Wer daheim bleiben muss, hat auch (wieder) Zeit für Hobbys. Horst Bismark hat viele Sammelleidenschaften, eine sind Briefmarken.

Roldisleben. Gerade jetzt, wo man „eingeschränkt“ ist, sind Hobbys wichtig. Briefmarken sammeln geht auch individuell, ist zwar ein aussterbendes, aber ein bildendes Hobby. Obwohl man heute relativ wenig Post bekommt, auf der Briefmarken verwendet werden, sind gerade die aktuellen Dauerserienbriefmarken mit den herrlichen Blumenmotiven sehenswert. Die Serie zeigt Blumen aus unseren Gärten, Wiesen oder Parkanlagen. Zur Zeit sind 63 verschiedene Motive erschienen. Seit 2004 gibt es diese Briefmarkenserie, die aber aufgrund ihrer Größe nicht so richtig wahrgenommen wird. Die Designer Stefan Klein und Olaf Neumann aus Iserlohn haben als Vorlage keine Zeichnungen, sondern selbstgemachte Fotos verwendet. Deshalb erscheinen die Motive auch gestochen klar und farblich wie das Original in der Natur.

Aus diesen Motiven könnte man einen Blumenstrauß binden, der allerdings vom aufgedruckten Wert nicht ganz billig wäre. Die Summe der Portozahlen beträgt nämlich 9332 Cent. Der kleinste Wert beträgt fünf Cent, der größte Wert 500 Cent.

Zum nächsten „Tag der offenen Gärten“ – leider nicht in diesem Jahr – kann in Roldisleben, Hinter den Kirschgärten 3, eine Auswahl an Briefen und Karten mit Motiven aus dieser Serie bestaunt werden.

Ich selbst sammle seit meinem 10. Lebensjahr Briefmarken und habe während meiner Zeit als Lehrer in Rastenberg viele Schüler mit diesem Hobby begeistert. Wir haben gemeinsam Motivsammlungen oder thematische Sammlungen gestaltet und sie auf verschiedenen Ausstellungen gezeigt und auch hohe Auszeichnungen erhalten. Unsere höchste Bewertung war eine Silber-Medaille auf einer Weltausstellung in Bulgarien.

Sicher sammeln die meisten ehemaligen Schüler keine Briefmarken mehr, aber das dabei erworbene Wissen ist ihnen geblieben.

Übrigens ist dieses Hobby leichter zu betreiben als früher, denn heute kontrolliert niemand, wohin man Briefe schreibt. Die Postverwaltungen der verschiedenen Länder versuchen heute, durch Attraktionen bei ihren Ausgaben die Aufmerksamkeit oder das Interesse am Sammeln hochzuhalten.

So gibt es heute schon Briefmarken mit Panoramaaufnahmen bekannter Sehenswürdigkeiten. Es gibt sogar Briefmarken mit Duft von Früchten oder Schokolade. Sogar Swarovski-Kristalle sind auf Briefmarken zu finden. Auch die Materialien, aus denen Marken hergestellt werden, sind kurios geworden, denn es gibt heute schon welche aus Filz, Kork, Leder, Holz, ja sogar Porzellan und Glas, oder Gold- und Silberfolie werden verwendet.

Selbst die Form der Briefmarke ist heute nicht mehr normal viereckig, gezähnt oder geschnitten. Es gibt jetzt auch Marken in Form von Früchten (Bananen, Kokosnuss usw.), Sporttrikots, Kaffeetassen, Bierdeckel oder als Eier bzw. Herzen. Auch als Puzzle gestaltete Blocks oder als Pilz, Schmetterling, Frosch, Libelle usw. sind im Umlauf. Österreich hat sogar Briefmarken als Dirndl, als Jägerhut oder als Lederhose verausgabt. Es gibt sogar gestickte Briefmarken mit Zähnung.

Übrigens war es die Post der DDR, die 1963 den ersten Block nicht aus Papier, sondern aus Dederongewebe ausgegeben hat.

Und so ließe sich die Aufzählung fortführen, denn die Besonderheiten gehen sogar so weit, dass man auch Scherenschnitte als Marken ausgegeben hat. Heute ist es aber auch schon möglich, sich selbst oder das Lieblingstier auf Briefmarken abdrucken zu lassen. Auf www.briefmarke-individuell.de ist das möglich.

Auch Marken zu bestimmten Anlässen wie Hochzeit, Weihnachten oder Ostern kann man selbst kreieren. Schade wäre es, wenn die Post nur noch Schrift oder Codes als Frankatur verwenden lässt. Da würde mir wirklich etwas fehlen.

Horst Bismark ist Lehrer und Ortsteilbürgermeister im Ruhestand