Die Pflegekräfte der Intensivstationen sind im vergangenen Jahr durch die Versorgung von COVID-Patienten verstärkt in den Fokus der Medien gerückt. Doch die Arbeit auf „ITS“ ist schon immer eine besondere Pflegearbeit gewesen.

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Martina Kirchberger, Pflegedienstleitung im Intensivmedizinischen Zentrum der Zentralklinik Bad Berka, und Hannes Voigt, ITS-Stationsleiter, erzählen über besondere Teams, den Zusammenhalt und große Herausforderungen.

Welche Charaktereigenschaften brauchen Sie, um einen guten Job zu machen?

Martina Kirchberger: Aus meiner Sicht ist es ganz wichtig, den Patienten, den Kolleginnen und Kollegen und auch den Angehörigen Empathie entgegen zu bringen. Gelassenheit gehört auch dazu. Das sind die beiden wichtigsten Charaktereigenschaften.

Hannes Voigt: Empathie ist eine der wichtigsten Fähigkeiten, das kann ich nur bestätigen. Wir brauchen Einfühlungsvermögen. Außerdem ist es wichtig, immer auf dem neuesten Stand zu bleiben, sich weiter zu bilden, viel Wissen, viel Stärke, viel Selbstbewusstsein zu haben.

Was denken Sie – haben Sie einen normalen Blick aufs Leben oder einen ganz besonderen, weil Sie ja Patienten in Extremsituationen erleben?

Martina Kirchberger ist Pflegedienstleiterin im Intensivmedizinischen Zentrum der Zentralklinik Bad Berka.
Martina Kirchberger ist Pflegedienstleiterin im Intensivmedizinischen Zentrum der Zentralklinik Bad Berka. © Zentralklinik Bad Berka GmbH

Martina Kirchberger: Ich sehe das Leben ganz normal. Pflege ist mein Beruf, meine Berufung. Ich denke, es gibt so viele Berufe, die spezielle Eigenschaften benötigen.

Hannes Voigt: Ich versuche auch abzuschalten, wenn ich die Klinik verlasse. Natürlich gibt es Situationen oder auch Themen, die berühren. Das ist nicht immer einfach. Und sicher ist es so, dass mich auch bestimmte Ereignisse bis ins Privatleben verfolgen und ich nicht einfach so abschalten kann. Es beeinflusst mich natürlich, wenn ich an Gesundheitsprophylaxe denke und auf unserer Station Patienten habe, die zum Beispiel infolge von Genussmittel-Konsum eine schwere Prognose haben. Das ist für mich eindrucksvoller als Bilder auf Zigarettenschachteln. Dann sage ich mir, nein, da möchte ich nicht hinkommen.

Was war das schönste Arbeitserlebnis?

Hannes Voigt: Wir haben über vier Wochen lang einen Patienten, der sich in einem sehr schlechten Allgemeinzustand befand, gepflegt, haben es geschafft, ihn über einen langen Behandlungsprozess von der Beatmung zu entwöhnen, und ihn nach diesen vier Wochen ohne Beatmungsgerät aus der Klinik entlassen können. Das macht sehr stolz und ja, auch sehr glücklich.

Martina Kirchberger: Wenn Patienten, um die man sich lange gesorgt hat und die lange auf Station lagen, dann wieder auf die Normalstation oder in die Reha entlassen werden können, und sich die Patienten für die gute Pflege bedanken, dann hat man Glücksgefühle.

Was bedeutet es für Sie ein gutes Team zu haben? Wodurch zeichnen sich gute Kolleginnen und Kollegen aus?

Martina Kirchberger: Auf der ITS hat man ein großes Netzwerk. Wir unterstützen uns gegenseitig. Der Zusammenhalt ist sehr groß. Ich habe immer auf ITS gearbeitet und ich weiß, dass ich mich auf alle verlassen kann. Ich weiß auch, dass ich jederzeit mit den Kolleginnen und Kollegen sprechen kann, wenn ich Sorgen habe. Wenn man um Hilfe bittet, sagt niemand „Nein“. Auch nicht in Extremsituationen.

Hannes Voigt: Genau, dann ist es besonders wichtig. Der Teamgeist ist gut. Auch für den Anderen einzuspringen klappt prima. Das kann ich sehr wertschätzen. Denn unsere Patienten sind ja da und brauchen uns. Ich freue mich auch, wenn wir wieder mehr Zeit haben, um uns mit den Kollegen auch wieder privat zu treffen.

Freuen Sie sich auf die neue ITS, eine auch besonders gestaltete Wald-ITS?

Hannes Voigt ist ITS-Stationsleiter der Zentralklinik Bad Berka.
Hannes Voigt ist ITS-Stationsleiter der Zentralklinik Bad Berka. © Zentralklinik Bad Berka GmbH

Hannes Voigt: Ich freue mich riesig auf die neue Station. Das Thema Wald ist ein elementares Thema für mich. Ich bin hier in der Nähe der Klinik groß geworden, mit viel Grün und doch nicht abgelegen. Das gibt mir Freiheit, Glückseligkeit, auch wenn ich mit meinem Fahrrad unterwegs bin. Das auf eine ITS zu transportieren, unterstütze ich gern.

Was gibt Ihnen Kraft, was motiviert Sie?

Martina Kirchberger: Meine Familie. Ich kann Zuhause alles erzählen. Auch die Kolleginnen und Kollegen sind füreinander da und natürlich entspannen mich Spaziergänge im Wald mit meinem Hund, da kann ich runterkommen.

Hannes Voigt: Mich motiviert der Blick nach vorn, die Zukunft. Diese neue Station auch, denn hier wird viel investiert. Meine Familie motiviert mich, meine Kinder, obwohl ich Zuhause kaum etwas von der Klinik erzähle. Sport spielt auch eine große Rolle.

Wie lange arbeiten Sie schon hier an der Zentralklinik und warum?

Martina Kirchberger: Ich habe 2004 hier angefangen. Davor habe ich Jahrzehnte an der Uniklinik Jena gearbeitet. Hier auf dem Berg hat es mir so gut gefallen und ich habe das Beste draus gemacht und bin sehr stolz auf meine Arbeit hier. Die Krönung wird jetzt die neue Internistische ITS.

Hannes Voigt: Ich habe 2009 mit der Ausbildung hier im Haus angefangen, bin froh, dass ich hier bin, kann mich super weiterbilden, bin auch gerade in einem Studium. Die Chancen bekomme ich hier und darüber bin ich glücklich.

Wenn Sie im Lotto viel gewinnen würden – würden Sie Ihren Beruf weiter ausüben?

Hannes Voigt: Aktuell würde ich weiterarbeiten und das Geld zurücklegen. Die Arbeit macht viel zu viel Spaß.

Martina Kirchberger: Bis zur Eröffnung der neuen ITS im März würde ich natürlich weiterarbeiten, mich aber dann um meine Enkel kümmern. Junge motivierte Mitarbeiter können das Zepter übernehmen.

Herzlichen Dank für diesen Einblick!

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Freche Fragen an Chefärzte – jetzt auch als Podcast.
Freche Fragen an Chefärzte – jetzt auch als Podcast. © Zentralklinik Bad Berka