Berlin. Der Nobelpreis für Medizin geht an Katalin Kariko und Drew Weissman für Grundlagen zur Entwicklung von mRNA-Impfstoffen gegen Covid-19.

Selten gab es ein so stark favorisiertes Thema für den Medizin-Nobelpreis wie in diesem Jahr. Die Entscheidung der Nobel-Jury steht fest: Die Auszeichnung geht an Die Ungarin Katalin Karikó und der US-Amerikaner Drew Weissman für ihre entscheidende Forschung zu mRNA-Impfstoffen.

Die beiden Forscher wurden ausgezeichnet "für ihre Entdeckungen über die Veränderungen der Nukleobasen, die die Entwicklung von wirksamen mRNA-Impfstoffen gegen Covid-19 ermöglicht haben", teilte das Nobel-Komitee in Stockholm mit.

Karikó konnte die Auszeichnung zunächst nicht glauben

Die mRNA-Technologie ebnete den Weg für die Corona-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna. "Mehrere andere Impfstoffe gegen Sars-CoV-2, die auf unterschiedlichen Methoden basieren, wurden ebenfalls rasch eingeführt, und insgesamt wurden weltweit mehr als 13 Milliarden Covid-19-Impfdosen verabreicht", so das Komitee. "Die Impfstoffe haben Millionen von Menschen das Leben gerettet und bei vielen weiteren schwere Erkrankungen verhindert, so dass sich die Gesellschaften öffnen und zu normalen Bedingungen zurückkehren konnten."

Katalin Karikó reagierte auf die Auszeichnung zunächst ungläubig. Als sie am Montag vom schwedischen Rundfunk (SR) kontaktiert wurde, glaubte Karikó die Nachricht im ersten Moment nicht und reagierte mit einem Lachen. "Das ist unglaublich", sagte sie. Ihre ersten Gedanken galten ihrer Mutter, die immer an sie geglaubt habe.

Diese habe sich schon vor zehn Jahren die Ankündigungen des Nobel-Komitees angehört, "als ich noch nicht einmal Professorin war", sagte Karikó. "Sie sagte zu mir "Vielleicht wird dein Name genannt, ich werde zuhören, wenn sie die Bekanntgabe machen'". Jahr für Jahr habe ihre Mutter zugehört. Vor fünf Jahren sei sie leider im Alter von 89 Jahren verstorben. "Vielleicht hat sie aus dem Himmel gelauscht", sagte Karikó.

Schon als Schülerin interessierte Karikó sich für Biologie

Mitte der 70er Jahre hörte Katalin Karikó während einer Universitätsvorlesung in ihrer Heimat Ungarn zum ersten Mal von mRNA-Molekülen, inzwischen sind sie ihre Lebensaufgabe. Die 68-Jährige wuchs in einem kleinen ungarischen Städtchen auf - der Vater Metzger, die Mutter Buchhalterin, im Haus kein fließendes Wasser. Schon als Schülerin begann Karikó, sich für Biologie zu interessieren, studierte an der Universität in Szeged und promovierte dort auch - über mRNA-Moleküle. Ein Stipendium ermöglichte Mitte der 80er Jahre den Umzug in die USA, mit ihrem Mann, der kleinen Tochter und einigen Hundert Dollar.

Die nächsten Jahrzehnte verbrachte Karikó hauptsächlich an der University of Pennsylvania - mit immer neuen Rückschlägen und wenig Unterstützung, aber starkem Durchhaltevermögen. Ende der 90er Jahre lernte sie beim Fotokopieren zufällig den Immunologen Drew Weissman kennen, die beiden taten sich zusammen - und schafften es, den Einsatz von mRNA als Impfstoff zu ermöglichen. Die Technik wurde weiterentwickelt und wird heute von Unternehmen wie Moderna und Biontech unter anderem für Corona-Impfungen verwendet.

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Drew Weissman: "Wir haben uns gefragt, ob uns jemand einen Streich spielt"

Biontech heuerte Karikó 2013 an. Sie behielt aber ihre Professorenstelle in Pennsylvania. Seit Anfang Oktober 2022 ist sie nur noch als Beraterin für Biontech tätig. Für ihre Entdeckungen, die vor allem mit dem Ausbruch der Corona-Pandemie ins Scheinwerferlicht rückten, ist Karikó bereits mehrfach ausgezeichnet worden - unter anderem mit dem Breakthrough Prize, dem Paul-Ehrlich-Preis und dem Lasker-Award.

Wie Karikó selbst glaubte auch der nun mit ihr gemeinsam ausgezeichnete US-Wissenschaftler Drew Weissman zunächst an einen Scherz, als "Katie" ihm die Nachricht des Nobelpreises überbrachte. "Ich saß auf meinem Bett und wartete", erzählte der 64-Jährige dem Sender SR. "Wir haben uns gefragt, ob uns jemand einen Streich spielt".

Auf die Frage, wie er die Auszeichnung feiern würde, sagte Weissman, er sei kein „großer Partygänger“. „Aber ich werde wahrscheinlich mit meiner Familie ausgehen, wir werden ein gutes Abendessen einnehmen und dann werde ich mich wieder an die Arbeit machen.“

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Lauterbach: "Eine bessere Wahl für Nobelpreis Medizin könnte es nicht geben"

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat die Auszeichnung der Impfwissenschaftler Katalin Karikó und Drew Weissman gelobt. "Eine bessere Wahl für Nobelpreis Medizin könnte es nicht geben", erklärte er am Montag im Kurznachrichtendienst X. Ohne die Forschung der beiden zur mRNA-Technologie "wären Millionen Menschen mehr an Covid gestorben".

Auch der Verband Forschende Arzneimittelhersteller sprach sich für die Auszeichnung der beiden Wissenschaftler aus: "Dass die ersten mRNA-Impfstoffe von Pharmaunternehmen in Rekordzeit entwickelt werden konnten und entscheidend zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie beitrugen, ist nicht zuletzt den Erkenntnissen der beiden Forschenden zu verdanken". (cla/amw/afp/dpa)