Sydney. In Australien vermehrt sich zurzeit ein Tier ungewohnt stark. Der Grund verblüfft, denn nicht alle Vertreter der Art profitieren davon.

Es ist selten, dass der Klimawandel positive Nachrichten liefert, doch im Falle der Zwergpinguine (Eudyptula minor), die auf Phillip Island vor der Südküste Australiens leben, ist dies ausnahmsweise mal der Fall. Die flugunfähigen, gerade mal 35 Zentimeter großen Vögel haben dank der Klimaerwärmung so viel Sex, dass es mittlerweile über 40.000 von ihnen gibt.

Der Grund dafür ist: Mit der steigenden Meerestemperatur ist auch die Zahl der Fische gestiegen, die in den umliegenden Küstengewässern schwimmen – neben Tintenfischen und Quallen eine der Hauptnahrungsquellen für Pinguine.

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Dieser Nahrungszustrom bedeutet, dass die „opportunistischen“ kleinen Pinguine mehr Zeit und Energie für die Paarung hätten, wie Andre Chiaradia erklärt. Er ist Meereswissenschaftler des Phillip Island Nature Parks und außerordentlicher Professor an der Monash University in Melbourne. „Die Vögel brüten eineinhalb Monate früher als zuvor“, sagte er dem australischen Sender ABC. Sie seien früher mit dem Paarungsprozess fertig und würden sich dadurch anscheinend denken: „Oh, ich kann es noch einmal versuchen.“

Pinguine wechseln häufig ihre Partner

Dass sie so erfolgreich bei der Vermehrung sind, liegt auch daran, dass sie kein Problem damit zu haben scheinen, ihre Partner und Partnerinnen häufig zu wechseln. „Wenn etwas schiefgeht, wenn die Beziehung nicht funktioniert, suchen sie sich einen neuen Partner“, erklärte der Forscher. „Hinter den Kulissen können sie an einem Abend vier bis fünf Partner haben.“

Die Zwergpinguine sind eine beliebte Touristenattraktion in Australien – und es gibt immer mehr von ihnen.
Die Zwergpinguine sind eine beliebte Touristenattraktion in Australien – und es gibt immer mehr von ihnen. © Phillip Island Nature Park | Phillip Island Nature Park

Phillip Island, 90 Minuten Fahrt von Melbourne entfernt, ist für seine Population an Zwergpinguinen bekannt. Die flugunfähigen Vögel, die jeden Abend wieder an Land watscheln, sind eine der beliebtesten Touristenattraktionen Australiens. Begonnen hat der Pinguin-Boom auf der gerade mal 100 Quadratkilometer großen Insel bereits vor einigen Jahren.

2022 meldete die „Pinguininsel” schon einmal einen Rekord: Damals kehrten an einem Wochenende 5440 Pinguine nach der Futtersuche am Abend an den Strand zurück. So viele Vögel waren seit Beginn der Zählungen 1968 noch nie gesichtet worden.

Hunde, Angelschnüre und Müll gefährden die Pinguine

In früheren Jahren ging es diesen „Little Penguins“, wie die kleinsten Pinguine der Welt in Australien genannt werden, nicht immer gut. Vor allem in der Nähe der Städte wurde ihr Habitat beeinträchtigt. In Sydney beispielsweise werden die Zwergpinguine regelmäßig in Tierkrankenhäusern abgegeben, nachdem sie von Hunden angefallen wurden oder sich in Angelschnüren oder anderem Müll verfangen haben.

Auch auf Phillip Island war die Pinguinpopulation in den 1980er-Jahren einst eingebrochen. Damals zählte man gerade mal 12.000 Tiere. Doch nachdem die Tiere und auch ihr Habitat besser geschützt wurden, entwickelten sich ihre Zahlen wieder mehr als positiv, und die guten Nahrungsbedingungen durch die Erwärmung haben der Kolonie nun nochmals einen Extraschub verliehen.

2022 führten die Forscher die positive Entwicklung zudem auf das damals vorherrschende Klimaphänomen La Niña zurück, das ausreichend Niederschläge nach Australien brachte. Damit wurden ideale Bedingungen geschaffen und mehr Fische in Küstennähe gebracht, wo die Pinguine sie leichter fangen können.

Kaiserpinguine leiden unter dem Klimawandel

Doch während die Pinguine auf Phillip Island von den wärmeren Temperaturen profitieren, haben andere Pinguinarten weniger Glück. Forscher gehen davon aus, dass durch die Klimaerwärmung 90 Prozent der Kaiserpinguine bis zum Jahr 2100 ausgestorben sein könnten.

Anders als ihre australischen Verwandten sind die Kaiserpinguine in der Antarktis vom Klimawandel besonders gefährdet.
Anders als ihre australischen Verwandten sind die Kaiserpinguine in der Antarktis vom Klimawandel besonders gefährdet. © dpa | Richard Burt

Erst im vergangenen Jahr meldeten Wissenschaftler, dass in insgesamt vier Kolonien in der Antarktis aufgrund des Tiefstands des Meereises vermutlich bis zu 10.000 Küken gestorben sind. Die Kolonien verschwanden zu einem Zeitpunkt, als die Küken ihre wasserdichten Federn noch nicht entwickelt hatten.

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Zudem wurde erstmals die Vogelgrippe bei Säugetieren in der Antarktis nachgewiesen, und inzwischen bestätigte die Regierung der antarktisnahen Falklandinseln, dass es Fälle unter Eselspinguinen auf Sealion Island gegeben habe. Bisher wurden schon über 200 tote Küken und einige erwachsene Tiere aufgefunden.