Erfurt. Vor Ablauf der ersten Frist für den Umtausch von alten Führerscheinen verzeichnen die Meldebehörden viele Anfragen. Wer seinen alten Lappen nicht rechtzeitig umtauscht, riskiert Komplikationen.

Einige Monate vor dem Verstreichen der ersten Umtauschfristen für alte Führerscheine haben die Zulassungsstellen der Kreise und Kommunen viele Nachfragen erreicht. "Sowohl postalische als auch telefonische Anfragen zu dem Thema sind signifikant angestiegen", sagt etwa die Sprecherin des Landratsamts Nordhausen, Jessica Piper. Auch in Sonneberg und im Wartburgkreis meldeten sich viele Bürgerinnen und Bürger, um sich über die geltenden Regelungen zu informieren, so die jeweiligen Sprecher. Zudem habe der Schriftverkehr mit anderen Meldebehörden zugenommen – denn viele betroffene Bürgerinnen und Bürger wohnen schon lange nicht mehr dort, wo einst ihr Führerschein ausgestellt wurde.

Die Umtauschpflicht für alte Führerscheine war im Jahr 2019 vom Bundesrat beschlossen worden. Grundsätzlich müssen bis zum 19. Januar 2033 alle Führerscheine aktualisiert werden, die vor 2013 ausgestellt wurden. Nach diesem Stichtag verlieren die alten Dokumente ihre Gültigkeit. Ziel ist es dem Verkehrsministerium zufolge, dass alle in der EU ausgegebenen Führerscheine ein einheitliches Erscheinungsbild erhalten. Fälschungen sollen so erschwert werden.

Bundesweit 40 Millionen Menschen von Umtauschpflicht betroffen

Laut Schätzungen sind dem Thüringer Verkehrsministerium zufolge bundesweit über 40 Millionen Autofahrerinnen und Autofahrer von der Umtauschpflicht betroffen, 15 Millionen davon besitzen noch den alten Papierführerschein. Genaue Zahlen zu der Anzahl der alten Führerscheine oder wie viele Inhaber ihren schon umgetauscht haben, gibt es weder für ganz Deutschland noch für Thüringen. In Erfurt wird nach Angaben der Stadt keinerlei Statistik zu diesem Thema geführt. Der Kreis Nordhausen, der Wartburgkreis, die Städte Jena und Weimar sowie der Kreis Sonneberg können zumindest Schätzungen abgeben.

So hatten Hochrechnungen in Nordhausen ergeben, dass jedes Jahr mit rund 3000 Umschreibe-Anträgen zu rechnen sei, so Sprecherin Piper. Seit Jahresbeginn habe sich in der Kommune die Zahl der Anträge zwar verdoppelt, liege aber dennoch nur bei rund 500. "Wir gehen davon aus, dass viele von der Regelung noch nichts gehört haben." Fast alle Landratsämter wollen daher spätestens nach den Sommerferien noch einmal auf die Umtauschpflicht aufmerksam machen. "Wir hoffen, dass möglichst viele Autofahrer frühzeitig ihren neuen Führerschein beantragen und nicht alle erst im Dezember daran denken."

In Sonneberg wird die Umtauschpflicht Sprecher Michael Volk zufolge gut angenommen. Bisher seien 250 Autofahrerinnen und Autofahrer dem Angebot nachgekommen. Im Wartburgkreis wurden nach offiziellen Angaben 1400 Führerscheine umgetauscht. Wie viele davon unter die Pflicht fallen, wurde nicht eigens erhoben. In Jena tauschten nach Schätzungen der Führerscheinbehörde etwa ein Drittel der von der ersten Frist Betroffenen ihren Führerschein um. Die Nachfrage steige aktuell, sagte ein Sprecher. Auch in Weimar stieg die Tendenz zum Tausch zuletzt. Bisher wurden nach Angaben der Stadt 165 Führerscheine eingetauscht, rund 1800 könnten noch folgen.

Für diese Jahrgänge naht Fristende

Um eine Überlastung der Meldebehörden kurz vor Ablauf der Frist zu verhindern, wurde eine gestaffelte Fristen-Tabelle eingeführt. So müssen etwa alle Führerscheininhaber und -inhaberinnen, die zwischen 1953 und 1958 geboren sind, schon bis zum 19. Januar 2022 ihren Führerschein erneuern lassen. Wer die Frist verpasst und erwischt wird, kann dem Verkehrsministerium zufolge mit einer Ordnungswidrigkeit in Höhe von 10 Euro belegt werden. Das Ministerium verweist darauf, dass es vor allem bei Fahrten mit ungültigem Führerschein im Ausland zu zusätzlichen Komplikationen kommen kann.

Keine Schlechterstellung bei Umtausch

Spezielle Kontrollen seien vonseiten der Polizei im Januar nicht geplant, so ein Sprecher des Innenministeriums. Allerdings werde im Rahmen der allgemeinen Verkehrskontrollen verstärkt darauf geachtet. Eine Schlechterstellung im Sinne der Führerscheinklassen müssen Umtauschwillige indes nicht befürchten: Beim Umtausch bleiben alle bestehenden Führerscheinklassen erhalten.