Erfurt. 150 Schülerinnen und Schüler der Evangelischen Gemeinschaftsschule in Erfurt nehmen am „Smart Camp“ teil und lernen den Umgang mit neuen Medien.

„Die Aufklärung ist wichtig.“ Fabrice Pfeuffer sagt den Satz voller Überzeugung. Der Jugendliche geht in die 9. Klasse der Evangelischen Gemeinschaftsschule in Erfurt. Dort lernt er mit 150 Schülerinnen und Schülern seit Dienstag den Umgang mit dem Internet – besser: Sie lernen den Umgang neu.

Das Projekt „Smart Camp“ gibt den jungen Menschen genau diese Möglichkeit. Entwickelt von der Bildungsinitiative BG3000 wird es jetzt in Kooperation mit der Funke Mediengruppe, zu der auch diese Zeitung gehört, auf eine neue Ebene gestellt. „Wir trainieren mit den Schülern journalistische Fähigkeiten, um Hate Speech und Fakenews zu entlarven“, sagt BG3000-Gründerin Simone Stein-Lücke.

Für die Funke-Gruppe ist das Projekt eine logische Weiterentwicklung der bisherigen Tätigkeiten ihrer Journalistinnen und Journalisten – denn die sind im Verbreitungsgebiet bereits an vielen Schulen aktiv. „Sie vermitteln den Jugendlichen unter anderem den Wert von Journalismus und trainieren sie in diverseren Projekten, mit geschultem Auge durch die Medienwelt zu navigieren“, sagt Funke-Geschäftsführer Ove Saffe.

Sensibilisierung für die Chancen, aber auch für die Risiken

Smart Camp nennt sich das von der Bonner Bildungsinitiative BG3000 entwickelte Projekt, dass in Kooperation mit der Funke Mediengruppe nach Erfurt geholt wurde. 
Smart Camp nennt sich das von der Bonner Bildungsinitiative BG3000 entwickelte Projekt, dass in Kooperation mit der Funke Mediengruppe nach Erfurt geholt wurde.  © Fabian Klaus

Zurück zum Projekt in Erfurt: Um Sensibilisierung für die vielfältigen Chancen, aber auch Risiken geht es in den drei Tagen an der Gemeinschaftsschule. „Man kann viel vergessen“, sagt Fabrice Pfeuffer am zweiten Tag des Projektes. Da liegt hinter ihm und den anderen Teilnehmern schon ein Tag, an dem sie von Psychologen und Internet-Experten mit „Hate Speech“, „Fake News“ sowie den Umgang mit persönlichen Daten vertraut gemacht wurden. Wie erkenne ich Halb- und Unwahrheiten? Wie gehe ich mit Pöbeleien, Hetze und Populismus im Netz um? Welche Daten gebe ich von mir preis? Die Jugendlichen haben die wichtigsten Antworten bekommen auf diese Fragen. Datenschutz sowie Medien- und Urheberrecht standen dabei im Fokus. Denn klar ist: Verstößt man bei einem Beitrag im Social Web dagegen, kann es unter Umständen teuer werden.

Alexander Dorst verfolgt die verschiedenen Workshops ebenfalls aufmerksam. Er leitet die Schule und stellt bei den Jugendlichen einen „unheimlichen Wissensdurst“ fest. Deshalb ist er froh, dass das Projekt – es ist eines von bundesweit drei Pilotversuchen, die BG3000 und Funke durchführen – an seiner Schule realisiert wird. Zumal es sich einbettet in eine Diskussion, die gerade innerhalb der evangelischen Schulstiftung läuft. „Wir haben eine große Debatte zur Digitalisierung“, berichtet der Schulleiter. Über ethischen Fragen werde gesprochen, aber auch über die Technik und den Umgang damit.

Teilnehmer berichten von eigenen Youtube-Kanälen

Samuel Mitsch aus der 8. Klasse experimentiert im Workshop „Mobile Journalism“ mit einem Gimbal, also einem Stick, der das Videografieren mit dem Handy erleichtert.
Samuel Mitsch aus der 8. Klasse experimentiert im Workshop „Mobile Journalism“ mit einem Gimbal, also einem Stick, der das Videografieren mit dem Handy erleichtert. © Fabian Klaus

Dass die Schülerinnen und Schüler vor allem über die technischen Fertigkeiten verfügen, zeigen sie in den Workshops. Mehrere Teilnehmer berichten von eigenen Youtube-Channels, auf denen sie erste Versuche gestartet hätten. Instagram ist den allermeisten natürlich kein Fremdwort. Im Workshop von Philipp Hinken geht es aber um den mobilen Journalismus, der all die Fertigkeiten noch einmal deutlicher zusammenbringt. Er zeigt gute und weniger gute Videobeiträge verschiedener Medien. „Im normalen Schulalltag spielt das keine Rolle, deshalb ist es cool, dass wir hier lernen können, mit diesen Dingen umzugehen“, sagt Samuel Mitsch, der die 8. Klasse der Schule besucht. Er testet gerade den Umgang mit einem sogenannten „Gimbal“, einem Stick, der das Filmen mit dem Handy erleichtert. Auch das gehört zum Input für die Schülerinnen und Schüler. Welche Werkzeuge kann ich nutzen, um meinen Clip möglichst gut zu erstellen. Schließlich steht insgeheim der Wunsch danach, dass möglichst viele User im Netz ihn anschauen – und der Ersteller des Posts oder des Videos am Ende keine böse Überraschung erlebt. Genau dafür sensibilisiert das „Smart Camp“, das am Donnerstag zu Ende geht.