Erfurt. Stadtratskandidaten vorgestellt Holger Poppenhäger (62) kandidiert für die SPD für den Stadtrat auf Platz 9

Wenn in Thüringen in jüngster Vergangenheit der Name der Name Poppenhäger ins Spiel kam, stand das gleichsam mit der vergeigten Gebietsreform. Holger Poppenhäger, Innenminister des Freistaates und zuständig für diese Reform, musste im August 2017 seinen Posten räumen. Der Sozialdemokrat, der als Doktor der Rechtswissenschaften mit genug Kompetenz ausgestattet im Kabinett Lieberknecht schon das Amt des Justizministers bekleidete, ist Politiker genug, um solche Niederlagen nicht mit Langzeitwirkung auszustatten.

Schon zwei Mal im Erfurter Stadtrat am Start

Heute ist der 1957 in Kassel Geborene Chef des Landesamtes für Statistik. Und der SPD-Mann, der bis 2012 sechs Jahre Vorsitzender seiner Partei in der Stadt war, möchte dahin zurück, wohin er 2009 schon einmal gewählt wurde – in den Erfurter Stadtrat. Durch seine Berufung zum Innenminister legte er 2014, um Interessenkonflikte zu vermeiden, sein Mandat nieder.

Holger Poppenhäger – evangelisch, verheiratet, eine Tochter – ist in Kassel geboren, lebt schon seit 1995 in Erfurt. Er hatte sich um eine Stelle im wissenschaftlichen Dienst des Landtags beworben und war angenommen worden. Eine hilfreiche Sache, denn viele Dinge im Stadtrat müssten mit juristischem Sachverstand bearbeitet werden, meint er.

Für die Kommunalwahl ist er auf der Liste der SPD auf Platz 9 gesetzt. Könnte reichen, unter Umständen. Aber bei den aktuellen Umfragewerten haben es die Sozialdemokraten schwer. Es gehe nicht um Sicherheit von Plätzen, es gehe um Unterstützung seiner Partei und Fraktion, sagt er. Er hofft aber auf ein gutes Ergebnis. Rot-rot-grün hält er für zukunftsträchtig. Sowohl im Land, als auch der Stadt. Man werde nach der Wahl miteinander reden. Die Grünen seien vernünftige Menschen. Auch Projekte, die mit der CDU getragen würden, zeigten, dass auch hier eine gute Sacharbeit möglich sei. Dass aber ein handlungsfähiger Stadtrat gewählt werde, daran habe er keinerlei Zweifel. Die Leute wollen eine innere und eine soziale Sicherheit. Erfurt habe deshalb wichtige strukturpolitische Entscheidungen für die Zukunft zu treffen, die die Bedürfnisse von Familien in den Mittelpunkt stellen müsse.

Er schätze es, wenn man nicht wackle, sondern eine beschlossene Linie durchhält und so umsetzte, wie im Programm beschrieben. der SPD-Mann wisse aber um die Neigung Einzelner, bei jedem Windstoß umzufallen. Das sei aber nicht seine Art. Und verbindet damit die Hoffnung, dass im neuen Stadtrat kein Platz mehr für Selbstdarsteller sein möge. Eine Zusammenarbeit mit Erfurts Oberbürgermeister Andreas Bausewein, der seinerzeit als SPD-Landesvorsitzender Poppenhägers Entlassung als Minister – gegen den Willen von Ministerpräsident Bodo Ramelow – betrieb, sei kein Hinderungsgrund. In der Politik müsse man immer vorwärts schauen, sagt er.

Poppenhäger will sich im neuen Stadtrat, so er denn gewählt werde, in den Bereichen Sicherheit und Kultur engagieren. Erfurt sei eine junge Stadt mit dynamischer Entwicklung. Und sicher. Aber man müsse für eine ständige starke Polizeipräsenz – was dem Bürgerwillen entspreche – sorgen. Dafür werde er sich einsetzen. Die Stadt könne bis 2035 neuen Prognosen zufolge nochmals einen 10-prozentigen Einwohnerzuwachs bekommen. Darauf gelte es sich einzustellen. Mit anderer Polizeipräsenz und auch einem funktions- fähigen Ordnungsdienst. Von den neuen im Landtag bewilligten Polizeistellen für Thüringen werde die Stadt einen Teil erhalten, um dem Sicherheitsbedürfnis der Erfurter, wie man es wahrnehme, nachzukommen.

Der zweite Bereich für Poppenhägersches Engagement soll weiterhin der Kulturbereich sein. Sechs Jahre arbeitete er in seiner Stadtratszeit im Kulturausschuss. Kaum bekannt: Der 62-Jährige, der eher introvertiert und zuweilen spröde wirkt, ist seit 2009 Vorsitzender des Trägervereins des Puppentheaters Waidspeicher. Auskömmlich sei der Kulturbereich nie ausgestattet, meint Poppenhäger. Aber Erfurt sei eine starke Stadt mit stabilen Finanzen. „Wir sind ein Leuchtturm“, so der Kunstliebhaber, dessen Dienstbüro eine große abstrakte Malerei ziert.