben einen sprichwörtlich guten Riecher. In jedem Bärengebiet der Welt müssen Wanderer acht geben, mit ihren Lebensmitteln die Tiere nicht anzulocken. Zumal der Junge mit Down-Syndrom große Angst vor Tieren hat, schon vor Katzen oder Hunden. "Jedes Tier macht ihm Angst." Einerseits.

Andererseits: Macías war sich des Risikos bewusst. Mit ihrer Freundin Angela Chapas hatte sie genau verabredet, was sie tun würden, falls sich ein Bär zu ihnen trollen sollte, wie sie später auf Instagram erzählte. "Wir werden ein Spiel spielen, bei dem wir Santiagos Augen bedecken und so tun, als wären wir Statuen." Das absolute No-Go bei einer Begegnung mit einem Bären: Schreien, weglaufen, hektische Bewegungen.

Mit Bärenhunger beim Bankett

Es kam, wie es kommen musste. Kaum hatten sie die Speisen auf einer Holzbank ausgebreitet, gesellte sich ein Bär dazu. Bären sind hungrig, gefühlt: immer. Sie haben den sprichwörtlichen Bärenhunger. Der mexikanische Schwarzbär bildet da keine Ausnahme. Das Tier steigt auf den Tisch und macht sich über das Bankett her.

Fein balancierend zwischen Coladosen und Trinkbecher frisst sich der Bär durch das Angebot. Zwischendurch hat er auch an den Menschen – nur wenige Zentimeter entfernt – geschnuppert. "Der Bär war sehr nahe an uns dran", erzählte die Mutter später der Nachrichtenagentur Associated Press, "wir hörten, wie er brummte, wie er aß, man konnte den Bären riechen. Er war wirklich sehr, sehr nahe." Aber: Pommes und Salsa waren für ihn augenscheinlich verlockender.

Heldin wehrt ab: Nur eine Mutter, "die ihr Junges verteidigt"

Die Mutter behält die Nerven. Vollkommen regungslos, die Augen gesenkt, sitzt sie auf der Holzbank, hält ihren Santiago im Arm, die rechte Hand über seine Augen, derweil ihre Freundin Angela Chapas die bizarre Begegnung auf Video festhält. Es ist auf Instagram zu sehen und geht vor allem auf Tiktok viral.

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Geistesgegenwärtig wirft Chapas Enchiladas auf den Boden und lenkt das Tier ab, das sich wunschgemäß dem Fressen zuwendet. Chapas stellt sich schützend vor Mutter und Sohn, die sich langsam zurückziehen. Ende eines Picknicks. Als es nichts mehr zu fressen gibt, rollt sich das Tier davon. Menschen stehen offenbar nicht auf seinem Speiseplan.

Die stoisch tapfere Mutter wird weltweit gefeiert. "Ich glaube, ich bin nur eine Mutter, die ihr Junges verteidigt hat", wehrt sie ab. Keine Heldenverehrung. Auf Instagram notiert sie selbstkritisch, es sei besser, "kein Essen mitzubringen". Macias: "Ich empfehle das Erlebnis nicht."

Als sie am Ende sicher im Auto saßen, da haben sie erleichtert gelacht und geweint. Ihrem Sohn bescherte Macías ein Geburtstagsfest, auf dem der Bär los war. Das könnte Sie auch interessieren: Krokodile retten Hund – Forscher haben eine Erklärung