Sand im Getriebe – so hat es ein Gros der europäischen Öffentlichkeit empfunden, als sich im Juni vor drei Jahren 51,89 Prozent Briten für den Ausstieg aus der ...

Sand im Getriebe – so hat es ein Gros der europäischen Öffentlichkeit empfunden, als sich im Juni vor drei Jahren 51,89 Prozent Briten für den Ausstieg aus der EU aussprachen. Nach Jahrhunderten des Blutvergießens zwischen Deutschen, Franzosen oder Briten hatten selbige endlich einen Mechanismus entwickelt, der die kontinentale Harmonie sicherte. Und dann warf der Inselstaat mit seinem Referendum Sand ins Getriebe dieser Wundermaschine EU.

Als diese Zeilen entstehen, will mehr als jeder fünfte Südharzer mit der Wahl der AfD eine Partei im Europaparlament sehen, die dem Konstrukt ebenfalls kritisch gegenüber steht. Die die Lösung heutiger Probleme im Nationalstaat sieht. Das Chaos um den Brexit hat nicht gereicht als Lehrstunde, dass alle Staaten heute wirtschaftlich und politisch zu eng verwoben sind für Alleingänge.

Für die beispiellosen Herausforderungen der globalen Welt ist das ein eskapistischer Luxus, den wir uns nicht leisten können: Ökologische Probleme etwa lassen sich nur gemeinsam lösen. Setzt sich der Siegeszug der Rechtspopulisten auch bei der kommenden Europawahl fort, wäre das nicht mehr nur Sand im Getriebe, sondern ein ganzer Werkzeugkoffer. Die Europa- und Bundespolitik sollte genau auf Regionen wie unsere schauen, um das blaue Auge durch die AfD nicht beim nächsten Mal zur K.o.-Niederlage werden zu lassen.