Erfurt. In eigener Sache: Warum die Mediengruppe Thüringen digitaler wird – aber natürlich an der gedruckten Zeitung festhält.

Die Meldung des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) in Thüringen hatte es in sich: „Mediengruppe Thüringen will gedruckte Zeitungen einstellen“ lautet die Schlagzeile. Stattdessen, hieß es, sollten die Leser nur noch digital versorgt werden, per E-Paper oder den Angeboten der Online-Seiten.

Es folgte das klare Dementi der Mediengruppe, zu der „Thüringer Allgemeine“, „Ostthüringer Zeitung“ und „Thüringische Landeszeitung“ gehören. Entgegen den Berichten des MDR würden die drei Tageszeitungen natürlich weiterhin gedruckt und an alle Abonnenten ausgeliefert. Punkt.

Doch die Verunsicherung war da. Verärgerte Leser meldeten sich in den Redaktionen, besorgte Politiker äußerten sich öffentlich. Wir beantworten hier die wichtigsten Fragen.

Werde ich auch in Zukunft meine Zeitung in gedruckter Form lesen können?

Ein klares Ja. Ihre Zeitung soll auch künftig als Druckexemplar in ihren Briefkästen liegen. Die „Thüringer Allgemeine“, „Ostthüringer Zeitung“ und „Thüringische Landeszeitung“ werden an sechs Tagen der Woche fast 240.000 Mal gedruckt und fast im gesamten Land Thüringen verteilt. Wir bemühen uns jeden Tag darum, unsere treuen Leser zu halten und neue hinzuzugewinnen.

Aber wie kam es dann zu den anderslautenden Berichten?

Anlass war eine Pressemitteilung der Funke-Mediengruppe, zu der neben Zeitungen der Mediengruppe Thüringen auch Zeitungen wie die Westdeutsche Allgemeine Zeitung, die Berliner Morgenpost oder das Hamburger Abendblatt gehören. Darin wurde das Hauptziel des „Zukunftsprogramms 2022“ kommuniziert: Die „konsequente Ausrichtung auf digitale Produkte bei gleichzeitiger Stabilisierung der Printtitel“. Zu den Thüringer Zeitungen heißt es: „Für die Thüringer Titel werden Szenarien erarbeitet, wie eine Versorgung der Leserinnen und Leser in ländlichen Gebieten mit digitalen Angeboten gewährleistet werden kann.“

Das heißt?

Das heißt, dass die „Thüringer Allgemeine“, „Ostthüringer Zeitung“ und „Thüringische Landeszeitung“ noch präsenter im Internet werden. Das bedeutet aber ausdrücklich nicht, dass die gedruckten Zeitungen eingestellt werden. Der MDR hat seine Berichterstattung inzwischen korrigiert und meldet nun korrekt, dass es keine Entscheidung gibt, die gedruckten Zeitungen einzustellen – aber geprüft wird, wie die Digitalangebote forciert werden können.

Warum ist das notwendig?

Die Funke-Mediengruppe muss sich weiterhin – so wie die gesamte Medienbranche – dem digitalen Transformationsprozess stellen. Auf der einen Seite nutzen immer mehr Leser die digitalen Angebote wie das E-Paper, während weniger Menschen gedruckte Zeitungen kaufen. Die Kosten für den Druck und die Zustellung steigen. Auch Anzeigenkunden haben die digitale Vermarktung bereits seit Längerem für sich entdeckt.

Wird also deshalb die gedruckte Zeitung teurer?

Die Zeitungen müssen sich – im Gegensatz zum gebührenfinanzierten öffentlich-rechtlichen Rundfunk wie dem MDR – selbst wirtschaftlich tragen. Wenn die Auflage geringer wird und gleichzeitig die Kosten für die Zustellung (etwa durch den Mindestlohn) und das Papier enorm steigen, müssen die Preise für die Druckexemplare steigen. Gleichzeitig versucht die Mediengruppe, digitale Angebote attraktiver für die Leser zu machen. Dieser Prozess ist seit Jahren im Gange und wird noch Jahre dauern. Von einem „radikalen Umbruch“, wie der MDR meldete, kann keine Rede sein.

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