Berlin. In der Ostsee wurden erstmals im Jahr 2023 Vibrionen nachgewiesen. Was macht die Bakterien so gefährlich für Badende? Ein Überblick.

Jeden Sommer gibt es dieselben Nachrichten von der Ostsee: Im durch den Klimawandel immer wärmeren Wasser vermehren sich Vibrionen – Bakterien, die im schlimmsten Fall sogar für Menschen gefährlich werden können. Mehrfach gab es in den vergangenen Jahren sogar Todesfällen, nachdem Personen mit Ostsee-Wasser in Berührung gekommen sind. Und auch 2023 wurden an der Küste von Mecklenburg-Vorpommern bereits Vibrionen nachgewiesen.

Wie groß ist die Gefahr wirklich? Kann man ohne Angst in der Ostsee baden? Und warum vermehren sich Vibrionen in der Ostsee so schnell? Die wichtigsten Infos im Überblick.

Vibrionen: Das sollte man über die Bakterien wissen

Vibrionen sind Bakterien, die vor allem in Salzwasser vorkommen. Es gibt verschiedene Arten, zu denen auch der Cholera-Erreger "Vibrio cholerae" zählt. In der Ostsee und zum Teil auch in der Nordsee kommt er nicht vor – dort beheimatet ist dagegen die Art "Vibrio vulnificus".

Sie ist natürlich im Meerwasser enthalten, im Normalfall aber in sehr geringer Konzentration. Wegen der zunehmenden Erderwärmung und dem geringen Salzgehalt der Ostsee vermehren sich die Erreger dort aber stärker, vor allem im Sommer. "Bei den aktuell herrschenden Wassertemperaturen ab etwa 20 Grad Celsius muss jetzt generell in der Ostsee mit einem vermehrten Vorkommen an Vibrionen gerechnet werden", heißt es vom Landesamt für Gesundheit und Soziales in Mecklenburg-Vorpommern.

Sind Vibrionen für Menschen gefährlich?

Vibrionen können zu Symptomen wie Erbrechen und Durchfall führen, wenn sie mit der Nahrung – etwa mit infizierten Meeresfrüchten oder Fisch – aufgenommen werden. Sobald die jeweiligen Lebensmittel aber bei der Zubereitung ausreichend erhitzt wurden, ist die Gefahr gebannt.

Infektionen können außerdem auftreten, wenn die Erreger über Wunden in den Körper gelangen. Laut Robert Koch-Institut können sich solche Wundinfektionen schnell ausbreiten und zu "tiefgreifenden Nekrosen und Hautulcerationen", also zum Absterben von Zellen und Geschwüren, führen. Typische Symptome sind dabei lokale Schmerzen, Fieber und Schüttelfrost. Auch Blutvergiftungen sind möglich. Weiter schreibt das RKI: "Chirurgische Behandlungen bis hin zur Amputation von Gliedmaßen können die Folge sein. Schwere Erkrankungen können tödlich verlaufen."

Bei Sonnenschein und starkem Wellengang ist die Wasserkante von Timmendorfer Strand gut besucht.
Bei Sonnenschein und starkem Wellengang ist die Wasserkante von Timmendorfer Strand gut besucht. © Markus Scholz/dpa

Wer kann sich mit Vibrionen infizieren?

Mit Vibrionen infizieren kann sich grundsätzlich jeder, der mit einer offenen Wunden – selbst, wenn diese sehr klein ist – ins Wasser geht oder sich dort verletzt. Allerdings ist die Gefahr, dass es zu einer ernsthaften Infektion kommt, gering. Es gibt jedoch bestimmte Umstände, die das Risiko erhöhen:

  • hohes Alter
  • ein geschwächtes Immunsystem
  • offene Wunden oder frische Tattoos
  • Erkrankungen der Leber, Diabetes mellitus und Immunschwächen durch eine Transplantation oder HIV

Fälle, bei denen sich junge, gesunde Menschen infizieren und schwer erkranken, gibt es dagegen kaum. Kinder ziehen sich jedoch manchmal eine in der Regel ungefährliche Ohrinfektion zu.

Vibrionen in der Ostsee: Die Gefahr ist gering

Infektionen mit Vibrionen sind selten, in der gesamten Badesaison 2022 wurden in Mecklenburg-Vorpommern nur zehn Fälle registriert. Es besteht also kein Grund zur Panik, in der Regel kann der Sommer an Ost- und Nordsee bedenkenlos genossen werden. Lediglich Risikogruppen sollten sich vor dem Sprung ins Wasser informieren und ihn gegebenenfalls vermeiden. (nfz)