Birkungen. Wofür sich Leben lohnt: Daniel Hunold hat ein Jahr lang die Welt bereist und unterrichtet gern nach neuen Methoden.

Daniel Hunold (31) aus Birkungen hat ein ganz besonderes Verhältnis zum Lernen. Wissen erwerben, Wissen vermitteln und dabei noch Spaß haben ist für ihn das Größte. Nach dem Abitur, das er am Leinefelder Gymnasium abgelegt hat, studierte er Betriebswirtschaft (BWL) und Interkulturelles Management an der Uni in Jena mit dem Abschluss Diplom.

Zwischendurch studierte er ein Jahr an der University of Newcastle Upon Tyne und machte ein Praktikum bei der Außenhandelskammer Norwegens im Bereich Marketing in Oslo. "Meine Aufgabe bestand darin, deutsche Handwerker zu vermitteln. Das waren alles Typen, wie mein Papa, damit kam ich gut zurecht." Ein Jahr lang hat Hunold die Welt bereist.

Erste Erfahrungen als Nachhilfelehrer

"Ich fühle mich in jedem Land wohl, wenn es halbwegs demokratisch ist und Frauen geachtet werden. Das ist für mich eine ganz wichtige Voraussetzung." In den vergangenen sechs Jahren war er Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität in Greifswald. Seit dem 4. Oktober gehört Daniel Hunold zum akademischen Adel, denn vor seinem Namen steht jetzt der akademische Grad Doktor. Daniel Hunold unterrichtet gern. Bedingung ist, dass man etwas lernen will. Mit Schaudern erinnert er sich an die ersten Erfahrungen als Nachhilfelehrer für Schüler, die "keinen Bock" hatten.

"Wer nichts lernen will, mit dem kann ich nichts anfangen. Ich bin vom Lernen so begeistert, dass es für mich das Schönste ist, was es gibt. Ich brauche Menschen, die ich motivieren kann." Als er die Stelle als Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Assistent des Professors antrat, spürte er beim Unterrichten die Angst einiger Studenten, dem Druck nicht gewachsen zu sein.

Sein Professor wird von den Studenten als "Endgegner" bezeichnet. Wer sich in der Welt der Computerspiele auskennt weiß, ein Endgegner ist in Computerspielen ein besonders starker und widerstandsfähiger Gegner, den der Spieler am Ende eines Spielabschnitts besiegen muss. Endgegner sind meist grafisch besonders aufwendig gestaltete, große Ungeheuer, die dem Spieler derart überlegen sind, dass spezielle Techniken zu ihrer Überwindung notwendig sind. Als Dozent stand Daniel ein wenig zwischen den Stühlen.

"Ich habe unterrichtet und versucht, den Studenten fachlich etwas beizubringen. Dabei stellte ich fest, dass manche Studenten aus Angst blockiert waren. Viele Studenten warfen das Handtuch. Ich versuchte, mit neuen Lernstrategien und Methoden zur Stärkung des Selbstvertrauens, den Studierenden zu vermitteln, wie man mit den Bedingungen an der Uni überleben kann. Unter der Überschrift ‘Wenn ich die Uni geschafft habe, schaffst Du es erst recht‘ habe ich angefangen, Vorträge zu halten. Es kamen mehr als 100 Leute. Bewährte Lernstrategien neu verpackt und für Studenten passend gemacht – das wurde gut angenommen. Man muss die Leute aufbauen!" Schon bald hielt Daniel Hunold diese Vorträge nicht mehr nur vor den Studenten des Lehrstuhls, sondern vor allen Studierenden der Uni in Greifswald. 2015 erhielt er für "Motivierende Lehr- und Lernarrangements in der Studieneingangsphase" den Lehrpreis der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald. Mit dem Lehrpreisgeld startete Daniel das Projekt "Motiviert Studiert" und eröffnete einen YouTube-Kanal. Hierbei werden typische Themen, Situationen und Probleme angesprochen, mit denen sich jeder Student identifizieren kann.

"Unser Team besteht aus vier Leuten, die die Filme in ihrer Freizeit drehen. Mit Humor und Fantasie versuchen wir, Themen von hochwissenschaftlich auf verständlich herunter zu brechen. Man kommt mit den Dingen, die man an der Schule gelernt hat, an der Uni nicht weiter. Man braucht neue Methoden und ein neues Modell. Das Wichtigste ist, dass Lernen Spaß macht. Fehler gehören zum Leben. Dabei macht man keine Fehler, sondern Erfahrungen. Es ist kein Weltuntergang, durch eine Prüfung zu fallen. Das Leben bietet immer wieder neue Chancen."

Ein wichtiger Motivator für Daniel Hunold ist die Freude zu sehen, wenn jemand verzweifelt etwas nicht verstanden hat und es durch seine Erklärung versteht. "Ich habe ein Bild von mir, das ich erreichen möchte. Daran arbeite ich."

Er kennt eine alte Indianergeschichte: Ein Cherokee-Großvater erzählt seinem Enkel eine sehr alte Geschichte von einem weißen und einem schwarzen Wolf. In jedem von uns lebt ein weißer und ein schwarzer Wolf. Der weiße Wolf verkörpert alles, was gut, der schwarze, alles was schlecht in uns ist. Der weiße Wolf lebt von Gerechtigkeit und Frieden, der schwarze von Wut, Angst und Hass. In unseren Herzen tobt ein Kampf zwischen den beiden Wölfen.

Die Waffen des schwarzen Wolfes sind Angst, Ärger, Neid, Eifersucht, Sorgen, Gier, Arroganz, Selbstmitleid, Lügen, Überheblichkeit, Egoismus und Missgunst. Die Waffen des weißen Wolfs sind Dinge, wie Liebe, Freude, Frieden, Hoffnung, ­Gelassenheit, Güte, Mitgefühl, Großzügigkeit, Dankbarkeit, Vertrauen und Wahrheit.

Der Enkel dachte kurz darüber nach und dann fragte er seinen Großvater: Welcher Wolf gewinnt? Der Großvater antwortet: Der, den du fütterst.

Bei den Werten im Leben steht für Daniel Hunold die Freiheit an erster Stelle. "Ich bin ein freiheitsliebender Mensch. Die Freiheit zu reisen, die Freiheit, Fehler zu machen, finde ich wunderbar. Ich habe in anderen Ländern eingeschränkte Freiheit erlebt. Man muss seine Freiheit als hohes Gut achten. Die Gleichberechtigung von Mann und Frau ist ein wichtiger Wert und die Ehrlichkeit. Ehrlichkeit, vor allem gegenüber sich selbst. Es ist eine Form von Ehrlichkeit, sich selbst einzugestehen, dass man nicht perfekt ist, und man sollte sich annehmen, wie man ist, mit allen Vorzügen und Einschränkungen."

Ein wesentlicher Wert im Leben von Daniel ist die Bildung. "Wer sich bildet, erweitert seinen Horizont und ist offen für Neues." Glücklich ist er, wenn er viele Likes bei seinem YouTube-Kanal bekommt. Auch, wenn Menschen, von denen man es nicht erwartet, ihr ganzes Potenzial offen legen.

Eichsfelder hasst es zu verlieren

Dann ergänzt er, wie man es von einem jungen Mann erwartet: "Frauen und das Gefühl von Nähe machen mich glücklich." Und er fügt lachend hinzu: "Brötchen mit Gehacktes, wenn ich nach Hause komme, das bedeutet Glück." Wenn Daniel mit Kollegen "Risiko" spielt, hasst er es zu verlieren. "Ich kann schlecht verlieren". Aber auch, wenn Menschen das Geschenk des Lernen-Könnens nicht annehmen, ärgert ihn das. Sorgen bereiten ihm die weltweite Überbevölkerung und dass sicher in ferner Zukunft Kriege um Trinkwasser geführt werden.

Bei der Frage nach dem Lebensmotto gibt es bei ihm zwei Aussagen. "Gib dem Menschen mehr Zeit, und sie werden dich überraschen." Und: "Sei offen, du weißt nicht, was morgen passiert. Man verpasst das Leben, wenn man nicht offen ist."

Als Botschaft möchte Daniel Hunold allen sagen: "Habt genug Vertrauen in euch selbst. Man kann nur etwas erreichen, wenn man sich selbst vertraut. Es steckt unheimlich viel Tolles in jedem einzelnen. Jeder hat gewisse Talente, die unglaublich viel wert sind, man muss sie nur finden. Talent ist, wenn man es für sich behält, fast vergeudet. Teilt man hingegen seinen inneren Reichtum mit anderen, ist er viel mehr wert. Und oft sind es gerade die Dinge, die du besonders gut kannst, die dir dann auch am meisten Spaß und dich glücklich machen."

Hintergrund: "Wofür sich Leben lohnt" ist ein Gemeinschaftsprojekt von Lebenshilfe Leinefelde-Worbis und der Mediengruppe Thüringen.

Zum YouTube-Kanal "MotiviertStudiert"