Landesverkehrswacht tagt in der Kreisstadt. Gudrun Lukin wiedergewählt

Nachdem 2017 die Zahl der Schulwegunfälle in Thüringen gegenüber 2016 noch gesunken war, ist sie 2018 mit 70 zu 53 deutlich gestiegen. 2018 starben in Thüringen im Straßenverkehr 100 Menschen und fast 2000 Verkehrsteilnehmer wurden schwer verletzt. Die Arbeit der 23 Verkehrswachten, die auf Kreisebene, zum Teil auch auf Ortsebene als Vereine organisiert sind, bleibt unverändert wichtig. Bei der Jahreshauptversammlung des Dachverbandes Landesverkehrswacht Thüringen am Freitagabend in der Stadthalle Gotha wurde dies in allen Ansprachen deutlich.

Gudrun Lukin, die wiedergewählte Landesvorsitzende, erinnert an 1.525 Veranstaltungen mit 134.000 Teilnehmern in Thüringen im Jahr 2018. 32.345 Stunden haben die rund 950 ehrenamtlichen Mitglieder dafür aufgebracht.

Zwei Landesprogramme stehen aktuell im Mittelpunkt. Das eine steht unter dem kurzen Titel „Ablenkung“, das zweite richtet sich an Senioren und heißt „Aktiv mobil – sicher ans Ziel, Rundkurs sicherer Fahrer“.

Ablenkung im Straßenverkehr sei universell und treffe wie kein anderes Thema alle Verkehrsteilnehmer, erinnert die Landesverkehrswacht. Deshalb wurde ein „Ablenkungsteppich“ unter dem Motto „Eine Sekunde – 14 Meter Blindflug“ als Landesprojekt konzipiert. Der Teppich wird bei Veranstaltungen ausgerollt und steht voller Figuren, die man während der „Blindflugphase“ übersehen würde. Ablenkung sei ein Thema für jede Altersgruppe. Kinder im Kindergartenalter sind besonders ablenkbar. Ihre Aufmerksamkeit sei nicht auf Gefahren gerichtet, sie laufen dem Ball hinterher, wenn er auf die Straße rollt, so eine Presseinformation anlässlich der Jahreshauptversammlung. Bei Jugendlichen sei die Ablenkung durch Smartphones überall zu beobachten. Erwachsene programmierten während der Fahrt ihr Navigationsgerät, suchten Sender oder seien in Gespräche mit Mitfahrern vertieft. Diese Ablenkung sei auch beim Radfahren oder Gehen gefährlich.

Das sich Menschen lebenslange Mobilität wünschen, ist auch den Mitgliedern der Verkehrswachten bewusst. Mobil zu sein bedeute unabhängig zu sein und sei die Voraussetzung dafür, individuelle Angebote und Chancen für sich und die Gesellschaft zu nutzen. Allerdings zeigten die Verkehrsunfallzahlenmit Beteiligung von ab 65-Jährigen in den letzten Jahren eine steigende Tendenz. Dem wollen die Verkehrswachten mit dem zweiten Programm begegnen. 141 Veranstaltungen mit 5289 Teilnehmern aus der Altersgruppe 65 Jahr und mehr gab es dazu 2018.

Zur Jahreshauptversammlung ist im großen Saal der Gothaer Stadthalle viel Anschauungsmaterial aufgebaut und ausgebreitet. Auf den Tischen liegen Hefte zum sicheren Schulweg und zur Radfahrausbildung. Arbeitshefte für die ersten bis vierten Klassen sind mit einem Online-Portal verknüpft, weist ein Aufsteller hin. Rätsel und Malaufgaben gestalten die Arbeit mit den Heften interaktiv. Am Saaleingang steht ein berührungsempfindlicher Bildschirm, an dem man seinen Wissenstand testen kann. Ein Schauspieler hat dazu humorvolle Kommentare eingespielt, die je nach Ergebnis erscheinen. Für die Teilnehmer gibt es einen Beutel, der unter anderem Materialen enthält, mit denen Fußgänger und Radfahrer sich ohne Aufwand besser sichtbar machen können.

In der Diskussion im Verlauf der Versammlung legen sie die Verkehrswacht-Vertreter noch nicht auf die Forderung Tempo-130 auf den Autobahnen fest. Sie empfehlen einen Feldversuch. Auch die Frage, ob es möglich sein soll, bereits mit 15 ein Moped im Straßenverkehr zu bewegen, wurde besprochen. Hier sind bundesweit die Landesverbände in den östlichen Bundesländern eher dafür, die in den westlichen Bundesländern zurückhaltender. Es dürfe jedoch auf keinen Fall als Ersatz für einen gutes Angebot im öffentlichen Personennahverkehr verstanden werden, betont Lukin.

Die wiedergewählte Vorsitzende wird von Olaf Salomon und Volker Höhnisch vertreten. Mario Lindner, Dittmar Heyder, Michael Nitzschke, Ralf Büttner, und Petra Reinhardt sind in den Vorstand gewählt.

Grußworte kamen vom Landtagsabgeordneten Matthias Hey und der Gothaer Finanz- und Sozialdezernentin Marlies Mikolajzcak (beide SPD).