London. Wikileaks-Gründer Julian Assange ist in London festgenommen worden. Ecuador hatte ihm das Asyl entzogen. USA wollen Auslieferung.

Wikileaks-Gründer Julian Assange ist am Donnerstag in London festgenommen worden. Das bestätigte die Londoner Polizei. Der 47-Jährige sei festgesetzt worden, weil er am 29. Juni 2012 nicht zu einem Gerichtstermin erschienen sei. Assange bleibe in Gewahrsam, bis er einem Haftrichter vorgeführt werde.

Zuvor hatte Ecuador bekannt gegeben, dass das südamerikanische Land ihm das Asyl entzogen habe. Assange hatte seit 2012 in der Botschaft in London gelebt. Das Kommunikationsministerium verbreitete auf Twitter ein Video, in dem Ecuadors Präsident Lenín Moreno den Schritt erklärt.

Die USA ersuchen Großbritannien um die Auslieferung von Assange gebeten. Die britische Polizei bestätigte, dass ein Ersuchen vorliege.

Polizei hatte Botschaft Ecuadors auf Einladung betreten

Die Polizei meldete, sie habe auf Einladung des ecuadorianischen Botschafters die Botschaft betreten, nachdem das Land Assange den Asylstatus aberkannt hatte. Botschaften stehen unter besonderem völkerrechtlichen Schutz: Sicherheitsbehörden des Gastlandes können die Gebäude nicht ohne Einladung betreten. So hatte sich Assange in dem Londoner Gebäude in Sicherheit bringen können, obwohl ein Haftbefehl gegen ihn vorlag.

Ein Video, das verschiedene Medien über Twitter verbreiten, zeigt, wie Assange von Beamten in Zivil aus der Botschaft gebracht wird.

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Die Enthüllungsplattform Wikileaks, als deren maßgeblicher Mitbegründer Assange gilt, verurteilte die Festnahme. „Ecuador hat das politische Asyl von Assange unter Verstoß gegen das Völkerrecht rechtswidrig gekündigt“, schreibt die Organisation auf Twitter.

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Ecuadors Präsident Moreno erklärt Asyl-Entzug

Assange verliere den Asylstatus wegen unhöflichen und aggressiven Verhaltens, erklärt Moreno in dem Video, und wegen feindseligen und drohenden Statements von mit Wikileaks verbundenen Organisationen gegenüber Ecuador.

Vor allem aber das Verletzen von internationalen Abkommen habe dazu geführt, dass das Asyl für Assange nicht habe aufrecht erhalten werden können, so Moreno.

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Sechs Jahre und zehn Monate lang habe Ecuador die Menschenrechte von Julian Assange geschützt und ihn in der Londoner Botschaft versorgt. Assange habe aber wiederholt Regeln und Normen verletzt, vor allem die, sich nicht in die internen Angelegenheiten anderer Länder einzumischen.

Als Beispiel nennt Moreno einen Fall aus dem Januar, als Wikileaks interne Dokumente des Vatikans veröffentlichte. Vorher und nachher habe Assange in der Botschaft Wikileaks-Mitglieder empfangen; das belege, so Moreno, dass Assange immer noch mit der Gruppe verbunden sei.

Assange soll in der Botschaft Störgeräte installiert haben

Weiter wirft Ecuadors Präsident dem 47-Jährigen vor, in der Botschaft elektronische Störgeräte installiert und Überwachungskameras blockiert zu haben. Zudem habe er Wachpersonal schlecht behandelt und sich unerlaubt Zugang zu Sicherheitsdokumenten verschafft.

Assange selbst habe betont, er sei isoliert. Nach Angaben Morenos lehnte er die ihm von der Botschaft angebotene Internetverbindung ab, habe aber über ein Handy mit der Außenwelt kommuniziert.

Schon im Sommer 2018 war spekuliert worden, dass Ecuadors Präsident Assange das Asyl entziehen könnte.

Julian Assange befürchtet Auslieferung an die USA

Der Australier hatte seit 2012 in der ecuadorianischen Botschaft in London gelebt, um sich einer Auslieferung nach Schweden zu entziehen. Dort war wegen Vergewaltigungsvorwürfen gegen ihn ermittelt worden.

Assange fürchtete auch, er könne an die USA ausgeliefert werden. Dort könnte dem Aktivisten wegen seiner Arbeit für Wikileaks eine Gefängnisstrafe drohen. In Schweden waren die Ermittlungen gegen Assange 2017 eingestellt worden.

Assange wegen Aktionen im US-Wahlkampf in der Kritik

Bekannt wurde die Wikileaks unter anderem durch die Veröffentlichung von brisanten US-Dokumenten aus den Kriegen in Afghanistan und im Irak. Wegen der Informationen, die sie als Mitglied des US-Militärs an Wikileaks weitergeleitet hatte, war etwa Whistleblowerin Chelsea Manning zu einer langen Freiheitsstrafe verurteilt worden.

Zuletzt war Assange in die Kritik geraten, nachdem während der heißen Wahlkampfphase in den USA vertrauliche E-Mails von Servern der Demokraten gestohlen und teils auf Wikileaks veröffentlicht wurden.

Das wurde als gezieltes Störfeuer gegen die demokratische Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton gewertet. Die Server der Demokratien waren nach Erkenntnissen von IT-Sicherheitsexperten von russischen Hackern geknackt worden. Das russische Präsidialamt äußerte sich bereits kurze Zeit nach der Festnahme. Russland hoffe, dass die Rechte Assanges nicht verletzt würden, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow in Moskau.