Berlin. Während eines Fluges versucht ein Pilot, die Triebwerke abzuschalten – und sorgt fast für eine Katastrophe. Seine Erklärung überrascht.

In letzter Minute ist es zwei Piloten in den USA gelungen, eine Flugzeugkatastrophe zu verhindern. Sie überwältigten im Cockpit einen mitfliegenden Berufskollegen, als dieser versuchte, die Triebwerke abzuschalten. Nun stellte sich heraus: Dieser stand wohl unter dem Einfluss psychoaktiver Substanzen. Nach eigenen Angaben hatte er zuvor sogenannte Magic Mushrooms konsumiert. Das geht aus den Gerichtsunterlagen hervor.

Der Mann hatte keinen Dienst und nahm am Sonntagnachmittag (amerikanische Zeit) die Gelegenheit zum Mitflug mit Horizon Airlines, einer regionalen Tochtergesellschaft von „Alaska Airlines“, von Everett im US-Bundesstaat Washington nach San Francisco wahr. Er saß – wie in solchen Fällen üblich – auf einem Klappsitz im Cockpit. Das ist der sogenannte Jumpseat für die Crew.

Von dort aus habe er dann versucht, die Triebwerke des Flugzeugs abzuschalten. Das ist nach Darstellung von Experten relativ leicht, man müsse nur einen Schalter betätigen. Der Kapitän und sein Co-Pilot konnten ihn jedoch überwältigen. „Wir haben den Kerl, der versucht hat, die Triebwerke abzuschalten, aus dem Cockpit geholt. Und es klingt nicht so, als würde er im Moment irgendwelche Probleme im hinteren Teil des Flugzeugs verursachen“, meldeten sie per Funk. Der Mann sei ruhiggestellt.

Beinahe-Unglück in den USA: 80 Passagiere an Bord

Laut „New York Times“ wurde Flug 2059 wegen einer „glaubwürdigen Sicherheitsbedrohung“ nach Portland umgeleitet. An Bord der Maschine des Typs Embraer E-175 waren 80 Passagiere. „Wir wussten überhaupt nicht, was vor sich ging“, berichtete eine Passagierin dem Fernsehsender „ABC“. Erst als ein Flugbegleiter in einer Lautsprecherdurchsage ankündigte, dass es einen medizinischen Notfall gebe und das Flugzeug sofort landen müsse, waren die Passagiere alarmiert.

Im Cockpit des Flugzeugs hätte der Mann nur einen Schalter betätigen müssen, um die Triebwerke abzuschalten. Das Flugpersonal war jedoch geistesgegenwärtig und überwältigte ihn.
Im Cockpit des Flugzeugs hätte der Mann nur einen Schalter betätigen müssen, um die Triebwerke abzuschalten. Das Flugpersonal war jedoch geistesgegenwärtig und überwältigte ihn. © Getty Images | Rathke

Sie habe außerdem gehört, wie ein Flugbegleiter den Verdächtigen beruhigte und ihm versprach, ihn von Bord zu schaffen. „Ich dachte deshalb, es wäre wirklich ein ernster medizinischer Notfall.“ Alles sei sehr professionell und ruhig gehandhabt worden, fügte ein anderer Passagier hinzu. Nach dem Versuch, die Triebwerke abzuschalten, versuchte der Pilot während des Landeanflugs an den Riegel des Notausgangs zu gelangen. Eine Flugbegleiterin konnte den bereits mit Handschellen gefesselten Mann davon abhalten.

Nach Zwischenfall in Flugzeug: Lob für die Piloten

Nach der Landung nahm die Polizei den 44-Jährigen fest. Ihm werde versuchter Mord in 83 Fällen sowie Gefährdung eines Flugzeugs vorgeworfen. Offen blieben bislang seine Motive. Nach seiner Festnahme sagte er den Ermittlern, er habe mit Depressionen zu kämpfen und müsse einen Todesfall in seinem Umfeld verkraften. Zudem hatte er vor dem Zwischenfall mehr als 40 Stunden nicht geschlafen. Die psychoaktiven Pilze soll er nach Polizeiangaben rund 48 Stunden vor dem Flug konsumiert haben.

Die Passagiere des Fluges konnten später weiter nach San Francisco fliegen. Alaska Airlines ist nach eigenen Angaben „dankbar für die professionelle Handhabung der Situation durch die Besatzung.“ Der Pilot sei auf unbestimmte Zeit außer Dienst gestellt worden und von allen Aufgaben bei der Airline entbunden, hieß es in einem Statement. Zudem werde sein Beschäftigungsstatus überprüft. (fmg)

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