Andacht zum Wochenende für den Landkreis Sömmerda heute aus der Regionalgemeinde Straußfurt.

Der biblische Wochenspruch für die kommende Woche redet mit einem Wort des Propheten Jesaja davon, wie Christenmenschen von ihrem Gott sprechen sollen. „Er wird nicht schreien noch rufen, und seine Stimme wird man nicht hören auf den Gassen. Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen (Jes 42,2-3).“

Das Gewöhnliche ist – wenn man von seinem eigenen Gott, der eigenen Religion oder den eigenen Überzeugungen redet – dass man seine Fahne hisst, das Schwert blank zieht und fanatisch durch die Weltgeschichte reitet. Man redet von dem eigenen Gott oder den eigenen Überzeugungen und das heißt: Ich bin im Recht und vertrete die Wahrheit und das Unrecht und die Unwahrheit ist natürlich auf der Seite der anderen.

Es ist fast schon erschütternd, wie der Prophet Jesaja redet und wie er uns anempfiehlt, von unserem Gott und unseren Überzeugungen zu reden. Erst einmal nur in einer vierfachen Verneinung wird er beschreiben, wie gutes Reden von Gott aussehen soll. Er wird nicht in den Straßen laut herumschreien, nicht auf den Plätzen seine Stimme hören lassen und das geknickte Rohr nicht brechen und den glimmenden Docht nicht auslöschen. Vier Verneinungen, die eigentlich jeweils doppelt dasselbe sagen: nicht ein lautes Geschrei, keine Propaganda, die Menschen von außen bedrängt, und nichts, was gewalttätig das Schwache zerbricht und dafür sorgt, Menschen in die Knie zu zwingen. Weder Gewalt des Geistes noch körperliche Gewalt sondern ein leises und Frieden stiftendes Reden.

Wie schwierig und gefährlich ein Frieden stiftendes Reden von Gott ist, sehen wir, wenn wir das Schicksal der großen Friedensgestalten der Weltgeschichte bedenken. Mahatma Gandhi wurde ermordet beim gemeinsamen Gebet zwischen Hindus und Moslems. Gandhi wollte, dass alle Religionen aufeinander hören, was sie zu ihrem Gott zu sagen haben. Die Fanatiker aller Religionen und Weltanschauungen werden genau das nicht begreifen, sondern ihrem Lokalgott oder ihre eigene Überzeugung an der Macht sehen wollen.

Der amerikanische Bürgerrechtler Martin Luther King erklärte, dass alle Menschen, egal welcher Hautfarbe, die gleichen Rechte haben sollen. Auch er hat sich mit dieser Menschlichkeit das Todesurteil gesprochen.

Und selbst wenn ein ehemaliger General und Kämpfer wie der israelische Präsident Jitzchak Rabin sich zum Frieden, zum Nicht-Umknicken und Nicht-Rumschreien bekennt, selbst ein ehemaliger General wird dann von den eigenen Fanatikern ermordet.

Vielleicht geschieht nicht zerbrechende und nicht zubrüllende Kunde von Gott viel mehr in der Musik, in der Dichtung und Poesie, in dem ruhigen Gespräch miteinander. Wie soll man auch Goethe gegen Schiller kämpfen lassen oder Tolstoi gegen Dostojewski oder Mozart gegen Bach und Beethoven gegen Vivaldi.

Und Jesus von Nazareth hat später gesagt: Das Reich Gottes kommt nicht, indem vorweg riesiger Lärm gemacht wird, sondern: Das Reich Gottes ist mitten unter euch und mitten in euch.

In einem Lied des Stadionpfarrers Eugen Eckert in der Frankfurter Commerzbank-Arena heißt es: „Nicht im Sturm, nicht im Beben, nicht im Feuer, nicht im Feuer, doch im Stillen, auf leisen Sohlen, kommt Gott, kommt Gott“.