Wer glaubt, in der Kulturstadt bereits alles Sehenswerte entdeckt zu haben, hat vielleicht doch etwas übersehen: das Kirms-Krackow-Haus. In dem Vierseitenhof schauen wir uns heute um und tauchen in eine vergangene Welt ein.

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Das Kirms-Krackow-Haus ist ein Geheimtipp für die Besucher, die Weimar abseits der touristischen Rennstrecke entdecken wollen. Neben den großen Museen in Weimar führt das Haus eher ein Schattendasein. Dabei wird hier das bürgerliche Leben in Weimar zur Zeit Goethes hautnah erlebbar. Das Haus, eines der ältesten der Stadt überhaupt, findet man bereits auf einem Stadtplan des Jahres 1569. Damals war das Anwesen noch ein Ackerbürgerhof.

Das vierflügelige Gebäude in der Jakobstraße besteht aus dem dreigeschossigen Vorderhaus und drei zweigeschossigen Hofflügeln. Mit den im 18. Jahrhundert geschaffenen Verbindungsgalerien und dem Brunnen im Innenhof erhielt die Anlage den bis heute erhalten gebliebenen Charme.

In der Goethezeit diente das Gebäude den herzoglichen Räten Franz und Karl Kirms als Wohnhaus. 1823 heiratete Franz Kirms die Kammerfrau Caroline Krackow. Deren Nachkommen bewohnten das Haus bis 1915.

Die Räumlichkeiten des Vierseitenhofes waren einst ein wichtiger Treffpunkt für Künstler, Musiker und Gelehrte. Berühmte Persönlichkeiten wie Franz Liszt, Christoph Martin Wieland, Johann Gottfried Herder, Johann Nepomuk Hummel oder der Märchendichter Hans Christian Andersen waren hier zu Gast.

Man beschäftigte sich mit Literatur, Kunst und Musik – und mit Pflanzen. Hofrat Franz Kirms gehörte zu den weit über die Stadtgrenzen hinaus vernetzten Blumisten, die sich in Zeitschriften und persönlichen Gesprächen über ihre Erfolge in der Blumenzucht austauschten.

Innenhof und Biedermeiergarten Kirms-Krackow-Haus.
Innenhof und Biedermeiergarten Kirms-Krackow-Haus. © Peggy Alansi

Der Weimarer Hof war im Hinblick auf die Gartenkunst seit dem 18. Jahrhundert stets auf der Höhe der Zeit. Zu den wenigen erhaltenen Zeugnissen gehört auch der Garten am Kirms-Krackow-Haus. Der liebevoll gepflegte Biedermeiergarten zeigt, wie anspruchsvolle bürgerliche Haushalte die Notwendigkeit des Obst- und Gemüseanbaus mit ästhetischen und repräsentativen Ambitionen verbanden.

Das Kirms-Krackow-Haus bietet neben dem Museum zur bürgerlichen Wohnkultur im 18. und 19. Jahrhundert auch Platz für zahlreiche Veranstaltungen. Unbedingt sehenswert ist der bürgerliche Blumengarten.

Das Haus hat von April bis Ende Oktober jeweils freitags von 14 bis 17 Uhr und samstags und sonntags sowie an gesetzlichen Feiertagen von 11 bis 17 Uhr für Besucher geöffnet.

Der Garten ist ganzjährig und täglich von 9 Uhr bis Sonnenuntergang zugänglich.

Wer mit dem Zug nach Weimar kommt, läuft zirka 20 Minuten bis zum Kirms-Krackow-Haus. Oder man steigt in die Buslinie 1 fährt bis zum Atrium und hat dann nur noch ca. 800 Meter zu Fuß zurückzulegen.