Berlin. Im Rostocker „Polizeiruf 110“ sind die Ermittler mit Drogen, Familiendramen und einem Mord konfrontiert. Die Leidtragende: ein Kind.

Liebevoll spielt eine junge Frau ihrer kleinen Tochter. Aber dann nimmt sie sie abends mit in die Disco. Und während Mascha (Meira Durand) einen fremden Mann bezirzt, zieht ihr Kind Holli (Mathilda Graf) ihm die Geldbörse aus der Tasche. Auf dem Nachhauseweg brechen Mutter und Tochter auch noch in eine Wohnung ein, um Nahrungsmittel zu stehlen.

Im neuen „Polizeiruf 110: Diebe“ hat Kommissarin Böwe (Lina Beckmann) es mit der drogenabhängigen Mascha Kovicz (Meira Durand) zu tun.
Im neuen „Polizeiruf 110: Diebe“ hat Kommissarin Böwe (Lina Beckmann) es mit der drogenabhängigen Mascha Kovicz (Meira Durand) zu tun. © NDR/Christine Schroeder | Ard

Aber da steht die Tochter plötzlich vor der Leiche einer älteren Frau. Und auch wenn die beiden fliehen, befinden sich jetzt natürlich überall Fingerabdrücke in der Wohnung. Und weil Mascha und deshalb schon mehrfach straffällig geworden ist, ist es nicht schwer, die Spur zu ihr zurückzuverfolgen. Und da droht auch gleich, dass das Jugendamt ihr die Tochter wegnimmt.

„Polizeiruf 110“: Emotionaler Fall trifft Ermittlerinnen unterschiedlich

„Diebe“, der neue „Polizeiruf 110“ aus Rostock, beginnt mal wieder brutalstmöglich. Denn Fernsehkrimis, in denen kleine Kinder zu Opfern werden, nehmen ja immer besonders mit. Wobei die Kommissarinnen, die hier zum vierten Mal gemeinsam ermitteln und sich dabei immer noch aneinander reiben, ganz unterschiedlich reagieren. Katrin König (Anneke Kim Sarnau) hat keinerlei Mitleid mit einer Drogensüchtigen und würde ihr das Kind sofort wegnehmen.

Lesen Sie auch: Caroline Peters – „Für mich ist sowas eine Herausforderung“

Melly Böwe (Lina Beckmann), die Neue, zeigt da mehr Verständnis. Hier blitzt durch, dass auch sie viel zu jung Mutter geworden ist. Weshalb sie auch noch andere Fährten verfolgen will. Immerhin scheint der 30 Jahre jüngere Mann der Toten nicht sonderlich unglücklich über seinen Verlust zu sein. Sein Alibi als Taxifahrer zerbröselt auch bald. Und dann dringt er auch noch in den abgesperrten Tatort ein, um Belege für dubiose Geschäfte zu finden, die ein skrupelloser Bundesverband für Senioren und Pflege seiner Frau aufgeschwatzt haben soll.

Besuch aus der Vergangenheit: Vater offenbart persönliches Familiendrama

Es gibt also mehrere Fährten in dieser Folge von Edward Herzog (Regie) und Elke Schuch (Drehbuch), und der Zuschauer weiß da immer schon ein bisschen mehr als die Ermittler. Denn die müssen, wie ja eigentlich immer in Rostock, auch noch mit anderen Störfaktoren umgehen.

Überraschend taucht Katrin Königs (Anneke Kim Sarnau) Vater Günther (Wolfgang Michael) nach 40 Jahren ohne Kontakt bei ihr auf.
Überraschend taucht Katrin Königs (Anneke Kim Sarnau) Vater Günther (Wolfgang Michael) nach 40 Jahren ohne Kontakt bei ihr auf. © NDR/Christine Schroeder | Ard

So hat Kommissarin König selbst ein Familienproblem zu klären. Im letzten Fall stand plötzlich ihr Vater (Wolfgang Michael) vor der Tür, den sie seit 40 Jahren nicht gesehen hat. Jetzt will er engeren Kontakt mit ihr. Und man erfährt allmählich von einer typischen Ost-Tragödie: Die Mutter versuchte, mit der Tochter in den Westen zu fliehen, und kam dabei ums Leben. Der Vater landete in Bautzen. Und die Tochter kam zu einer Pflegefamilie. Ob Kommissarin König deshalb so emotional auf die verantwortungslose Rabenmutter reagiert?

„Polizeiruf 110: Diebe“: Schwerer Fehler mit heftigen Konsequenzen

Aber dann steht auch noch ein Staatsanwalt im Büro und will die Ermittlungen gegen den Bundesverband unterbinden, weil der einer der größten Arbeitgeber der Region ist. Kollege Thiesler (Jürgen Heynert) fühlt sich seit der Neueinstellung der Chefin Böwe übergangen und geht bereitwillig die männerbündlerischen Offerten des Staatsanwaltes an, deren Ermittlung zu torpedieren. Aber wird damit noch ein ganz anderes Spiel gedeckt?

Es ist, mal wieder, ein sehr spannender und wendungsreicher „Polizeiruf“ aus Rostock, die ja ohnehin zu den Besten der „Tatort“-Konkurrenten zählen. Es ist einmal mehr packend zu erleben, wie die beiden Ermittlerinnen ruppig miteinander umgehen, aber auch, wie sie die Querschüsse toxischer Männlichkeit parieren. Am Ende wird allerdings ein Fehler begangen, der weitreichende Folgen hat. Das müsste dann auch noch Konsequenzen im nächsten Fall nach sich ziehen. Man darf gespannt sein. Aber es gilt: unbedingt ansehen!

Der Krimi „Polizeiruf 110: Diebe“ läuft am Sonntag, 25. Februar, um 20.15 Uhr in der ARD und ist außerdem in der Mediathek zu sehen.