Barcelona. Auf Mallorca soll erstmals seit 2017 wieder ein Stierkampf stattfinden. Tierschützer weltweit sind empört und kündigen Proteste an.

Kampfeslustig und stolz schauen sie auf dem Ankündigungsplakat in die Runde: jene vier Toreros, die am Abend des 9. August in Palmas Arena Coliseo Balear insgesamt acht Stiere mit ihren Degen töten sollen. An diesem Abend soll auf der Plaza de toros de Palma die erste Corrida seit Juli 2017 stattfinden, berichtete unter anderem die Zeitung „Diario de Mallorca“. Tierschützer weltweit sind empört.

Ende 2018 hatte das spanische Verfassungsgericht ein vom Regionalparlament der Balearen-Inseln vor zwei Jahren verhängtes Verletzungs- und Tötungsverbot gekippt. Das Madrider Gericht erklärte damals mehrere Artikel des reformierten balearischen Gesetzes über Stierkämpfe und Tierschutz für verfassungswidrig . Die neuen Bestimmungen bezeichneten Medien als „Stierkampf light“. Das von linken Parteien beherrschte Regionalparlament in Palma habe mit dem Tötungsverbot seine Kompetenzen überschritten, befanden die Richter.

Stierkampf ist in Spanien seit 2013 nationales Kulturgut

Da der Stierkampf im Jahr 2013 zum nationalen Kulturgut erklärt worden sei, könne nur der Staat darüber entscheiden, hieß es in der Urteilsbegründung. Die Richter waren in der Sache von der konservativen Volkspartei (PP) des damaligen Ministerpräsidenten Mariano Rajoy angerufen worden.

Die Stiftung Fundación Toro de Lidia (Stiftung Kampfstier) bezeichnete das Tötungsverbot damals als „Barbarei“. „Der Stierkampfkunst wird ihre Essenz genommen, nämlich der Tod.“ Das neue Gesetz hat bei Tierschützern weltweit derweil eine Welle der Empörung losgetreten. Für den 9. August rufen mehrere Gruppen auf Mallorca zu großen Protestaktionen vor der Arena auf. Dass für die Kämpfe noch Teile der Tierschutznormen gelten, die für die Veranstalter Auflagen bedeuten, wird die Aktivisten kaum milde stimmen können.

Auf Mallorca dürfen keine Minderjährigen zum Stierkampf

So müssen die Organisatoren an den Eingängen der Arena Schilder anbringen mit der Warnung, dass bei diesen Kämpfen Blut fließen werde. Der gesetzliche Warnhinweis lautet: „Diese Veranstaltung kann die Gefühle der Zuschauer verletzten.“

Auch sind für Toreros Dopingkontrollen vorgeschrieben. Genauso wie die Stiere in Palma von Veterinären daraufhin untersucht werden müssen, ob ihnen Beruhigungsmittel verabreicht werden. Letzteres vor allem, um zu verhindern, dass die gefährlichen Kampfbullen unter Drogen gesetzt werden – eine Praxis, die in der Branche nicht unüblich ist. Zudem dürfen auf Mallorca keine Minderjährigen den Stierkampf besuchen und der Ausschank von Alkohol in der Arena ist verboten.

Eine Massenveranstaltung ist der Stierkampf auf Mallorca übrigens längst nicht mehr. Die Zahl dieser Spektakel hat auf der Ferieninsel wie in ganz Spanien in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich abgenommen. Beim letzten Stierkampf im Juli 2017 waren nur rund 500 Zuschauer ins Coliseo in Palma gekommen, berichteten die Lokalzeitungen.

Eine große Debatte über Stierkämpfe hatte es zuletzt im Mai gegeben. Damals war hatte ein Stierbulle einen 19-Jährigen bei einem Festival in Valencia so stark verletzt , dass dieser kurz darauf verstarb.