Weimar. Der umstrittene Investor Bofill unterschreibt weiteren Vertrag mit der Stadt Weimar.

Der umstrittene Investor Juan Javier Bofill Pellicer hat mit der Stadt Weimar einen weiteren Nachtrag zur Fertigstellung und Inbetriebnahme des historischen Hauses der Frau von Stein vereinbart. Weil der Termin 30. Juni 2019 nicht mehr zu halten ist, wurden vor allem Fristen der Fertigstellung und der öffentlichen Nutzbarkeit der einzelnen Bereiche neu und schärfer als bislang definiert.

Bofill mit Begleitung am Donnerstag auf dem Weg zum Notar. Foto: Michael Baar
Bofill mit Begleitung am Donnerstag auf dem Weg zum Notar. Foto: Michael Baar © zgt

Vorausgegangen waren dem Notartermin am Mittag allerdings weitere Eskapaden. Der Vertragstermin war eigentlich bereits für die vergangene Woche vorgesehen. Über eine Anwaltskanzlei ließ Bofill diesen jedoch einseitig um eine Woche verschieben und teilte es danach der Stadt mit. Am Donnerstagmorgen dieser Woche fehlte Bofill plötzlich ein Dolmetscher, um alle Nachfragen genau zu beantworten. Die Vertagung um eine weitere Woche lehnte die Stadt allerdings ab: Für 13 Uhr wurde ein neuer Notartermin angesetzt. Dabei unterschrieb Bofill offenbar den Nachtrag.

Oberbürgermeister Peter Kleine hatte nach seiner Amtsübernahme schnell Kontakt zu Bofill gesucht, weil der die Geduld der Stadt und der Weimarer inzwischen mehr als zehn Jahre strapaziert. Keinen Termin hielt er ein, bekam immer wieder Aufschub. Kleine wollte ihm angesichts des drohenden Rechtsstreits eine reale Chance geben, aber eine mit klaren Regeln. „Von Mai bis November 2018 ist dann tatsächlich viel passiert“, sagt der OB. „Deshalb wollte ich vor dem Ziel nicht vom Vertrag zurück- und in einen vielleicht jahrelangen Rechtsstreit treten.“

Der Nachtrag sieht nun vor, dass am 1. Januar 2020 die Bereiche des Hauses in Betrieb gehen, welche Wechsel- und Dauerausstellungen beherbergen. Bis Anfang Dezember 2019 sollen alle Bauarbeiten dafür abgeschlossen sein. Bofill hat sich verpflichtet, die Baustelle auch am 18. Mai zur Museumsnacht den Weimarern zu öffnen. Bis 30. Juni 2019 müssen Einbau und Funktionsfähigkeit der museumsbezogenen Hauselektrik, der Sanitär- und der Heizungsanlage, des Fahrstuhls sowie der Abwasser- und der Wasseranschluss nachgewiesen sein. Die vollständige Nutzungsaufnahme der Gebäudeteile für Hotelbetrieb, Gastronomie und Museumsshop soll spätestens am 1. Januar 2021 erfolgen.

„Man hätte mich vielleicht zwei Jahre gefeiert, wenn ich dem Spanier gleich das rote Tuch gezeigt hätte“, sagte Peter Kleine. „Nach fünf Jahren hätte man das anders ausgesehen.“ Kleine glaubt an die Chance, die geplante Eröffnung der Ausstellung zu sichern und einen langwierigen Rückabwicklungsprozess noch zu vermeiden.