Berlin. Nach einem skurrilen Nachbarschaftsstreit wurde Ex-Nationaltorwart Jens Lehmann nun verurteilt – unter anderem wegen Sachbeschädigung.

Der ehemalige Fußball-Nationaltorwart Jens Lehmann ist zu einer Geldstrafe verurteilt worden. Das Amtsgericht Starnberg verhängte am Freitag 210 Tagessätze zu je 2000 Euro wegen Sachbeschädigung, Beleidigung und versuchten Betrugs – insgesamt 420.000 Euro. Lehmann habe sich „durchgängig als Opfer der Justiz“ inszeniert, sagte Richterin Tanja Walter. Er sei „jedoch nicht Opfer, er ist Täter“ und habe vor Gericht „hanebüchene Geschichten“ zu seiner Verteidigung vorgebracht.

Im Zentrum der Vorwürfe gegen den 54-Jährigen steht ein skurriler Nachbarschaftsstreit. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, mit einer Kettensäge in die neu gebaute Garage seines Nachbarn eingedrungen zu sein und dort einen Dachbalken angesägt zu haben. Es gebe „keinen Zweifel“ daran, dass die Vorwürfe gegen den WM-Helden von 2006 zutreffen, betonte Staatsanwalt Kreutzer. Lehmann habe seinem Nachbarn „schlicht und ergreifend eins auswischen“ wollen.

Lehmann sprach von falschen Verdächtigungen und Rufmord

Kreutzer hatte auch keinen Zweifel daran, dass Lehmann die Parkgebühren in einem Parkhaus am Flughafen nicht zahlen wollte und darum vorgab, im Parkhaus noch etwas zu tun zu haben – und dann Stoßstange an Stoßstange hinter einem anderen Auto unter der Schranke hindurchfuhr. „Das ist ja hochgradig verhaltensauffällig“, sagte Kreutzer. „Und das für ein paar Hundert Euro – bei Ihren finanziellen Verhältnissen.“

Lehmann hatte am ersten Prozesstag eingeräumt, die Garage mit der Kettensäge in der Hand betreten zu haben, sich ansonsten aber auf Erinnerungslücken berufen und von falschen Verdächtigungen und Rufmord gesprochen. Lehmanns Anwalt Christoph Rücker sagte in seinem Plädoyer: „Die Staatsanwaltschaft schießt mit Kanonen auf Spatzen.“ Er warf dem Staatsanwalt Rache vor und ein unzulässiges „Moralisieren“. Lehmann leide unter einem Promi-Malus, die Anklagepunkte seien „Peanuts“. „Dieser Gerichtssaal ist keine moralische Instanz, die einen früheren Nationalspieler zu erziehen hat.“

csr/dpa