Erfurt. Von außen mag die Integrierte Gesamtschule (IGS) am Johannesplatz in Erfurt gut in Schuss wirken. Doch die Teilsanierung ist auch schon wieder knapp 20 Jahre her. Die Elternvertretung hat Zweifel, dass die Stadt die Sanierung überhaupt bezahlen könne.

Innen bröckelt stellenweise der Putz von den Wänden. „Die Glasbausteine im Treppenhaus sind brandschutztechnisch gar nicht mehr erlaubt“, sagte am Montag Stefanie Hirte. Die Sprecherin der Kreiselternvertretung führte den Oberbürgermeister Andreas Bausewein (SPD) und eine Gruppe von Bildungspolitikern durch das Schulgebäude, um an diesem Beispiel noch einmal deutlich zu machen, wie es fast überall in Erfurts Schulen aussieht - marode und zu eng.

Über eine lockere Treppenstufe bog Hirte in ein Klassenzimmer ab, in dem sich der Fußbodenbelag am Eingangsbereich gelöst hat. Das Klassenzimmer stand gerade leer, doch in einem anderen, wo gerade die Mottowoche stattfand, ging es merklich beengt zu: Unter den 24 Schülern waren welche mit pädagogischem Sonderbedarf und extra Betreuungskräften.

IGS teilt sich Turnhalle mit benachbarter Grundschule

„Für gute Inklusion braucht es nicht nur die personellen Voraussetzungen, sondern auch die räumlichen“, sagte Hirte, die auch Elternsprecherin an der IGS ist. Doch Platz fehlt, auch bei der Turnhalle, die sich die IGS mit der benachbarten Grundschule teilt. Bei zusammen 878 Schülern bedeutet das, dass manche Sportstunde erst 17 Uhr beginnt.

Der Sportplatz auf dem Hof ist lückenhaft ausgestattet. Die Tartanbahn ist eine Buckelpiste. Eine Erweiterung ist geplant - neue Klassenräume für IGS und Grundschule bis 2023, eine Ergänzungsturnhalle ein Jahr später stehen im neuen Schulnetzplan. Doch zweifeln die Eltern daran, dass die Stadt die Investitionen auch bezahlen kann.

Deshalb forderten Hirte und Armin Däuwel, die gemeinsam der Kreiselternvertretung vorstehen, ausdrücklich die Kopplung des Schulnetzplanes an ein Finanzierungsmodell. „Die Finanzierung muss auch über 2020 hinaus gesichert sein“, betonte Hirte. „Es ist wichtig, dass der Stadtrat diese Entscheidung trifft“, meinte Däuwel.

Welches Modell gewählt werde, sei den Eltern egal. Doch liege der Vorschlag, Grundstücke an die Kowo zu verkaufen und die Kowo in die Stadtwerke einzulegen, seit langer Zeit auf dem Tisch, während adäquate Alternativen fehlten.

„Es ist traurig, dass unmittelbar vor den Wahlen das Thema zum Stimmenfang benutzt wird und über Mieterhöhungen spekuliert wird“, meinte Däuwel, der auch innerhalb mancher Fraktion eine „tiefe Uneinigkeit“ ausmacht.

Eltern hoffen auf Rederecht im Stadtrat

Dass bei aller Einhelligkeit zum Schulnetzplan die Meinungen über die Finanzierung auseinandergehen, zeigte sich auch in der IGS beim Kaffeegespräch. Das Modell verhindere ja gerade den Verkauf von Stadteigentum an Private, meinte etwa Denny Möller (SPD). „Es gibt auch andere Ideen, auch wenn sie nicht jedem gefallen“, fand hingegen Daniel Stassny (Freie Wähler) und spielte auf den Verkauf der städtischen Grundstücke an private Investoren an - was allerdings nur einen Teil der erhofften Summe einspielen würde.

Die Eltern hoffen auf Rederecht im Stadtrat und wollen am Mittwoch ab 16 Uhr mit einer Mahnwache vor dem Rathaus-Sitzungssaal für ein finanziell abgesichertes Schulbauprogramm demonstrieren.