Erfurt. Das Landesamt für Statistik hat sein Jahrbuch für 2018 veröffentlicht - und einige Besonderheiten zutage befördert.

Statistisch gesehen verurteilen Thüringer Gerichte täglich zehn Frauen, aber auch 41 Männer. 48 Babys werden geboren. Es sterben aber auch 82 Menschen. 31 Gewerbe werden an- und 37 abgemeldet. Es gibt im Durchschnitt täglich vier Anträge auf Verbraucherinsolvenz, durchschnittlich werden aber auch jeden Tag 259 Rinder sowie 2411 Schweine geschlachtet.

All diese Zahlen aus dem Jahr 2018 enthält das am Montag vorgestellte statistische Jahrbuch für Thüringen auf insgesamt 691 Seiten. Holger Poppenhäger, Präsident des Landesamtes für Statistik, betont, dass an diesem Jahrbuch mehr als 4000 Menschen in 2000 Haushalten mitgearbeitet haben, weil sie im Rahmen der Einkommens- und Verbraucherstichprobe befragt wurden. Die Ergebnisse sind unter anderem in 423 Tabellen und 20 Schaubildern festgehalten.

17.400 Geburten und 29.800 Sterbefälle

Statistisches Landesamt
Statistisches Landesamt © Andreas Wetzel

Ohne Statistik fehlten Politik und Behörden wichtige Angaben für ihre Entscheidungen, betont Holger Poppenhäger. Es sei auch deutlich schwieriger, beispielsweise gegen Fake News zu argumentieren. Auch deshalb veröffentlicht das statistische Landesamt seine Erkenntnisse im Internet. Allein im Vorjahr hätten die Seiten des Amtes 25 Millionen Klicks gehabt.

Neben Wirtschafts- und Landwirtschaftsdaten sowie Angaben zu Preisentwicklungen (siehe Grafiken) sind Zahlen zur Thüringer Bevölkerung eine Stärke der Statistiker. Aktuell haben sie diese Entwicklung etwa 20 Jahre im Voraus – also bis ins Jahr 2040 – prognostiziert.

Bevölkerung nimmt auch künftig weiter ab

Den Ausblick dieser Prognose schätzte Thüringens Innenminister Georg Maier (SPD) am Montag eher als düster ein. Bisher sei es nicht gelungen, die Vielzahl abgewanderter Menschen zur Rückkehr nach Thüringen zu bewegen. Entsprechende Appelle und Angeboten seien wirkungslos geblieben, konstatierte er. Maier erwartet nicht, dass sich die negative Bevölkerungsentwicklung in naher Zukunft umkehren wird. Um eine Trendwende zu erreichen, müssten das Lohnniveau in Thüringen deutlich gesteigert sowie die Lücken beim Bus- und Bahnverkehr in den ländlichen Regionen geschlossen werden.

Thüringen hat zwischen 2017 und 2018 insgesamt 8060 Einwohner verloren. Seit 1990 sank die Bevölkerung in Thüringen um knapp eine halbe Million Menschen.

Die Thüringer lieben Neuwagen

Der negative Trend hält auch nicht auf, dass hierzulande im Vorjahr mehr Kinder als im Bundesdurchschnitt geboren wurden. Es kamen 17.400 Mädchen und Jungen zur Welt. In den Jahren davor waren es 18.100 und 18.500 gewesen. Allerdings hatte der verstärkte Zuzug von Migranten in diesen Jahren einen positiven Einfluss auf die Geburtenzahl. Aber die Geburten reichen bei Weitem nicht aus, um die Todesfälle auszugleichen. Vergangenes Jahr starben im Freistaat rund 29.800 Menschen – das waren knapp 12.400 mehr als geboren wurden. Damit bleibt der Negativtrend bestehen. Doch die Statistiker haben auch einige Besonderheiten zutage befördert, die den Freistaat vom Bund unterscheiden. So kaufen die Menschen hierzulande im Gegensatz zum Bundestrend lieber ein Neufahrzeug als einen Gebrauchtwagen, und mehr Haushalte besitzen eher ein Auto als ein Fahrrad. Im Bund überwiegen die Fahrräder.

Erfurt ist SUV-Hauptstadt des Ostens