Berlin. Sie ist Schauspielerin, Synchronsprecherin und seit Jahren aktiv in der Aids-Hilfe: Judy Winter kann auf eine erfolgreiche Karriere blicken. Nun wird sie 80 Jahre alt und denkt nicht an den Ruhestand.

Die Roten Schleifen sind Judy Winter gerade ausgegangen. „Momentan habe ich keine zum Tragen mehr, ich muss mir welche holen“, sagt die Schauspielerin in einem Berliner Café bei einer Portion Käsespätzle. Seit Jahrzehnten ist die Künstlerin aktiv in der Aids-Hilfe und ist oft mit dem Symbol an ihrer Kleidung zu sehen, das für Solidarität mit HIV-Positiven und Aids-Kranken steht. Sie sagt, das Engagement sei eine Lebensaufgabe für sie. Am 4. Januar wird Winter nun 80 Jahre alt.

Die Wahl-Berlinerin, die 1944 als Beate Richard in Friedland im damaligen Oberschlesien (heute Korfantów in Polen) geboren wurde, hat oft komplexe Frauenrollen in der Theater- und Fernsehlandschaft gespielt. Mehr als 600 Mal stand sie zwischen 1998 bis 2018 als Marlene Dietrich im Theaterstück „Marlene“ am Berliner Renaissance Theater auf der Bühne. Sie leiht als Synchronsprecherin auch Weltstars wie Jane Fonda und Shirley MacLaine ihre Stimme.

Auch heute ist die Schauspielerin noch im Fernsehen zu sehen - zum Beispiel in der ZDF-Komödienreihe „Familie Bundschuh“ neben Andrea Sawatzki. Spricht man sie auf das Thema Ruhestand an, sagt die Schauspielerin, sie mache so lange weiter, bis es nicht mehr geht. „Es ist ja auch spannend zu arbeiten und sich in eine andere Rolle hineinzuversetzen.“ Das hört sich bei ihr selbstverständlich an. Sie wirkt fit.

Theatererfolge schon mit Mitte 20

Ihr Alter nehme sie dankend an. „Ich habe wirklich keine Angst. Ich habe gelebt, lebe noch und kann mich eigentlich nur bedanken, dass es mir noch so gut geht“. Der Künstlername von Judy Winter setzt sich aus den Namen der Hollywood-Ikonen Judy Garland („Der Zauberer von Oz“) und Shelley Winters („Ein Platz an der Sonne“) zusammen.

Sie kann auf eine erfolgreiche Karriere blicken. Schon mit Mitte 20 feierte die Tochter einer Tänzerin und eines Reserveoffiziers Erfolge an Theatern in Bremen, Stuttgart und Ulm. Große Regisseure wie Peter Zadek, mit dem sie über mehrere Jahre auch privat verbunden war, gaben ihr früh anspruchsvolle Aufgaben.

Die Hauptrolle in der 1971 uraufgeführten Verfilmung des Bestsellers „Und Jimmy ging zum Regenbogen“ von Johannes Mario Simmel bescherte ihr den Durchbruch im Kino. Es folgten zahlreiche Engagements auf der Bühne, am Mikrofon als Synchronsprecherin und vor der Kamera. Dazu zählt die legendäre „Tatort“-Folge „Reifezeugnis“ (1977) an der Seite der damals 16-jährigen Nastassja Kinski. Winter wollte sich stets nicht auf ein bestimmtes Genre festlegen lassen.

Komödien schwieriger als Dramen

Generell, sagt sie, hält sie es für schwieriger, eine Komödie zu spielen als ein Drama. „Es ist einfach wahnsinnig schwer, Menschen zum Lachen zu bringen.“ Eine Lieblingsrolle hat die Künstlerin zwar nicht, doch sie erinnert sich gerne an ihre Zeit als Marlene auf der Theaterbühne. „Die Premiere im Renaissance Theater war ein Riesenerfolg. Das war nicht zu fassen. Die Leute haben einfach nicht aufgehört zu klatschen.“

Seit vielen Jahren engagiert sich Winter für die Aids-Hilfe. 2014 bekam sie dafür unter anderem das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse. Schon im Theater habe sie früher immer am Ausgang gestanden und Spenden gesammelt, erzählt sie. Auslöser ihres Engagements sei der Tod eines Freundes gewesen, der an der Krankheit gestorben war. Gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen hatte sie Ende der 1990er Jahre die Benefiz-Gala „Künstler gegen Aids“ initiiert, bei der sie sich immer noch engagiert.