Konstanz. Mehr als 200 Eisenacher Handball-Anhänger feiern am Bodensee den Wiederaufstieg ihres Vereins – und ernten mit einer Spende den Respekt des Konstanzer Publikums.

Stehende Ovationen für den Chef des Eisenacher Fanprojektes – und das mitten auf der Platte in der Konstanzer Schänzle-Halle. Auch für Kai Paul war das eine neue Erfahrung, selbst wenn die Handballgemeinde in der Regel einen stilvolleren Umgang pflegt als rivalisierende Fußballfanfraktionen.

Die Geste der blau-weißen Anhängerschaft war in der Tat applauswürdig. Bemerkenswerte 600 Euro übergab Paul an die HSG Konstanz – eine Spende für die soziale Aktion des Vereins am Rande des Relegationsspiels. Der Erlös aus der Sicherheitsgebühr für den Besuch das Public Viewing im benachbarten Saal der Halle ging an die Forschung zum Rett-Syndrom, unter dem die kleine Chiara Lyan aus Kreuzlingen leidet, sowie an den an Krebs erkrankten Lukas aus Litzelstetten.

Die ThSV-Fans hatten von der Aktion vorab erfahren und sammelten auf der Hinfahrt. Als Paul die Spende in der Halbzeitpause überreichte, erntete er donnernden Beifall vom Konstanzer Publikum – ein bewegender Moment und ein Stück gelebter Gemeinsamkeit im Sport.

„Wir sind wie eine große Familie“, beschreibt Jörg Kiesewetter. Der 47-Jährige war mit Frau Annett und Tochter Hanna nach Konstanz gereist. Die Kiesewetters gehören zu den Treuesten der Treuen, kümmern sich seit langem um die Planung der Auswärtsfahrten.

Familie Kiesewetter (rechts) im Kreise weiterer Eisenacher Handballfans in Konstanz. Foto: Axel Eger
Familie Kiesewetter (rechts) im Kreise weiterer Eisenacher Handballfans in Konstanz. Foto: Axel Eger © zgt

Zwei Busse waren für die weite Fahrt nach Süden voll geworden. Eine Busbesatzung blieb noch eine Nacht unten. Auch die Kiesewetters hatten ein Hotelzimmer in Radolfzell gebucht. So konnten sie den Triumph in Ruhe auskosten.Das Miteinander der Fans findet Kiesewetter immer wieder erbauend. „Hier tut sich keiner weh, nach dem Spiel ist alle Rivalität vergessen, dann wird zusammen gefeiert“, sagt der einstige Fußballtrainer bei Lok Eisenach.

Umgekehrt wissen auch die Spieler den Zuspruch der Fans zu schätzen. „Wie sie uns vom ersten Spiel an nach vorn gepuscht haben, war überwältigend“, sagte Marcel Schliedermann, und Manager René Witte zeigte sich in der Stunde des Sieges „sehr, sehr stolz auf die Fans, die uns so weit getragen haben.“

Nicht zuletzt ist es Eisenachs Oberbürgermeisterin Katja Wolf (Linke), die neben der Spielstärke noch einen Punkt als „ganz entscheidend für das Gelingen des sofortigen Wiederaufstiegs sah: „Die Eisenacher haben die Mannschaft in der Werner-Aßmann-Halle frenetisch unterstützt, ebenso bei Auswärtsspielen. Das ist schon was ganz Besonderes und zeigt die tiefe Verbundenheit der ganzen Stadt mit diesem Verein. Wir haben den ThSV im Herzen“, erklärte Katja Wolf.