Apolda. Jeder Beitrag zählt: Der Großteil der Kunststoffabfälle wird nach wie vor verbrannt. Verbraucher sollten deshalb vor allem eines tun: Plastik in ihrem Alltag vermeiden.

Beim Glas, versichert Frank Gerhardt, sieht es richtig gut aus: Fast alles, was in Glascontainern lande, werde eingeschmolzen und zu neuen Glasverpackungen verarbeitet. Vor der Schmelze müssten zwar Fremdstoffe wie Verschlüsse, falsche Glasarten oder andersfarbige Glasverpackungen aussortiert werden. Alles andere aber werde recycelt, was Rohstoffe und vor allem Energie sparen hilft. Heißt: Von den rund 1800 Tonnen Glas, die pro Jahr allein im Weimarer Land anfallen, wo Gerhardt seit zwei Jahren die Kreiswerke leitet, begegne uns der allergrößte Teil irgendwann beim Einkaufen in Gestalt von Flaschen und Gläsern wieder. An die Verbraucher müsse allenfalls appelliert werden, Altglas in den richtigen Container zu werfen, weil die Farbtrennung wichtig für den Recyclingprozess sei. Schon eine einzige grüne Flasche genügt, um 500 Kilogramm farbloses Glas grünlich einzufärben.

Ganz anders sieht es aus beim Thema Kunststoffabfälle: Da kann Werkleiter Gerhardt Verbrauchern kein so gutes Gefühl vermitteln. Zwar wäre auch hier mehr Trenndisziplin wünschenswert, weil gut sortierte Plastikabfälle schon jetzt in großem Stil wiederverwendbar sind. Doch wie, fragt sich Gerhardt, will man eine bessere Trennung begründen, wenn derzeit der größte Teil dessen, was in gelbe Säcke oder Tonnen wandert, zur Strom- und Wärmeerzeugung oder als Ersatzbrennstoff in Flammen aufgeht?

Den Werkleiter ärgert das immer wieder erzählte Märchen vom Plastikmüll-Recycling, weil bislang nicht einmal ein Fünftel all der geleerten Tüten, Tuben und Getränkekartons tatsächlich ein neues Leben bekommt. Solange die Herstellung von neuem Kunststoff günstiger sei als das Aufbereiten des Mülls, solange die Abfälle thermisch verwertet oder aber ins Ausland verschifft würden, sei der Anreiz, Kunststoffabfälle so genau wie möglich zu sortieren, leider gering.

Im vergangenen Jahr fiel mehr Grüner-Punkt-Müll an

Der Verbraucher könne deshalb nur versuchen, Plastik möglichst aus seinem Alltag zu verbannen. Doch im Moment ist das Gegenteil der Fall: Allein im Weimarer Land mit seinen rund 82.000 Einwohnern fielen im vergangenen Jahr zirka 3000 Tonnen Grüner-Punkt-Müll an – 108 Tonnen mehr als im Jahr davor. Eine mögliche Erklärung dafür: Wegen der Pandemie wurde deutlich mehr zu Hause gekocht und gegessen, weshalb die Menge an Leichtverpackungen sogar noch wuchs…

Zugenommen hat 2020 auch das Aufkommen an Papier und Pappe: 5328 Tonnen kamen im Vorjahr allein im Weimarer Land zusammen, fast 100 Tonnen mehr als 2019. Auch das dürfte zum Teil eine Folge der Pandemie sein: Das Online-Geschäft boomte, im Homeoffice und Homeschooling wurde mehr ausgedruckt, zudem in vielen Haushalten in großem Stil aus- und aufgeräumt. Das Gute daran: Altpapier und Pappe können nach verschiedenen Qualitäten sortiert, zu Ballen gepresst und wiederverwendet werden.

Altpapier ist in der Papierindustrie zum wichtigsten Rohstoff aufgestiegen

Inzwischen ist Altpapier in der Papierindustrie sogar zum wichtigsten Rohstoff aufgestiegen und der Hunger der papierverarbeitenden Industrie so groß, dass die Preise förmlich explodiert sind und schon mit Engpässen etwa im Buchhandel zu rechnen ist. Altpapier als Alternative zur zentralen Erfassung zu sammeln und wegzubringen, ist zwar noch nicht wieder so attraktiv wie zu DDR-Zeiten, als es zeitweise 30 Pfennige pro Kilo gab. Dennoch wächst seit einigen Jahren die Zahl derer, die das wieder tun. Denn inzwischen gibt es auch in Thüringen eine ganze Reihe kleiner und mittelgroßer Altpapierhändler, die ihnen diese Mühe vergelten: Je nachdem, wo der Weltmarktpreis steht, zahlen sie zwischen vier und sieben Cent je Kilo. Für das Duale System Deutschland (DSD), das neben Glas und Plastik auch Papier sammelt und verwertet, und die Kommunen nicht unbedingt ein erfreulicher Trend: Schließlich gehen ihnen damit Einnahmen verloren.