Berlin. Der Mars sorgt für starke Strömungen in unseren Meeren – und könnte damit laut einer Studie vielleicht etwas gegen den Klimawandel tun.

Schon lange rätseln die Menschen über den Mars, der Rote Planet ist für viele ein beinahe mystisches Element unseres Sonnensystems. Doch wie sich jetzt zeigt, hat der Mars auch ganz konkrete, messbare Auswirkungen auf die Erde. Der im Schnitt 228 Millionen Kilometer entfernte Planet hat starken Einfluss auf unsere Ozeane und erzeugt darin offenbar mehrere „Whirlpools“, wie eine neue Studie eines Forscherteams rund um den Deutschen Dietmar Müller von der Universität Sydney beschreibt.

Müller ist Professor für Geophysik und hat mit seinen Co-Autoren die neue Untersuchung im Fachmagazin „Nature Communications“ veröffentlicht. Darin analysierten die Forscher Sedimentgesteine aus den vergangenen 50 Jahren, die Aufschluss darüber geben, in welcher Form Tiefseeströmungen entstanden und abgelaufen sind.

Mars beeinflusst Zyklen der Meeresströmung

Dabei entdeckten die Forscher zu ihrer eigenen Überraschung wiederkehrende Zyklen: Offenbar verringern und verstärken sich die Strömungen im immer gleichen Rhythmus über 2,4 Millionen Jahre. Die Sedimentologin Adriana Dutkiewicz ist Mitautorin der Studie und findet für die wiederkehrenden Strömungen nur eine Begründung, wie sie CNN erklärt: „Sie stehen im Zusammenhang mit den Zyklen der Wechselwirkungen zwischen Mars und Erde, die die Sonne umkreisen.“

Mars und Erde beeinflussen sich gegenseitig durch ein Phänomen, das die Wissenschaft gern als „Resonanz“ bezeichnet. Dabei umkreisen sich zwei Körper, die sich durch ihre Gravitationskräfte gegenseitig beeinflussen und aneinander anpassen. Wie die neue Studie nun darstellt, zeigen sich diese Wechselwirkungen auf der Erde durch steigende Temperaturen, die dann mit stärkeren Meeresströmungen einhergehen.

Wechselwirkung zwischen Mars und Erde sorgt für natürlichen Klimazyklus

Müller stellt gegenüber CNN jedoch heraus, dass man sich dadurch nicht zu einem Irrtum verleiten lassen darf: Die 2,4 Millionen Jahre dauernden Zyklen hätten zwar direkte Auswirkung auf die Erderwärmung, seien aber natürliche Klimazyklen. Sie stünden in keinerlei Zusammenhang zum aktuell erlebbaren rapiden Temperaturanstieg durch den menschengemachten Klimawandel.

Die Planeten des Sonnensystems üben Wechselwirkungen aufeinander aus.
Die Planeten des Sonnensystems üben Wechselwirkungen aufeinander aus. © picture alliance / Zoonar | Cigdem Simsek

In der Studie werden die Strömungen als „riesige Whirlpools“ beschrieben, die den Grund der Tiefsee erreichen können und damit den Meeresboden enorm verändern. Dabei entstehen dann solche Sedimente, die die Forscher jetzt für ihre aktuelle Untersuchung nutzten.

Wasserzirkulation ist wichtig für unsere Umwelt

Bei ruhiger See lagern sich diese in zusammenhängenden Schichten ab, bei massiven Strömungen und Strudeln zeigen sich in den Sedimenten immer wieder Unterbrechungen. Die wirken dann wie ein Stempel, anhand dessen die Unruhen im Wasser abzulesen sind. Damit lassen sich dann auch Aussagen über deutlich länger zurückliegende Veränderungen in den Ozeanen treffen. Mit Satellitendaten lassen sich diese zwar auch beschreiben, aber eben erst seit wenigen Jahrzehnten.

Die „Whirlpools“ im Ozean könnten nun auch in einem größeren Zusammenhang Auswirkungen haben: Die atlantische meridionale Umwälzzirkulation (AMOC) transportiert warmes Wasser vom Südatlantik in den Norden und ist damit von entscheidender Bedeutung für die Mäßigung des Klimas in der nördlichen Hemisphäre. Diese Zirkulation droht aktuell durch die Erderwärmung zusammenzubrechen, was fatale Folgen hätte – an manchen Orten würden die Temperaturen rapide steigen, an anderen deutlich absinken.

Sind Marsströmungen die Rettung für das Leben unter Wasser?

Auch für den Ozean wären die Auswirkungen gravierend, weil die aktuelle Zirkulation Wasserschichten so vermischt, dass Leben darin existieren kann. Wenn der Ozean stagniert, ist das nicht mehr möglich.

Die durch den Mars entstehenden Whirlpools könnten nun ein Gegenmittel dafür sein, wie Müller feststellt: „Unsere Arbeit sagt nichts darüber aus, was mit der AMOC passieren kann oder nicht. Wir wollen vielmehr zeigen, dass es selbst bei einem Ausfall der AMOC noch andere Prozesse gibt, die den Ozean durchmischen, auch wenn deren Auswirkungen ganz anders wären.“

Die Autoren der Studie stellen in ihrer Abschlusserklärung selbst fest, dass noch vieles unklar ist über die Auswirkungen und Entwicklungen der Tiefseeströmungen. Sie hoffen aber darauf, mit der Studie bessere Umgangsformen und mögliche Methoden für das Leben mit einem wärmeren Klima erschließen zu können.