Berlin/Bozen. Über Jahre sorgt ein in den Alpen gefundenes Fossil für Verwirrung. Nun haben Forscher das Rätsel gelöst. Doch es gibt neue Fragen.

Lange galten die versteinerten Überbleibsel eines Tridentinosaurus, die 1931 in der Nähe von Trient in Südtirol (Italien) gefunden worden waren, als einzigartig. Denn bei dem Fossil waren die Weichteile, vor allem die Haut, ungewöhnlich gut erhalten. So gut sogar, dass mit der Zeit Zweifel an der Echtheit des archäologischen Fundes aufkamen – zumal bislang ähnliche Fossilien fehlen.

Ein internationales Forscherteam hat sich den Tridentinosaurus deshalb genauer angesehen. „Außergewöhnlich gut erhaltene Fossilien sind selten, aber sie können (...) einen tiefen Einblick in die Organismen der Vergangenheit geben“, betonte die Leiterin der Studie und Paläontologin an der Universität Cork, Valentina Rossi, gegenüber dem Naturkundemuseum Südtirol. „Wenn wir mithilfe moderner Techniken die verborgenen Geheimnisse der Fossilien lüften, so stoßen wir auf wirkliche Überraschungen.“

Archäologie: Forscher machen überraschende Entdeckung – Fossil ist eine Fälschung

Doch das Geheimnis, das die Forscher schließlich lüfteten, sorgte für eine Überraschung: Bei dem Fossil handelt es sich um eine Fälschung. Tatsächlich sind nur die Hinterbeine der rund 280 Millionen Jahre alten Versteinerung echt. Der Rest wurde wohl auf die Steinplatte aufgemalt.

Herausgefunden haben die Wissenschaftler das durch eine chemische Analyse. Das Ergebnis: Die wohl gefälschten Teile enthalten keine biologischen Strukturen, die darauf hindeuten würden, dass sie wirklich von einem toten Tier stammen. Vielmehr entspricht die Zusammensetzung einem handelsüblichen Pigment namens „Tierkohle“; das früher durch das Verbrennen von Tierknochen hergestellt wurde. „Unsere Analysen lösten das Rätsel. Was als verkohlte Haut beschrieben worden war, entpuppte sich als Farbschicht“, so Rossi.

Valentina Rossi im Labor des University College Cork (Irland), wo die mikroskopischen und molekularen Analysen durchgeführt wurden.
Valentina Rossi im Labor des University College Cork (Irland), wo die mikroskopischen und molekularen Analysen durchgeführt wurden. © Naturkundemuseum Südtirol | .

Damit ist zwar ein Rätsel gelöst, doch ein neues entsteht direkt. Von welchem Tier stammen die versteinerten Knochen? Denn den Tridentinosaurus hat es so offenbar nie gegeben, er ist nur eine Zeichnung. Und wer hat diese angefertigt? „Unsere Entdeckung wirft neue Fragen auf“, heißt es dazu in dem Fachartikel, den das Team in der Fachzeitschrift „Palaeontolgy“ veröffentlicht hat. Um die Identität des Urzeitlebewesens zu klären, werden nun die Teile des Fossils, die echt sind, untersucht. Vielleicht helfen sie, das nächste Rätsel bald zu lösen.