Heiligenstadt. Allerdings verursachen junge und ältere Fahrer elektrisierter Zweiräder weit mehr Unfälle als Benutzer herkömmlicher Fahrräder.

Wer derzeit auf ein E-Bike umsteigen will, braucht Geduld: Aktuell sind Wartezeiten von einem Jahr keine Seltenheit, ergab eine Umfrage bei Thüringer Fahrrad Händlern. Wer kein Rad von der Stange haben will, wartet sogar noch länger: Spezielle Exemplare werden auch schon mal erst in zwei Jahren ausgeliefert.

Die große Nachfrage gepaart mit Lieferschwierigkeiten hätten zu dieser Situation geführt, so die Händler. Kein Wunder, die Fahrräder mit Hilfsmotor liegen voll im Trend, noch nie war Fahrradfahren so einfach. Durch den unterstützenden Motor sind Steigungen auch für Ungeübte keine Hindernisse mehr. Für viele sind die Fahrräder mit Motor eine echte Alternative zum Auto geworden, vor allem für kurze Strecken in der Stadt.

Zweiräder haben eine bessere CO2-Bilanz als die vierrädrige Konkurrenz

Das Thema Nachhaltigkeit spielt dabei auch eine Rolle: Die Zweiräder haben eine bessere CO2-Bilanz als die vierrädrige Konkurrenz, die aufwändige und umweltschädliche Akku-Produktion wird durch den nahezu klimaneutralen Betrieb ausgeglichen. Und durch den dauerhaften Verzicht aufs Auto können in kurzer Zeit große Mengen CO2 eingespart werden.

Allerdings hat die schöne Erfolgsgeschichte auch eine Schattenseite: überproportional zu den Verkaufszahlen steigen die Unfallzahlen, warnt etwa Siegfried Brockmann von der Unfallforschung der Versicherer: „Die Kurve der Unfallzahlen ähnelt dem Querschnitt einer Badewanne, wie bei dem Auto. Die Ränder sind sehr hoch, der Boden ist sehr tief. Die Pedelec-Fahrer zwischen 18 und 34 sowie über 79 Jahren verursachen viel mehr Unfälle als normale Fahrrad-Fahrer“, bilanziert der Unfallforscher.

„Bei jungen Fahrern liegt es wohl daran, dass sie die Möglichkeiten der Geschwindigkeit voll ausreizen“, so Brockmann. „Senioren gaben in Befragungen meist an, nicht so schnell zu fahren.“ Sie seien dagegen oft mit dem hohen Gewicht der Pedelecs überfordert – und würden ihre eigenen Fähigkeiten, das Gefährt zu beherrschen, oft überschätzen. Nur im mittleren Alter seien die Unzahlzahlen von normalen und elektrisch unterstützten Fahrrädern erstens gleich und zweitens sehr niedrig. „Für diese Altersgruppe ist das Pedelec offenbar ein unproblematisches Verkehrsmittel“, sagt Brockmann und empfiehlt, mit dem Pedelec nicht schneller zu fahren als man es mit einem normalen Fahrrad könnte.