Berlin. Ein Großteil der Menschen in Neuseeland und Australien blickt der Krönung von Charles III. nicht mit Vorfreude entgegen – im Gegenteil.

Als die Queen 1953 gekrönt wurde, war dies das erste königliche Event, das im Fernsehen übertragen wurde. Auch die Krönung von Charles III. wird am Samstag live übertragen, nicht zuletzt, damit auch die Untertanen des britischen Königshauses am anderen Ende der Welt an der Zeremonie teilnehmen können.

Doch obwohl einige Monarchisten Abendessen und feierliche Begleitveranstaltungen organisieren, hält sich das Interesse in Australien und Neuseeland bisher in Grenzen. In Australien sind einige der Veranstaltungen wenige Tage vor der Krönung nach wie vor nicht ausgebucht. Viele Untertanen haben bereits kundgetan, dass sie die Krönung nicht einmal im Fernsehen mitverfolgen wollen.

"Ich werde mir die Veranstaltung nicht anschauen", sagte die Sydneysiderin Emma Lo Russo. "Es ist mir wirklich egal." Stefanie Wassall Vinks dagegen will selbst immer mal wieder reinschalten. "Ich erinnere mich, wie ich als Grundschulkind die Hochzeit von König Charles und Diana angeschaut habe und jede Minute liebte", berichtete die Australierin. König Charles würde sie dabei weder mögen, noch nicht mögen. "Ich denke, die Monarchie hat einen Platz in England, aber nicht in Australien", meinte sie.

Australien: Indigene können nicht für Charles jubeln

Damit gibt Wassall Vinks die Stimmung vieler Australierinnen und Australier wider. Eine Umfrage des Marktforschungsunternehmens Pureprofile vor der Krönung ergab, dass die Unterstützung für die Monarchie in Australien unter der Herrschaft von König Charles gesunken ist. Nur 40 Prozent sagten im April, sie würden es vorziehen, ihn als Staatsoberhaupt zu behalten, anstatt einen Australier oder eine Australierin zu wählen. Craig Foster, ein ehemaliger Profi-Sportler und das neue Gesicht der australischen republikanischen Bewegung, sagte im Interview mit der britischen "The Times", dass er, wie viele Australier, "Charles als völlig bedeutungslos für das zeitgenössische australische Leben" ansehe. Er selbst werde sich die Krönung nicht anschauen.

Bei vielen Ureinwohnerinnen und Ureinwohner wühlt der Tag sogar eher schmerzhafte Erinnerungen auf. "Ich bin ein Wiradjuri-Mann", schrieb der bekannte indigene Journalist Stan Grant in einem Meinungsstück für CNN. "Verzeihen Sie mir, wenn ich die Krönung von König Charles nicht bejubeln werde." Er sei mit Geschichten über den Kampf seiner Völker aufgewachsen. "Wir lebten in Australien, aber mir war klar, dass Australien für andere da ist", schrieb er. "Unser Land wurde unter dem Siegel der Krone gestohlen."

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Krönung von Charles: Ärger um Eid in Australien und Neuseeland

Auch viele Nicht-Indigene können sich nicht mehr zu der Huldigung aufraffen, die König Charles sich vielleicht wünschen würde. Vor allem die Etikette, die mit der Krönung einhergeht, stößt vielen negativ auf. Der Aufruf, während der Krönung einen Eid auf König Charles zu schwören, kam selbst in Neuseeland, wo die britische Monarchie noch deutlich mehr Unterstützung findet als in Australien, alles andere als gut an. Der überarbeitete Eid für die Krönung sei "aufschlussreich", schrieb der Neuseeländer Dean Knight beispielsweise auf Twitter. In dem Moment, in dem Charles selbst seinen Amtseid ablege, würden Neuseeland, Australien und Kanada in die Kategorie "andere Reiche" verbannt. "Es scheint, dass die Irrelevanz auf Gegenseitigkeit beruht", kommentierte er süffisant.

Der Australier Stephen Parnis formulierte es in einem Post auf dem Kurznachrichtendienst dagegen so: "Ich wünsche ihm alles Gute, aber einem ausländischen Mann zu huldigen, der in eine Rolle hineingeboren wurde – das hat 2023 in Australien keinen Platz." Das sei anmaßend und missachte das australische Volk. Einige Australier und Neuseeländer waren auch darüber verärgert, dass sie anläßlich der Krönung keinen Feiertag erhalten werden wie dies nach dem Tod der Queen der Fall war. Ein Australier aus Melbourne schrieb auf Twitter, er würde den Eid schwören, wenn er nur einen Feiertag dafür bekommen könnte.

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Wenig Sympathie für Charles' Krönungsmahl

Eher zur Belustigung trug dagegen das Krönungsmahl bei, das König Charles und seine Frau Camilla vorab über Social Media beworben haben: Auf die "Krönungs-Quiche" folgte vor allem im multikulturellen Australien, das die oft eher fade britische Küche dank Einwanderer aus Südeuropa und Asien in eine vielfältige, schmackhafte und teils raffinierte Küche verwandelt hat, Spott und Häme. König Charles habe 70 Jahre Zeit gehabt, um ein Krönungsmahl auszuwählen, das eine positive neue Ära für die Monarchie einleiten würde. "Stattdessen entschied er sich für das ekelhafteste Gericht, das jemals kreiert wurde", schrieb Thomas Mitchell in der lokalen Tageszeitung "Sydney Morning Herald".

So störte sich Mitchell bereits an der königlichen Beschreibung, dass die Zutaten Spinat, Saubohnen und frischer Estragon "delikate Geschmacksrichtungen" seien. Dies sei so, als würde man Prinz Andrew als "den frechen Adeligen" beschreiben, spottete er. "Eine Prise Spin und eine Prise Wahn", kämen da zusammen. Das größte Problem der Quiche sei letztendlich aber die Botschaft, die sie sende. Quiche sei wie eine Idee, die einem im Nachgang noch komme, "die Mahlzeit, die deine Eltern am Ende einer langen Woche mit all den armseligen Zutaten zusammenwerfen, die im Kühlschrank übrig geblieben sind".