Mellingen. Raymond Renaud (95) sprach in Mellingen

Die 90 Minuten in Mellingens alter Schule genügten nicht, um gestern Vormittag alle Fragen der Feininger-Gymnasiasten zu beantworten. Von einem Gesprächsgast wie Raymond Renaud kann man sich schließlich nicht alle Tage authentisch berichten lassen – und wird es in Zukunft immer seltener können. Anlässlich des 74. Jahrestages der Befreiung des KZ Buchenwald hatte der 95-jährige Überlebende des Todeslagers den Schülern ein Zeitzeugengespräch ermöglicht.

1942 war der Tischlerlehrling in seiner französischen Heimat verhaftet worden, weil er kommunistische Flugblätter verteilte. Zunächst wurde er in Frankreich zu 13 Monaten Gefängnisstrafe verurteilt, dort inhaftiert und im September 1943 nach Buchenwald deportiert. Hier musste er unter anderem Zwangsarbeit in den Gustloff-Werken leisten. Er überlebte bis zur Befreiung des Lagers am 11. April 1945 und ging am 8. Mai zurück nach Frankreich. Sein Vater wurde in Auschwitz ermordet.