Weimar. Düsseldorfer Studenten und Weimarer Engagierte wecken mit einer Menschenmauer und einem goldenen Käfig in der Innenstadt viel Aufmerksamkeit

Vierzehn Düsseldorfer Studenten reisen nach Weimar und performen am Samstag auf dem Herderplatz „Demokratie in Bewegung“. Mit Menschenmauern und einem Goldenen Käfig bringen sie am Gründungsort der Demokratie mit der Weimarer Republik demokratische Werte ins Bewusstsein der Menschen – und stoßen auf viel positive, aber auch kritische Resonanz.

Ihr Ziel: Zum Nachdenken anregen über das, was Demokratie uns ermöglicht und warum es so wichtig ist, sich für sie zu „bewegen“. Die Studenten der Hochschule Düsseldorf (HSD) sind verabredet mit Weimarern, die der Initiative des zivilgesellschaftlichen Stammtisches, dem Bürgerbündnis gegen Rechts und verschiedenen Weimarer Institutionen angehören. „Ohne die Partner vor Ort, wäre eine Umsetzung des Projektes in dieser Form nicht möglich gewesen“, lobt Harald Michels, leitender Dozent des Seminars am Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften der HSD die Zusammenarbeit.

Ob stehend oder liegend, die Mauer wirkt auf die Passanten irritierend und wirft Fragen auf. Es wird fotografiert, getuschelt und diskutiert, manch einer steigt ignorant unter der Mauer hindurch oder über sie hinweg. Erhalten die Menschen eine kurze Erläuterung wird ihnen schnell klar: So muss es sich anfühlen, wenn ich plötzlich nicht mehr meiner gewohnten Wege gehen darf – am Ende einer Demokratie.

Und die Erfahrung der Studenten? „Menschen in ihrer Freiheit einzugrenzen, ist kein beglückendes Gefühl. Vor allem, wenn dein Gegenüber dir direkt in die Augen schaut, wird dir klar, du tust etwas Unrechtes“, beschreibt eine Studentin die erlebte Situation.

Menschen auszuschließen, ist auch Inhalt der zweiten Performance, dem goldenen Käfig. vor dem Eingang des Rathauses: Wo soeben noch reges Markttreiben herrschte, bauen die Studenten aus Bauzäunen einen Bereich, in dem sie niemandem Zutritt gewähren. Hinter dem Zaun wird nach Völlerei-Manier geschlemmt. Wer nicht dazugehört, muss von draußen zuschauen, Irritierte Passanten-Blicke treffen die golden geschminkten Studenten, die sich auch durch ihre auffällig dekadente Kleidung von der Masse vor den Gitterkäfig abheben. Wer dem goldenen Käfig gefährlich näher kommt, wird prompt abgewiesen: „Kein Zutritt für Andersartige! Hunger? Dein Problem, hier ist nichts übrig für Dich.“ Viele Passanten beginnen mit den Performern im Käfig zu diskutieren. Diese bleiben konsequent in ihrer Rolle und so kommt die Message an: Wohin führt die unbekümmerte Selbstverständlichkeit, dass es uns gut geht und wir nicht für den Notstand Anderer verantwortlich sind? „Wir sind glücklich über die kreativen Ideen, die die Studenten entwickelt haben, um unsere Arbeit zu unterstützen“, sagt Rica Braune von der Initiative des zivilgesellschaftlichen Stammtisches. Einig sind sich nach Abschluss der Aktion alle: An das Erlebte soll angeknüpft und die Zusammenarbeit fortgeführt werden, um auch künftig gemeinsam etwas zu bewegen.