Chemnitz. Hochhausblöcke überragen die Gefängnismauern der JVA Chemnitz. Hinter einem Fenster liegt auch die Zelle von Beate Zschäpe. Wie lebt die Rechtsterroristin ein Jahr nach dem Urteil im NSU-Prozess?

Die Nacht ist früh vorbei. Um 6.00 Uhr steht für Beate Zschäpe in der JVA Chemnitz werktags das Wecken im Tagesplan - so auch an diesem Donnerstag, an dem sich das Urteil gegen die Rechtsterroristin zum ersten Mal jährt. Das Oberlandesgericht (OLG) München hatte die 44-Jährige am 11. Juli 2018 als einziges noch lebendes Mitglied der Neonazi-Terrorzelle "Nationalsozialistischer Untergrund" wegen zehnfachen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt.

Beate Zschäpe im Gerichtssaal des Oberlandesgerichts in München. Die als Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) bezeichnete Terrorgruppe hatte zwischen den Jahren 2000 und 2007 zehn Menschen in Deutschland ermordet.
Beate Zschäpe im Gerichtssaal des Oberlandesgerichts in München. Die als Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) bezeichnete Terrorgruppe hatte zwischen den Jahren 2000 und 2007 zehn Menschen in Deutschland ermordet. © Peter Kneffel/dpa

Da das Urteil noch nicht rechtskräftig ist, verbüßt Beate Zschäpe noch keine Haftstrafe, sondern sitzt in Untersuchungshaft. Nach Prozessende hatte sie ihre Verlegung aus Bayern nach Chemnitz beantragt. Die JVA ist für Sachsen und Thüringen zuständig und wird fortwährend modernisiert. Seit 4. Februar ist Zschäpe die prominenteste Insassin des Frauengefängnisses an der Chemnitzer Peripherie - gemeinsam mit weiteren 47 Frauen im U-Haft-Bereich.

Sichtbar geprägt wird das Gefängnis von Hochhausblöcken, in denen die Frauen leben. Die Zimmer sind karg eingerichtet und zweckmäßig möbliert: Bett, Stuhl, Schreibtisch, Nachtschrank, Kleiderschrank, Wandregal, Spiegel, Pinnwand und Wäschebehälter. "Der Haftraum von Frau Zschäpe hat dieselbe Ausstattung wie andere Hafträume der Justizvollzugsanstalt", sagte Gefängnisleiterin Eike König-Bender im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Eine Freiheitsstrafe verbüßten dort zum gleichen Zeitpunkt insgesamt 203 Gefangene.

Doch wie lebt Beate Zschäpe im Gefängnis jener Stadt, in der ein Überfall auf einen Supermarkt am 18. Dezember 1998 als das erste Verbrechen des NSU gilt? Der Tagesablauf für die Untersuchungshäftlinge ist strikt geregelt. Nach dem Wecken werden um 7.45 Uhr die Zellen zu ersten Mal aufgeschlossen, bis 8.15 Uhr gibt es Frühstück - samt Postabgabe und Medikamentenausgabe. Anschließend können die Frauen für eine Stunde an die frische Luft.

Von 10.30 Uhr an stehen Sport und oder andere Freizeitaktivitäten auf dem Programm. Fitness, Tischtennis und Volleyball werden angeboten, die weniger Sportlichen können basteln, malen oder zeichnen. Zudem gibt es eine Bibliothek. Nach dem Mittagessen werden um 13.00 Uhr die Zellen wieder verschlossen und erst um 17.00 Uhr für die Ausgabe von Abendbrot, Post und Medikamenten für eine halbe Stunde geöffnet. Um 17.30 Uhr werden die Türen für eine weitere Nacht verriegelt.

An den Wochenenden und Feiertagen ist der Ablauf ähnlich - nur ist Wecken erst um 9.00 Uhr, Sport- und Freizeitmaßnahmen fallen weg und die Zellentüren werden schon um 16.45 Uhr wieder verschlossen.

Zum weiteren Inventar von Zschäpes Zelle oder auch zu eventuellen Vergünstigungen oder Auflagen gibt es mit Blick auf Persönlichkeitsrechte keine Auskunft. Grundsätzlich aber könnte sich auch Beate Zschäpe über die Anstalt zum Beispiel ein TV-Gerät kaufen oder mieten, wenn sie nicht im Gemeinschaftsraum fernsehen wolle, hieß es.

Wer arbeiten will, kann dies in der Wäscherei, der Näherei, der Stickerei oder in der Grünflächenpflege tun. Überdies sind schulische oder berufliche Ausbildung möglich. Zu den derzeit 175 Beschäftigten in der JVA gehören auch zwei Lehrer sowie ein Arzt, drei Psychologen, eine Kunsttherapeutin und sieben Sozialdienst-Mitarbeiter.

Die Rechtsterroristin Beate Zschäpe stammt aus Jena und wohnte in Freiheit zuletzt in Zwickau. Die sogenannte heimatnahe Unterbringung in einer JVA soll vor allem den sozialen Kontakten durch leichteren Besuch von Familie, Freunden und Bekannten dienen, bestätigte Gefängnisleiterin König-Bender. Und wie oft bekommt Beate Zschäpe Besuch? Wieder gibt die Anstaltsleiterin keine Auskunft. "Ich lege sehr großen Wert auf den Persönlichkeitsschutz", sagt. Sie betont, dass das nicht nur für die prominente Gefangene gilt, sondern für alle Häftlinge.