Die Thüringer Grünen wählen heute im Landtag ihre neue Fraktionsspitze. Mit Überraschungen sei nicht zu rechnen, heißt es. Aber stimmt das auch?

Die Fraktion kommt erstmals morgens um 8.30 Uhr zusammen. Zu Gast ist Landeswahlleiter Günter Krombholz. Er teilt den Abgeordneten nun auch offiziell die Rechtmäßigkeit ihres bei der Landtagswahl am 27. Oktober errungenen Mandates mit. Anschließend wird die Sitzung unterbrochen, weil die Grünen einen Termin im Vorfeld des Gedenkens der Pogromnacht am 9. November wahrnehmen.

Um 12 Uhr dann soll die Führungsriege neu gewählt werden. Bislang haben die beiden Schlüsselpositionen der Vorsitzende Dirk Adams und die Parlamentarische Geschäftsführerin (PGF) Astrid Rothe-Beinlich inne. Bei einer Fraktion, die von sechs auf fünf Parlamentarier geschrumpft ist, sollte man meinen, dass man sich schnell einig werden kann. Aber bei den Grünen, das hat die Vergangenheit gezeigt, sind gerade Personalien nie in Stein gemeißelt. Diese Erfahrung musste die damalige Spitzenkandidatin Rothe-Beinlich machen, die dem linken Flügel der Grünen zugerechnet wird. Sie hatte den Landesverband zehn Jahre lang geführt und wurde dennoch 2009 überraschend von der zu dieser Zeit vergleichsweise unbekannten Anja Siegesmund verdrängt, die ihr den Fraktionsvorsitz streitig machte. Auch wenn das Fundi-Realo-Denken bei der Ökopartei eigentlich der Vergangenheit angehört, bricht es sich immer mal wieder Bahn.

Und wie sieht es 2019 aus?

„Wir haben ein Ergebnis eingefahren, über das man nicht glücklich sein kann“, sagt Adams, der in diesem Jahr neben Siegesmund Co-Spitzenkandidat war. Er wolle deshalb alle vier Abgeordneten fragen, ob sie der Ansicht seien, dass er erneut kandidieren solle. „Wenn ich ein positives Votum bekomme, werde ich das gerne tun“, sagt Adams dieser Zeitung am Mittwoch. Einen Tag später steht fest, er macht es.

Wenn Adams als Vorsitzender kandidiere, „dann trete ich auch wieder als PGF an“, sagt Rothe-Beinlich. Madeleine Henfling hatte zuvor schon angekündigt, bei der Konstellation ihren Hut nicht in den Ring zu werfen. Olaf Müller zeigte ebenfalls keine Ambitionen.

Auch Siegesmund, die im rot-rot-grünen Bündnis noch Umweltministerin ist und dies auch gerne bleiben würde, hat kein Interesse an einem der Chefposten. „Ich unterstütze den Fraktionsvorsitzenden und die Parlamentarische Geschäftsführerin“, betont sie.

Es dürfte bei den Grünen also harmonisch zugehen.

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