Erfurt. In Thüringen müssen sich Kirchen mit zunehmender Respektlosigkeit von Besuchern herumschlagen. Manche Gotteshäuser klagen über extreme Vorfälle.

Eis tropft auf den Jahrhunderte alten Steinboden und dann hallt vielleicht auch noch Hundegebell durch die geweihten Räume: In Thüringen beobachten Kirchen mitunter Unachtsamkeiten und fehlenden Respekt bei Besuchern von Gotteshäusern. „Es lässt schon nach, dass der Dom als besonderer Raum wahrgenommen wird“, sagt der Pressesprecher des Bistums Erfurt, Peter Weidemann.

Anders als es aber etwa seine Kollegen im Dom in Speyer in Rheinland-Pfalz beobachten, klebten immerhin keine Kaugummis an den Kirchenbänken. „Mitgebrachtes Eis oder Bratwürste sind da schon ein größeres Problem“, sagte Weidemann. Das hinterlasse bisweilen nämlich Fettflecken. Auch brächten Besucher immer wieder ihre Hunde mit, obwohl ein Schild am Eingang auf das Verbot hinweise. „Auch wenn sie Teil der Schöpfung sind, sind Hunde in der Kirche in der Regel nicht erlaubt.“

Weidemann führt die Entwicklung vor allem auf den Dom als Besuchermagnet zurück. Jährlich kommen nach Bistumsangaben etwa 500.000 Menschen – darunter nicht nur gläubige Gottesdienstbesucher. Auch in anderen größeren katholischen Kirchen im Freistaat würden bisweilen mangelnde Sensibilität und kulturelles Unverständnis beobachtet, so Weidemann. Ein wirkliches Problem sehen die Kirchen im katholisch geprägten Eichsfeld und in Nordhausen aber nicht.

Durchmischtes Bild zum Benehmen der Besucher

Mit der Initiative „Offene Kirchen“ schließen Gotteshäuser der Evangelischen Kirche Mitteldeutschland (EKM) auch außerhalb offizieller Anlässe ihre Türen auf. Dort zeichnet sich ein sehr durchmischtes Bild zum Benehmen der Besucher ab.

So gebe es viele Häuser – etwa in Schmölln, Gera-Großaga, Altenburg und die Georgenkirche Eisenach – die so gut wie keine negativen Erfahrungen machten, berichtet EKM-Pressesprecherin Susanne Sobko. In Lauscha und der Kreuzkirche in Zeulenroda etwa habe die „open house policy“ den Häusern sogar mit Kommentaren zufriedener Besucher gefüllte Gästebücher beschert.

„Was mir nur auffällt ist, dass viele Männer nicht mehr wissen, dass man in der Kirche die Kopfbedeckung abnimmt“, teilte ein Vertreter der evangelischen Kirche in Ruhla mit. Andere Kirchen, etwa die Arnstädter Bachkirche und die Bergkirche in Schleiz, klagen ebenfalls über mitgebrachte Hunde.

„Wir beobachten eine zunehmende Respektlosigkeit gegenüber der Kirche als Gebäude, gegenüber der Institution und auch gegenüber uns als Personal“, hieß es aus Schleiz weiter. Neben den 95 Prozent freundlichen und interessierten Besuchern gebe es etwa fünf Prozent „Problemtouris“. Dazu zählten etwa Besucher, die die Bergkirchenführer beleidigten, oder solche, die außerhalb der Öffnungszeiten auch nicht davor zurückschreckten, für Sightseeing in Trauerfeiern hineinzuplatzen.

Manche Gotteshäuser klagen auch über noch extremere Vorfälle: Da werden Kerzen, der Opferstock oder die Kollekte gestohlen und die Gästebücher als Schimpfwortsammlung genutzt, wie es etwa aus der Eisenberger Stadtkirche und der Klinikkapelle in Gera heißt. Auch Urin und andere unappetitliche Hinterlassenschaften beklagen manche Gotteshäuser. Aber: Die Häuser berichten auch, dass solche Vorfälle eher die Ausnahmen als die Regel seien.

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