Erfurt. Natasha Kößl bewertet das Streitgespräch zwischen Bodo Ramelow (Linke) und Mike Mohring (CDU). Beide haben die Fähigkeit zur „fairen Kontroverse“ gezeigt.

Wer konnte im TV-Duell kurz vor der Landtagswahlmehr überzeugen? Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) oder Oppositionsführer Mike Mohring (CDU)? Natasha Kößl, Landessiegerin im Wettbewerb „Jugend debattiert“, hat sich das Duell für diese Zeitung angesehen. Ihr Fazit: Beide Kontrahenten konnten mit ihren Argumenten punkten, doch habe Ramelow in der Debatte am Ende leichte Vorteile gehabt.

„Sachkenntnis, Ausdruck, Überzeugungskraft und Gesprächsfähigkeit sind die vier wichtigen Punkte für eine gute Debatte“, sagt Natasha Kößl. Ebenso wichtig sei ein sympathischer und authentischer Auftritt, „ohne den Leuten Honig ums Maul zu schmieren“, sagt die 17-jährige Gymnasiastin aus Weimar.

Beide Thüringer Spitzenpolitiker hätten diese Kriterien auf ihre Art erfüllt. Ramelow habe gut vorbereitet gewirkt und mit Sachkenntnis gepunktet, während Mohring angriffslustig gewirkt und während der 30-minütigen Debatte versucht habe, seinem Kontrahenten Verfehlungen der rot-rot-grünen Landesregierung vorzuhalten. Ramelow habe solche Attacken wiederum abwehren und oft zum Gegenangriff übergehen können.

Spannender Schlagabtausch von Ramelow und Mohring bei TV-Duell

Bei allem Streit sei an dem TV-Duell positiv gewesen, dass sich Ramelow und Mohring bereit zum Dialog gezeigt hätten. „Denn an einer fairen Kontroverse fehlt es in der vergangenen Zeit leider viel zu oft“, sagt Natasha Kößl.

Lob und Kritik hat die Debatten-Expertin für die Moderation des im MDR ausgestrahlten Duells übrig. Die Gesprächsführung sei „konsequent“ gewesen, allerdings seien die Themen Bildung, Migration, Infrastruktur und Klimaschutz zu unterschiedlich gewichtet gewesen.

Gute Argumentation und Mimik im Vierkampf

„Das Thema Klimaschutz als das derzeit wichtigste für die junge Generation ist deutlich zu kurz gekommen“, sagt Kößl.

Auch den anschließenden Vierkampf zwischen Björn Höcke (AfD), Wolfgang Tiefensee (SPD), Anja Siegesmund (Grüne) und Thomas L. Kemmerich (FDP) hat die „Jugend debattiert“-Siegerin für diese Zeitung analysiert.

In der einstündigen Kontroverse habe Wirtschaftsminister Tiefensee mit einer „eindrücklichen Argumentation“ zu der Debatte beigetragen. Kemmerich sei es wiederum gelungen, „auch mit Mimik Stellung zu beziehen“. Während sich Siegesmund oft auf das Aufzählen von umgesetzten Projekten der rot-rot-grünen Landesregierung beschränkt habe, hätte es Björn Höcke versäumt, „konkrete Lösungsvorschläge in die Debatte einzubringen“, so Natasha Kößl.

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