Berlin. Etwa 25 Millionen Christbäume stehen jeden Winter in deutschen Haushalten. Lassen sich Weihnachtstradition und Klimaschutz verbinden?

  • Weihnachtsbäume sind ein traditioneller Bestandteil der Feiertage
  • Als nachhaltig gilt diese Tradition allerdings nicht
  • Lassen sich Weihnachtstannen und der Klimaschutz miteinander vereinbaren?

Weihnachten ohne Weihnachtsbaum? Für viele Deutsche undenkbar. Doch wie verträgt es sich mit dem Klimawandel, wenn zu Weihnachten halb Deutschland einen Baum fällen lässt oder gar selbst im Wald eine Tanne schlägt? Sollte man vielleicht auf den festlich geschmückten Christbaum verzichten? Oder geht es auch nachhaltiger in Sachen Weihnachtsbaumwahl? Fest steht: Beim Einkauf eines Weihnachtsbaums sollte man ein paar Dinge beachten. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema Weihnachtsbäume und Klimaschutz haben wir im Folgenden für Sie zusammengefasst:

Weihnachtsbäume und Klimaschutz – wie umweltschädlich ist der Christbaum?

Laut der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) gibt es allein in deutschen Haushalten 23 bis 26 Millionen Weihnachtsbäume. „Natürlich wäre es schön, wenn man die Zahl reduzieren könnte“, sagt Simon Heitzler, Nabu-Referent für nachhaltige Waldnutzung. Insbesondere Plantagen mit Monokulturen seien nicht natur- und tierfreundlich, gerade wenn Herbizide und Pestizide eingesetzt werden.

Saskia Blümel vom Verband Natürlicher Weihnachtsbaum weist aber darauf hin, dass bei den deutschen Herstellern, die immerhin gut 90 Prozent der Bäume in deutschen Haushalten produzieren, inzwischen mehr auf mechanische Unkrautentfernung gesetzt wird. Beim Anbau von Weihnachtsbäumen bleibe der Lebensraum dauerhaft erhalten, sagt Blümel. „Anders als auf Maisfeldern, die nach einem Jahr komplett gerodet werden.“ Außerdem binden die Bäume CO2, und zwar auch dann, wenn sie etwa nach dem Fest recycelt werden.

Viele Weihnachtsbäume in Deutschland werden schon unter ökologischen Standards angebaut.
Viele Weihnachtsbäume in Deutschland werden schon unter ökologischen Standards angebaut.

Weihnachtsbaum und Nachhaltigkeit: Worauf beim Einkauf zu achten ist

„Es kommt immer auch darauf an, woher man den Baum holt. Man kauft am besten so regional wie möglich, etwa vom lokalen Förster“, rät Nabu-Experte Heitzler. Wobei das bei der großen Summe an benötigten Bäumen schwierig werden könnte. „Natürlich kann nun nicht jeder Haushalt in den örtlichen Wald gehen.“ Heitzler empfiehlt, im Handel auf Labels zu achten, die für eine nachhaltige Produktion stehen, etwa FSC, Bioland und Naturland.

Weihnachtsbäume aus Plastik eine Lösung? Nabu hat dazu eine klare Haltung

Plastik? Der Nabu hat dazu eine klare Haltung: Besser, man bleibt beim echten Weihnachtsbaum. Natürlich halten die Plastikbäume länger, aber nach ein paar Jahren sehen sie auch nicht mehr schön aus. Das Grün verblasst. Dann landet das Plastik auf dem Müll.

Weihnachtsbaum im Topf: Ökologisch sinnvoll – doch es gibt einen Haken

Diese Idee ist an sich gut, aber schwierig umsetzbar. Man kann nicht jedes Jahr den Baum vom letzten Jahr wieder ausgraben, eintopfen und ins Haus holen. Und man kann nicht jedes Jahr neue Nadelbäume in den Garten setzen.

Auch die Idee, den Baum einem örtlichen Waldbesitzer zu schenken, ist bedingt gut. „Der Baum müsste aus der Region kommen, um dort anzuwachsen“, erklärt Larissa Schulz-Trieglaff von der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände. Und dann kann die gute Tat leider noch an der Praxis scheitern: Viele Bäume werden den Wechsel aus dem Topf in den Boden nicht überleben.

Weihnachtsbäume mit Wurzeln im Topf erleben nur selten ein zweites Weihnachtsfest.
Weihnachtsbäume mit Wurzeln im Topf erleben nur selten ein zweites Weihnachtsfest. © Rolf Vennenbernd/dpa

Weihnachtsbaum selbst gestalten: Diese Alternativen gibt es zur klassischen Tanne

Es gibt inzwischen viele baumähnliche Dekorationen aus Brettern oder Metallgebilden im Handel, an die Kugeln und sonstiger Schmuck gehängt werden. Man kann selbst kreativ werden und sich nach einer Anleitung der DIY Academy einen dauerhaften Baum aus Holzscheiten bauen.

Eine Alternative sind einzelne kahle Zweige von Sträuchern und Bäumen im Garten, die man in eine Vase gibt. Barbarazweige sind mancherorts sogar eine Jahrhunderte alte Tradition: Sie werden am 4. Dezember, dem Gedenktag der Heiligen Barbara, von Obstbäumen im Garten geschnitten und in eine Vase im Haus gestellt. 20 Tage später, an Heiligabend, sollten sie erblüht sein – als Symbol für die Geburt Christi und als Zeichen für anstehendes Glück.

Weihnachtsbäume in den USA: Frau aus Braunschweig soll ersten Baum mitgebracht haben

Eine Frau aus Braunschweig hat nach den Forschungen des Historikers Gerd Biegel den Weihnachtsbaum nach Amerika gebracht. Friederike von Riedesel (1745-1808), die Ehefrau eines braunschweigischen Generals, habe im Jahr 1781 im kanadischen Sorel erstmals auf dem nordamerikanischen Kontinent in ihrer Stube einen kerzengeschmückten Baum aufgestellt, um den sich Familie, Freunde und Soldaten versammeln konnten, teilte Biegel am Wochenende in Braunschweig mit. Ihr Ehemann, General Friedrich Adolf Riedesel (1738-1800), befehligte damals braunschweigische Soldaten, die im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg an der Seite der Briten kämpften.

Das Quartier des Generals habe sich im Winter 1781 in Sorel im Osten Kanadas befunden, erläuterte Biegel, der sich auf eine Überlieferung auf dem 18. Jahrhundert beruft. „Schon damals gedachte man gerade in Kriegszeiten an Weihnachten besonders wehmütig der fernen Heimat.“ Die Sitte des geschmückten Weihnachtsbaumes habe sich von dort aus in ganz Nordamerika ausgebreitet.

An das Landungsgebiet der Braunschweiger Soldaten in Kanada nach der Schiffsüberfahrt erinnert laut Biegel noch heute die ostkanadische Atlantik-Provinz „New Brunswick“. Gerd Biegel (72) war Direktor des Braunschweigischen Landesmuseums und Gründungsdirektor des Instituts für Braunschweigische Regionalgeschichte an der Technischen Universität Braunschweig. (küp/dpa)