Erfurt. Die Lehrinhalte sollten sich „an der Kernfamilie als Leitbild des privaten Zusammenlebens“ orientieren.

Die Thüringer AfD will die Sexualerziehung an den Thüringer Schulen nur noch im Biologieunterricht durch Fachlehrer gestatten. „Damit wird der Indoktrination durch schulexterne Experten beziehungsweise Lobbyisten entgegengewirkt“, heißt es in einem Gesetzentwurf der Landtagsfraktion, der dieser Zeitung vorliegt.

Die Lehrinhalte sollten sich zudem „an der Kernfamilie als Leitbild des privaten Zusammenlebens“ orientieren, heißt es. Auch müsse das „Erziehungsprimat der Eltern“ wiederhergestellt werden.

Allerdings kann die geplante Novelle des Schulgesetzes kaum noch in dieser Wahlperiode abschließend beraten werden. Kommende Woche findet die letzte reguläre Sitzung des Landtags vor der Wahl am 27. Oktober statt. Für Anfang Oktober ist noch eine Sondersitzung zum NSU-Abschlussbericht geplant.

„In den vergangenen Jahren wurde der ideelle Wert der Familie immer weiter ausgehöhlt“, begründete die Abgeordnete Wiebke Muhsal die Initiative. Zudem müsse der Unterricht auch „über sexuelle Gewalt und Ausbeutung“ aufklären. „Rollenbilder unterschiedlicher Kulturen“ sollten „kritisch analysiert“ werden. Muhsal: „Das Konfliktpotenzial, welches in interkulturellen Beziehungen besteht, wird zu häufig romantisiert oder verharmlost.“

Die Oppositionsfraktion will diesen Satz im aktuellen Gesetz streichen: „Bei der Sexualerziehung ist Zurückhaltung zu wahren sowie Offenheit und Toleranz gegenüber den verschiedenen Wertvorstellungen in diesem Bereich zu beachten.“ Dafür wurde der Satz eingefügt: „Das natürliche Schamgefühl und die individuelle Intimsphäre der Kinder sind zu schützen.“

Auch wenn der Vorstoß sehr spät kommt, dürfte er im Wahlkampf auf den Widerstand der Regierungsparteien von Linke, SPD und Grüne stoßen. Die AfD hatte in der Vergangenheit bereits in anderen Ländern ähnliche Debatten auslöst.